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Georg von Hertling

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    1. August 1843 in Darmstadt

† 4. Januar 1919 in Ruhpolding, Oberbayern Georg Freiherr (seit 1914: Graf) von Hertling war ein deutscher Politiker (Zentrumspartei) und Philosoph.

Georg Friedrich Freiherr von Hertling, ein aus einer katholischen, rheinpfälzischen Familie stammender Sohn eines hessischen Hofgerichtsrates, studierte Philosophie in München, Münster und Berlin, wo er 1864 promovierte. 1863 auf der 15. Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands in Frankfurt legte er in einer vielbeachteten Rede die historische Situation dar, die zur Gründung katholischer Studentenvereine geführt hatte und ihnen eine große Zukunft voraussagte.

„Diese neuen Vereine erkannten, wie nur auf der sicheren Grundlage der Religion ein lebenskräftiger Organismus erwachse, nur durch das Band der Religion alle anderen Ideen zu einem harmonischen Ganzen vereinigt werden könnten. Nur an der Hand eines religiös-sittlichen Prinzips glauben sie die erste Aufgabe lösen zu können, die sich stellte: die Heranbildung „echt männlicher Charaktere.” Als zweite Aufgabe wird die Teilnahme am „religiös-wissenschaftlichen Kampf der Gegenwart” bezeichnet. Schließlich wird „Freundschaft und Geselligkeit dort blühen, wo ein gemeinsames Ziel alle vereint”.

Nach seiner Habilitation 1867 in Bonn wurde der bekennende Katholik wegen des Kulturkampfes dort erst 1880 auf eine außerordentliche Professur berufen, eine Erfahrung, die dazu beitrug, dass sich H. führend an der Gründung der "Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland" beteiligte, deren Präsident er bis zum seinem Tode 1919 blieb. H. erhielt 1882 einen Ruf auf eine ordentliche Professur nach München. Inzwischen war neben die akademische auch eine politische Tätigkeit getreten, H. gehörte von 1875-1890 und von 1896-1912 als Vertreter des Zentrums dem Reichstag an, wo er sich erst sozialpolitischen, später vor allem außen- und finanzpolitischen Fragen widmete; von 1909-1912 war er, der sich für die Ausöhnung des deutschen Katholizismus mit dem preußisch-protestantisch geprägten Nationalstaat einsetzte, Vorsitzender der Zentrumsfraktion. Am 9. Februar 1912 berief der Prinzregent Luitpold H. zum Vorsitzenden des bayerischen Staatsministeriums; die Beauftragung eines Vertreters der Mehrheitsfraktion im Landtag mit dem Amt des Ministerpräsidenten deutete auf eine "Parlamentarisierung" Bayerns hin. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte H. die Positionen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg und lehnte nach dessen Sturz 1917 die Übernahme der Reichskanzlerschaft ab. Erst nach dem Scheitern von Bethmanns Nachfolger Georg Michaelis übernahm der körperlich bereits hinfällige Hertling doch noch die Ämter des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Die Regierung Hertling schien einen weiteren Schritt zur Parlamentarisierung des Reiches darzustellen, da der neue Kanzler sein Regierungsprogramm vorab mit den Mehrheitsparteien des Reichstages abstimmen musste und mit dem Linksliberalen Friedrich von Payer als Vizekanzler und dem Nationalliberalen Robert Friedberg als stellvertretender Ministerpräsident zwei altgediente Parlamentarier als Verbindungsmänner zu den Parteien in die Kabinette aufgenommen wurden. Doch gelang es in der Folgezeit Hertling weder gegen die Oberste Heeresleitung einen Frieden ohne Annexionen durchzusetzen, noch die von den Mehrheitsparteien geforderte Wahlrechtsreform in Preußen voranzutreiben. Am 3.Oktober 1918 wurde Hertling als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident von Prinz Max von Baden abgelöst.<br< Aus Hertlings Ehe mit Anna von Biegeleben (1845-1919) gingen ein Sohn und fünf Töchter (davon eine früh verstorben) hervor.

Zu Ehren Georg von Hertling vergibt der KV die Georg von Hertling Medaille