Zum Hauptinhalt springen

Drubbel

Der Drubbel

Der Drubbel war eine kleine Häuserzeile, die sich direkt nördlich der Lambertikirche befand. Schon im 10. Jahrhundert wurde der Platz an der nordöstlichen Domburgseite bebaut. Im Drubbel befand sich u. a. die bischöfliche Münze. Die Fachwerkhäuser wurden erst Ende des letzten Jahrhunderts abgebrochen. Heute zeugt von ihnen noch der Straßenname und der ehemalige Umriß, der durch eine graue Pflasterung im Straßenbelag kenntlich gemacht ist. Quelle: Compendium Germaniae

Der Münsteraner KV-Ortszirkel Drubbel

Wie in jeder größeren deutschen Stadt gibt es auch in Münster als Zusammenschluß der ortsansässigen KVer einen Ortszirkel. Dieser Ortszirkel nennt sich „Drubbel” nach einer Ansammlung von 13 kleinen und kleinsten Häuschen in der Nähe der Lambertikirche. Dieses merkwürdige Baugebilde existiert heute allerdings nicht mehr. Die Häuser mußten im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts den Anforderungen eines modernen Stadtverkehrs weichen. Die genaue Gründungsgeschichte des Ortszirkels ist nicht überliefert worden. Man vermutet aber, daß der seit 1878 jährlich stattfindende westfälische Philistertag — seit 1897 ist belegt, daß er vom Philisterzirkel vorbereitet wurde — seit seiner Einrichtung unter der Obhut des Ortszirkels stand. Der Münsteraner Ortszirkel nimmt deshalb 1877 als Gründungsjahr an. Damals war der KStV Germania der einzige bestehende Kartellverein vor Ort, so daß dieser auch Ursprung des Ortszirkels sein dürfte. Der erste in den Akademische Monatsblätter (AM) erwähnte Vorsitzende war der Gymnasiallehrer KB DR. EGEN (Gm), der Großvater des Wiedergründungsseniors der Markomannia von 1952, BB DR. VIKTOR EGEN SEN. Zu den Programmschwerpunkten zählen z.B. akademische Vorträge (u.a. musikalische Vorträge, Diavorträge oder religiöse Vorträge), der Totengedenkgottesdienst am Buß- und Bettag und das alljährliche Nikolaus-Herrenessen, zu dem die Aktiven vor Ort eingeladen werden.

Auf dem Papier umfaßt der Ortszirkel ca. 300 Mitglieder. Durch die Präsenz von sechs aktiven KV-Korporationen und drei Altherrenvereinen ohne Aktivitas, die von ihren Bundesbrüdern ebenfalls Engagement erwarten, ist das Dasein des Ortszirkels gemessen an der Zahl der Mitglieder ein eher bescheidenes. Der aktive Kern des Ortszirkels reduziert sich auf ca. 30 Kartellbrüder und ebenso viele Damen.

Aus der Chronik zum 100jährigen Bestehen des Ortszirkels Drubbel 1977

Als nach der langen Zeit des Verbotes und der Kriegswirren der münsterische Philisterzirkel im Sommer 1957 erstmals wieder eine VV ausrichten durfte, veröffentlichte der damalige Studienrat i.R. Dr. Ludger Heidtmann (Tsk. Mon) in den Akademischen Monatsblättern (Jg. 69/1957) die Ergebnisse seiner Erkundungen über die Geschichte des "Drubbel". Er führte hier aus:

"Im Correspondenzblatt des KV Nr. 26 vom 1.5.1877 wird in einem Aufsatz von Dr. jur. Görtz, Trier, „Zur Philisterfrage" diese als eine seit einer Reihe von Jahren offene Frage bezeichnet. Zwei Wege seien bisher zur Zusammenfassung der Philister gewiesen worden:

  1. Altherrenvereine der einzelnen Korporationen,

  2. Einteilung ganz Deutschlands in so viele Kreise, wie es Verbandsvereine gibt/und Überweisung sämtlicher Philister dieser Kreise an den betreffenden Verein.

„Kreisversammlungen" sollten jährlich bei Gelegenheit des Stiftungsfestes des betreffenden Vereins stattfinden. Dieses Projekt sei auf der GV zu Göttingen 1873 begraben und die ganze Sache mit einer sehr schalen allgemeinen Resolution abgetan worden. Dr. Görtz macht dann in seinem Aufsatz den Vorschlag, von Zeit zu Zeit Kongresse der Philister in bestimmten Bezirken abzuhalten und lädt sämtliche Philister Westdeutschlands auf Pfingstdienstag 1877 nach Bonn ein. Solche Zusammenkünfte in größeren Gebietsräumen waren die Ansatzpunkte zu einer festeren Organisation der Philister in unserem KV. In Münster fand am 10. Juli 1897 der 20. Westfälische Philistertag statt. Es wird mitgeteilt (AM, 9. Jahrg., Nr. 8, S. 276, 293), daß seit 1878 jährlich in der Zeit um Peter und Paul ein westfälischer Philistertag stattgefunden habe. Da der Philisterzirkel in Münster die Tagung vorbereitet und einlädt, ist anzunehmen, daß er auch zum 1. Westfälischen Philistertag eingeladen hat und ein Zusammenschluß der Philister in Münster, vielleicht in Anlehnung an den einzigen dort bestehenden Kartellverein Germania, schon 1877 bestanden hat. Der Philisterzirkel in Münster könnte so im Jahre der VV in Münster (1957) auf eine Geschichte von 80 Jahren zurückblicken. Aktenmäßige Angaben über seine Gründung können nicht gemacht werden. Die Nr. 1 des 1. Jahrgangs der „Akademischen Monatsblätter" bringt auf S. 15 eine Anzeige aus dem Jahre 1888 über regelmäßige Zusammenkünfte des Philisterzirkels an jedem ersten Montag im Monat im heute nicht mehr bestehenden Restaurant Stieger am Alten Fischmarkt. Im 2. Jahrgang der AM, S. 69, wird als Anschrift des Philisterzirkels angegeben die des Gymnasiallehrers Dr. Egen, der später Direktor des Gymnasiums in Warendorf war. Somit wäre der erste Name in der „Königsliste" des Philisterzirkels in Münster gewonnen. Zehn Jahre später, 1898, lesen wir in den AM, 10. Jahrg., S. 387, von der Gründung eines Westfälischen Philisterverbandes auf Grund dort abgedruckter Satzungen, dessen erster Vorort der Philisterzirkel in Münster wurde. Außer diesem erklärten ihren Beitritt die Philisterzirkel Nethegau, Recklinghausen und Warendorf. Der Philisterzirkel in Münster hatte sich schon am 4. Januar 1893 eine Satzung gegeben, die in 7 Paragraphen in den AM, 6. Jahrg., Nr. 8, S. 112, abgedruckt ist. Auf Grund der Satzung erklärten sofort 42 Philister ihren Beitritt. Im Jahre 1895 waren 64 Philister Mitglieder des Zirkels. Die Gründung von Zirkeln in anderen Orten Westfalens scheint nur langsam zum Zuge zu kommen. In den AM, 8. Jahrg., Nr. 10, S. 298, ist unter dem 28. Juni 1896 ein „Aufruf zur Gründung von Philisterzirkeln" abgedruckt."

Diese Ausführungen unseres inzwischen in die Ewigkeit gegangenen Kartell-und Stammtischbruders Heidtmann sind auch heute noch gültig, wenngleich sie durch einige neue Erkenntnisse ergänzt werden können. Das von Heidtmann angesprochene Ringen um die Organisation der Verbandsphilister hat noch länger angehalten. Die Zahl der in den Beruf tretenden Alten Herren aus den wenigen damals bestehenden Kartellvereinen war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts noch gering. So lag es nahe, sie zunächst in größeren Regionalverbänden zusammenzufassen, deren Schwerpunkte am Sitz eines Kartellvereins zu suchen waren. Da im nordwestdeutschen und insbesondere westfälischen Raum nur die Germania in Münster existierte, kam als Sammelpunkt der Verbandsphilister aus den genannten Räumen nur Münster in Frage. So sind hier auch die Anfänge des westfälischen Philisterzusammenschlusses zu suchen. Als in Münster am 10. August 1881 der "4.Kongreß der Philister Nordwest-Deutschlands" tagte, wurde die Frage der Philistervereinigungen eifrig beraten und debattiert. Hier beschloß man, die allzu weitmaschige Organisation der Altherrenschaft des Verbandes enger zu knüpfen, und es wurde bei dieser Gelegenheit insbesondere Münster aufgefordert, nunmehr sich vornehmlich als örtlicher Philisterzirkel zu verstehen. Damit machte man den Weg zur Gründung weiterer Ortszirkel frei. Im "Correspondenzblatt" des Verbandes, dem Vorläufer unserer Akademischen Monatsblätter, werden in Nr. 36 vom 15. Dezember 1881 auf einem eigenen Blatt mit der Überschrift "Philisterzirkel" nur zwei aufgeführt und zwar der Kölner Philisterverein "Häuschen" und der Philisterzirkel in Münster, also die beiden diesjährigen Jubelzirkel. Weitere gab es damals im Verband offenbar noch nicht. Bei Münster wird hier folgendes angekündigt: "Mitglieder des münsterischen Philisteriums versammeln sich allwöchentlich am Montag, abends nach 8 Uhr, in der Restauration Stieger, Alter Fischmarkt 19/20. Anfragen bittet man zu richten an Dr. Tumbült, Clemensstraße 17." So war also damals schon der Philisterzirkel des KV in Münster existent und sein erster Vorsitzender war Dr. Georg Tumbült, so daß wir seinem Nachfolger Egen das Königszepter nehmen müssen, das ihm Heidtmann verlieh.

Tumbült war damals ein eben promovierter junger Mann, der durch viele Publikationen auch zur Westfälischen Geschichte — insbesondere der Wiedertäufergeschichte — sich wissenschaftlich einen Namen machte. Er verließ 1885 Münster zur weiteren archivalischen Berufsausbildung, wurde alsbald Archivrat und Leiter des Fürstlich-Fürstenbergschen Archivs in Donaueschingen und starb hochbetagt 1947. Nach dem Fortgang Tumbülts nahm der damalige Oberlehrer Dr. Alfons Egen das schon erwähnte Zepter des Drubbels in die Hand und schwenkte es ein Jahrzehnt. Er war ein gewandter Redner mit einer mächtigen Stimme, wie es in der Festschrift "Hundert Semester Germania" heißt. Im Jahre 1895 ging Egen als Gymnasialdirektor nach Warendorf und überließ den Vorsitz im Philisterzirkel seinem Kollegen, dem Oberlehrer am Paulinum Dr. Joseph Werra. Seine Amtszeit währte nur ein Jahr, schon 1896 ging er als Direktor an das Gymnasium in Vechta, kehrte allerdings später nach Münster zurück, wurde Direktor des städtischen Gymnasiums und Geheimer Studienrat. Noch unter Egen hatte sich der Zirkel eine eigene Satzung gegeben. Sie lautete:

§ 1. Der Münsterer Philisterzirkel hat den Zweck, die in der Stadt Münster in Westfalen und ihrer Umgebung wohnenden Philister des Verbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands einander zu nähern, um in ihnen das Interesse für den Verband und seine Bestrebungen zu erhalten und zu beleben.

§ 2. Zur Förderung dieses Zweckes wird monatlich zweimal eine Zusammenkunft abgehalten, zu der die Mitglieder jedesmal durch besondere Einladungskarten eingeladen werden.

§ 3. Mitglied wird jeder Verbandsphilister, der schriftlich oder mündlich seinen Beitritt erklärt.

§ 4. Die Mitglieder zahlen einen jährlichen Beitrag von 2 Mark, der in halbjährlichen Teilzahlungen von 1 Mark erhoben wird.

§ 5. Zur Führung der Geschäfte und zur Leitung der Zusammenkünfte wird auf die Dauer eines Kalenderjahres ein Vorstand gewählt, der aus einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden Vorsitzenden und einem Schriftführer, der zugleich Kassenwart ist, besteht. Scheidet während der Amtsdauer ein Vorstandsmitglied aus, so ergänzt der Vorstand sich selbst.

§ 6. Der Austritt aus dem Philisterzirkel steht den Mitgliedern jederzeit frei, jedoch ist dem Vorsitzenden oder einem anderen Vorstandsmitgliede davon Nachricht zu geben.

§ 7. Der Philisterzirkel ist Mitglied der Görres-Gesellschaft.

Den mit dem Weggang Werras verwaisten Präsidentenstuhl nahm der damalige Beigeordnete der Stadt Münster Franz Gielen ein. Er führte den Zirkel in das 20. Jahrhundert, ging jedoch 1903 nach Mönchen-Gladbach, wo er sich als Oberbürgermeister große Verdienste erwarb. Nachfolger im Drubbelvorsitz wurde der Arzt Dr. Wilhelm Buss. Nach dreijähriger Amtszeit übergab er die Leitung des Drubbels 1906 an Clemens Wesemann. Wie sein Vorgänger war auch er damals Beigeordneter der Stadt und folgte ebenso bald einem Ruf nach auswärts. Im Jahre 1908 wählte ihn Bocholt zu ihrem Ersten Bürgermeister und dort steht er noch heute in hohem Ansehen. Auch er kehrte später als Vizepräsident der Regierung nach Münster zurück. An Wesemanns Stelle übernahm 1908 Rechtsanwalt Hermann Terrahe die Leitung des Zirkels. Ihn löste um das Jahr 1912 der damalige Direktor des Gymnasium Paulinum und Geheime Studienrat Dr. Simon Peter Widmann ab, "ein als Gelehrter, Schulmann und Mensch gleich bedeutender Mann", wie ihn sein Amtsnachfolger KB Julius Uppenkamp, der Gründungsphilister der Markomannia und verdiente AH der Germania in einem Nachruf charakterisierte. 1915 übernahm erneut Hermann Terrahe, nun mit dem Titel eines Justizrates geschmückt, den Drubbel und führte ihn durch die Kriegs- und erste Nachkriegszeit. Die Germania ernannte sowohl Gielen wie auch Widmann und Terrahe wegen ihrer Verdienste um den Orts-KV zu Ehrenphilistern.

In der Folgezeit wählte der Drubbel 1921 den damaligen Regierungsrat August Schöttler, 1924 den Reichsbahnrat Hermann Fricke, 1927 den Studienprofessor August Vollmer, 1928 den Regierungs- und Schulrat Dr. Otto Hindrichs zu ihren Vorsitzenden. Hindrichs, der schon bald zu Beginn der Naziherrschaft als "politisch unzuverlässig" seines Amtes bei der Regierung in Münster enthoben wurde, gab gegen Ende 1933 die Leitung des Zirkels ab, um dessen Existenz nicht zu gefährden, eine Entscheidung, die ihn ehrte. Die Cimbria, der er als AH angehörte, verlieh ihm, dem ehemaligen Vorortspräsidenten des KV, die Würde eines Ehrenphilisters. An Hindrichs Stelle trat Chefarzt Dr. Karl Lentze. Auf der Generalversammlung vom 7. Oktober 1935 wurde noch Oberregierungs- und Medizinalrat Dr. Hans Pusch zum Vorsitzenden des Drubbels gewählt, doch waren ihm nur wenige Monate Amtszeit vergönnt. Ihm oblag die traurige Aufgabe, den Zirkel aufzulösen. Gleichwohl hat er getreulich insgeheim die Fahne des Zirkels in schwerer Verfolgungszeit hochgehalten und ihn wiederbelebt, als die geänderten politischen Verhältnisse es gestatteten, worüber noch zu berichten sein wird.

Den Namen "Drubbel" als besonderes Charakteristikam des münsterischen Zirkels gab man sich um das Jahr 1904, als in der Stadt der Abriß jenes eigenartigen kleinen Häuserkomplexes inmitten der Altstadt zur Debatte stand, der den Namen "Drubbel" seit alters trug (s. Abb.). Es war offenbar der Wunsch der Mitglieder des Zirkels gewesen, diesen altvertrauten Namen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Der "Drubbel" als Stadtkern fiel 1906 der Spitzhacke zum Opfer, der "Drubbel" als Philisterzusammenschluß im örtlichen KV aber trug den Namen weiter und wird es hoffentlich noch lange tun.

Die Zahl der Mitglieder ist für das Jahr 1894 mit 42 überliefert. In den Jahren zwischen 1910 und 1920 schwankte sie nach Auskunft der Adreßbücher der Stadt Münster, wo damals der Philisterzirkel unter der Rubrik "Gesellige Vereine" sinnigerweise unmittelbar vor den münsterischen Karnevalsvereinen rangierte, zwischen 130 und 150, schnellte dann aber rasch empor. 1927 gehörten dem Zirkel 281 AHAH an, 1929 zählte er bereits 320 Mitglieder, Man ging mit etwa 350 AHAH in das "Dritte Reich". Erstes Tagungslokal war, wie eingangs erwähnt, das Restaurant Stieger am Alten Fischmarkt, ein alter Gasthof, der später den Namen "Ritterbräu" führte. Er fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Um die Jahrhundertwende tagte man im Hotel Franke an der Telgter Straße. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, später wiederaufgebaut, ist es in den frühen 70er Jahren erneut Heimstatt des Drubbel gewesen. Um das Jahr 1903 zog man in das Hotel Moormann um, das sich in Offerten jener Zeit als "Haus ersten Ranges mit 60 Zimmern und Salons, neu renoviert, mit elektrischem Licht und Centralheizung" anbot. Unter dem Namen "Fürstenhof" ist es der älteren Generation noch gut bekannt. Einige Jahre darauf wechselte der Zirkel zum Gasthof Beiderlinden in der Clemensstraße und traf sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges abwechselnd dort und in dem 1907 neu erbauten Weinrestaurant Niemer an der Salzstraße, dessen Familienmitglied Karl lange Zeit als Schriftführer des Drubbels fungierte. In der Kriegszeit war weiterhin Beiderlinden Vereinslokal, doch verkehrte man auch wohl im Hotel Monopol am Servatiiplatz oder in der Ratsschänke am Drubbel. Schließlich ging man 1919 für mehr als 1 1/2 Jahrzehnte ins Cimbernhaus an der Krummen Straße. Dieses von der Korporation eben erworbene ehemalige Vereinshaus der Gesellschaft "Union" war nach erfolgtem Umbau — was Lage und Ausstattung betraf — ein besonders geeignetes Tagungslokal. Hier hat sich der Drubbel offenbar besonders wohlgefühlt.

Man traf sich ursprünglich jeden Montag, in den Jahren 1900 bis 1920 auch wohl jeden ersten und dritten Dienstag, schon mal auch donnerstags. Bei Beiderlinden wurde Wein getrunken, sonst aber — gemäß altem studentischen Wahlspruch "cerevisiam bibunt homines" — nur Bier.

Nachrichten über das Leben und Treiben im Drubbel aus den ersten Jahrzehnten seines Bestehens sind nur spärlich erhalten. Zu den frühesten dieser Art gehört eine Einladung aus dem Jahre 1910, wo zur Karnevalszeit der münsterische KV zu närrischem Treiben geladen ward. Das angekündigte "Große sezessionistisch-humoristisch-satyrische Liebesdrama" wird mit seinen "unglaublichen Schwierigkeiten" zweifelsohne die Herzen der Philister und ihrer Damen sehr ergötzt haben und da der Chronist glaubt, daß das auch heute noch der Fall sein könnte, hat er es nebenan ablichten lassen. Nicht immer so turbulent, doch munter und fröhlich ist es zur Karnevalszeit bis auf unsere Tage im Drubbel zugegangen,und in einer der letzten Einladungen des Drubbels vor seiner Suspendierung lud man 1933 zu einem karnevalistischen Familienfest ein, "das in herkömmlicher Art und Weise am Karnevalssonntag, dem 20. Februar, 20h s.t., in sämtlichen Räumen des Cimbernhauses" stattfand. Karnevalistische Abzeichen, so hieß es seien erwünscht, doch nicht Bedingung!

Einen frühen Stimmungsbericht gibt uns auch eine Notiz in den AM vom 25. März 1913. Sie ist mit den hier angesprochenen Sorgen und Nöten fast ein Zeitdokument. Es lautet:

Philisterzirkel Drubbel, Münster i.W. Zeitweise konnte mancher in den letzten Jahren glauben, ein Teil „alter Häuser" des „Drubbels" sei auf Abbruch verkauft oder schon niedergerissen. Denn zuweilen traf sich nur ein „Drübbelchen" alter treuer Mitglieder auf den Weinabenden. Eine stärkere Beteiligung zeigte alljährlich das Nikolausgänseessen. Der hl. Nikolaus brachte in diesem Jahre den Entschluß, wieder wie in früheren Jahren ein Winterfest zu feiern. Eine Kommission wurde unter dem Vorsitze des Herrn Architekten Alexander Cazin gebildet, der sich Herrn Provinzialbaurat Heidtmann als Beirat sicherte und den Schriftführer des Philisterzirkels, Herrn Rechtsanwalt Tümler, und von jeder Münsterschen Korporation einen jüngeren AH zuzog. Es galt besonders, eine ausreichende Anzahl junger Herren zu gewinnen, die dem Drubbel noch fernstehenden jüngeren AHAH heranzuziehen und die in der Teilnahme an gewöhnlichen Abenden säumigen Mitglieder für das Fest zu interessieren. Der Beziehung des Philisterzirkels zu der Aktivitas der Münsterschen Korporationen wurde durch Einladungen an diese Rechnung getragen. Dieser Einladung leisteten von jeder Korporation einige Vertreter Folge. — Daß ein Winterfest des Philisterzirkels allen Mitgliedern erwünscht war, zeigte die große Zahl der Teilnehmer (120), die sich in den Sälen des „Zwei Löwenclubs" am 12. Januar einfanden. Diese Zahl muß in Anbetracht der Tatsache, daß sich in diesem Jahr in Münster die verschiedensten Feste in kurzen Abständen folgten, als äußerst günstig hervorgehoben werden. Das Fest wurde in Vertretung des ersten Vorsitzenden, des Herrn Gymnasialdirektors Dr. Widmann, von Herrn Professor Döring als zweiten Vorsitzenden geleitet, der während des Festessens in einer Ansprache die Bedeutung der Philisterzirkel im Verbandsleben hervorhob. Seinen Wunsch, der Philisterzirkel „Drubbel" möge sich in den bisherigen Bahnen weiter entwickeln und stets neue junge Mitglieder heranziehen, bekräftigten alle Festteilnehmer durch ein Hoch auf den „Drubbel". Zum Sprecher des Vertreters der aktiven Korporationen machte sich der Senior des ältesten K.V. Germania. Nachdem Herr Dr. Jacobfeuerborn (AH d. Gm.) in einer begeisterten Rede der „deutschen Frau" herrliche Kränze geflochten hatte, kündigten Walzermelodien den weiteren Verlauf des Festes an. In angeregter Stimmung blieb man noch recht lange zusammen. Wenn der „Drubbel" im nächsten Jahre wieder zu seinem Winterfest einladet, hoffen wir auf eine noch größere Anzahl Teilnehmer, auch wünschen wir, daß die jüngeren AHAH im Laufe des Jahres den alten „Drubbel" gern aufsuchen werden.

L. H. Von den in diesem Artikel erwähnten Jahresfesten des Drubbel war sicher das Nikolausessen einer der Höhepunkte. In der dem Festschmaus folgenden Verlosung lockte mancherlei Wild aus den Revieren der Drubbeljäger als Gewinn. Gern weilte bei dieser Gelegenheit der damalige Diözesanbischof Dr. Johannes Poggenburg, AH der Germania, unter seinen Kartellbrüdern und trug sich dabei stets als erster als "+ Johannes, Bischof von Münster (Germ.)" mit seinem Wahlspruch "Crux Christi nostra salus" in das Anwesenheitsbuch ein. Viel Freude machte auch das Spanferkelessen im November, von dem wir vermuten, daß es Dr. Otto Hindrichs als Novum in den "Festkalender" eingeführt hat. Den fröhlichen Geist bei diesen Festgelagen geben köstlich die beigefügten, in launischen Augenblicken mit leichter Hand in das Drubbelbuch hingeworfenen Skizzen wieder. Wir glauben, sie unseren Lesern nicht vorenthalten zu dürfen.

Der bald hereinbrechende Weltkrieg hat sicherlich das Leben im Zirkel maßgebend beeinflußt. Viele Mitglieder mußten hinaus ins Feld, manche kehrten nicht wieder. Doch bald nach Kriegsende begann sich auch das KV-Leben in Münster wieder zu regen. Hier wird zweier Ereignisse gedacht werden müssen, an denen der Chronist nicht vorübergehen kann. Wie schon erwähnt, hatte 1919 die Cimbria sich für 135.000 Mark ein neues Haus erworben, das sie dank der nachfolgenden Inflation alsbald aus der Westentasche bezahlen konnte. Der Neuerwerb wurde vom 26. bis 29. September 1919 mit einem "Triduum" gefeiert. Bei dem großen Festkommers - den man zusammen mit dem gesamten münsterischen KV-Philisterium feierte — erschien zur allgemeinen Überraschung auch der damalige kommandierende General Freiherr von Watter. Ihm trug man das Präsidium des inoffiziellen Teils der Kneipe an, eine Aufgabe, die der General zur Freude aller schwungvoll löste. "Es dürfte das erste Mal gewesen sein, daß ein kommandierender General in Deutschland das Präsidium in einem katholischen Studentenverein geführt hat" schrieb der münsterische Anzeiger damals und kennzeichnete treffend, wie sehr sich inzwischen die Verhältnisse auch im katholischen akademischen Raum unseres Vaterlandes geändert hatten.

Im Cimbernhaus empfing der münsterische KV am 4. November 1924 auch den damaligen Reichskanzler Marx, unseren Kartellbruder. Er schrieb ins Goldene Buch der Cimbria: "Treues Festhalten an unseren Grundsätzen, das soll unsere Losung sein." Eine Art Chronik des Zirkels stellen die Anwesenheitsbücher des Drubbel dar, die seit 1925 erhalten sind, in unserem Beitrag kurz "Drubbelbücher" genannt. Sie bringen außer den Namen der jeweils an den Stammtischen oder Drubbelfesten teilnehmenden Kartellbrüder und [sic]-schwestern[sic] manche chronikalische Notiz, die uns heute wertvoll ist. Viel Frohsinn tritt uns in ihnen entgegen, manchen lustigen Vers, oft in später Stunde verbrochen, liest man noch heute mit Herzenslust und auch mit Schmunzeln. Was soll man beispielsweise zu jener Maifeier sagen, die von den Stammtischbrüdern am 1. Mai 1928 zelebriert wurde? Im Drubbelbuch steht darüber folgendes verzeichnet:

  1. Mai 1928, 0 Uhr. Beginn der Maifeier

(Protektorat Austrup, Beigeordneter Eickenscheidt)

Festfolge:

  1. Allgemeines Lied: Der Mai ist gekommen.

Sämtliche Strophen wurden einwandfrei gesungen. Der Dirigent, Herr Privatdozent Prof. in spe Dr. Feilerer, stellte fest, daß der Ton zum Schluß noch gehalten wurde.

  1. Ausstoßen des Maibocks.

  2. Festrede des Dir. Heckenkamp über das Thema "Wie einst im Mai". Inzwischen Bereitung des Maitrunks.

  3. Allgemeines Lied: Drauß' ist alles so prächtig (durch eine Sondergesandschaft festgestellt!)

  4. Tempus utile.

  5. Tempus ex.

  6. Hymnus auf die Jugend (Einige sind schon in die Kindheit geraten).

Lied: Aus der Jugendzeit.

  1. Herr Dr. Feilerer erklärt, noch niemals geliebt zu haben. Die Corona hofft, daß der Mai hierin eine grundlegende Wandlung herbeiführen würde.

  2. Geschichtlicher Vortrag des Herrn Dr. Heidtmann "Über das Leben der Völker im Monat Mai" unter Berücksichtigung der neuesten Ausgrabungen des Herrn Dr. Meyer auf dem Himalaya.

  3. Vorbereitung des Maiganges.

  4. Maikäferfang der Herren Dr. Heidtmann, Dr. Feilerer, Dr. Meyer.

Schluß 1.45 Uhr.

Die meisten der fröhlichen Teilnehmer der Mairunde leben heute nicht mehr. Aber der damalige Professor in spe Feilerer wurde alsbald "ordentlicher" Professor und auch das Lieben hat ihn der Mai noch gelehrt. Er ist heute Mitglied des ebenfalls jubilierenden Kölner Philisterzirkels "Häuschen". "Coco" Heidtmann, derzeit noch Studienrat am Paulinum und späterer Chronist unseres Drubbel, deckt längst der Rasen, ebenso den immer KV-bewußten Apotheker Meyer, Vater von Ännchen Lauscher, dessen Name natürlich zur Gedankenassoziation mit dem damals gängigen Schlager "Was macht der Meyer auf dem Himmalaya" reizte. Der Stammtisch war immer rege besucht, etwa 20 Zecher fanden sich montags ein, mal mehr, mal weniger. Am 9. Februar 1929 passierte es sogar, daß "Vati" Reinhard, der bekannte Familia-Sacra-Forscher, alleine zu Tische saß. Flugs griff er zur Feder und hielt seinen beklagenswerten Zustand in folgendem Gedicht fest:

Einsam saß ich und verlassen, horcht auf Schritte in den Gassen, doch nur Fastnachtstrubel scholl empor! Ach, da kam mit halben Tränen mir ein heimlich stilles Sehnen nach dem mir vertrauten Chor. Ja, den einen läßt nicht Weib, nicht Kind und dem ändern bläst zu stark der Wind, und dem dritten ist so wunderlich! Was nun soll ich Armer machen, soll ich weinen, soll ich lachen? Drubbel, Drubbel, bessere dich!

Sein Lied verhallte jedoch nicht ungehört. Die Musen führten zu später Stunde noch 12 Genossen herbei und so wurde es offenbar doch ein gelungener Abend. Als 1933 die neuen Machthaber daran gingen, Staat und Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzugestalten, war es allen Einsichtigen klar, daß schwere Zeiten insbesondere für die konfessionell ausgerichteten Verbände heranrücken würden. So ging es auch mit unserem Kartellverband. Bereits im Juli 1933 wurde allen Verbandsgremien mitgeteilt, daß im KV fortan das Führerprinzip gelten solle. Alsbald verschmolz er sich mit dem RKDB und nannte sich "Katholische Burschenschaft", der Zirkel sollte sich fortan KB-Philisterzirkel Münster nennen. Hiergegen wurden aus dem Drubbel erhebliche Proteste laut, welche die Verbandsspitze auf den Plan rief. Am 20. Oktober 1933 schrieb der damalige Verbandsgeschäftsführer Dr. Franken dem Drubbelvorsitzenden u.a.: "Da ich von sehr vielen Seiten gerade aus Münster angegangen worden bin, einmal zu den Vorgängen des Verbandes innerhalb der letzten Monate Stellung zu nehmen, werde ich aller Voraussicht nach mir erlauben, Montagabend zu Ihrem Konvent zu kommen..." und auch nach dem Ausscheiden Hindrichs aus dem Drubbelvorstand hat sein Nachfolger Lentze im Geiste seines Vorgängers weitergestritten. Franken schrieb ihm am 6. November 1933: "Die Ablehnung der Bezeichnung Katholische Burschenschaft ist in weiten Kreisen des KV vorhanden... Ihr Brief wird mir Veranlassung sein, demnächst persönlich dem Führer unseres Verbandes die einzelnen Bedenken vorzutragen, wie sie mir auch auf dem Konvent des Philisterzirkels vorgetragen wurden." An Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ dann ein Brief, den der Drubbelvorstand am 5. Februar 1934 an den Herrn Referendar Dr. Hank - der zu seinem eigenen Leidwesen die undankbare Aufgabe des Verbandsführers übernommen hatte — schickte. Es heißt darin: "Es erscheint uns bei aller Anerkennung des Führerprinzips für den Zusammenhalt des alten KV mehr als gewagt, daß Sie ohne vorherige Fühlungnahme mit Vereinen und Philistern solche umstürzenden Veränderungen vorgenommen haben, wie es geschehen ist, und das zu einer Zeit, in der die Verhandlungen über den Charakter der einzelnen zu schützenden katholischen Vereine und Verbände noch schweben ... Vor allem aber ist uns die Preisgabe des ersten Prinzips, welches das Rückgrat unseres Verbandes war, nicht nur unverständlich, sondern auch untragbar, und wir fürchten, daß hiermit die Existenzberechtigung der katholischen Studentenverbände hinfällig wird und praktisch ihre Maßnahmen die Auflösung unseres Verbandes bedeuten". Deutlicher konnte man in der damaligen Situation nicht werden. Diese aufrechte Haltung des münsterischen Philisteriums verdient festgehalten zu werden. Sie veranlaßte den Verbandsführer, sich alsbald nach Münster zu begeben, um dort mündlich darzulegen, was schriftlich nicht tunlich war. Am 5. März 1934 hielt er im Drubbel einen Vortrag, in dem er die Gründe für die Veränderungen im Verband offenlegte. Die sich anschließende Diskussion war nicht nur lebhaft, sondern auch eindeutig. Die folgenden Monate ließen mehr und mehr jeden Zweifel daran schwinden, daß es die Nationalsozialisten darauf absahen, nichtparteigebundene Vereinigungen jedweder Art zu beseitigen. Dem Verband half daher seine Flucht in die Burschenschaft nicht viel, auch des Drubbels letztes Stündchen sollte bald schlagen. Am 9. Dezember 1935 hatte man sich noch einmal im alten Freundeskreis zusammengefunden, um das traditionelle Nikolausessen zu begehen. Dann schrieb der Vorsitzende Pusch in das Drubbelbuch: "Nach jahrzehntelangem Bestehen wird heute abend der Ph.Z. Drubbel aufgelöst. Wie bisher werden alle Mitglieder ihre ganze Kraft für Volk und Vaterland einsetzen, getreu dem alten Wahlspruch:

Mit Gott für Deutsche Ehre."

Unmittelbar darauf schloß sich ein Häuflein Drubbelianer — zumeist beruflich Unabhängige — zu einem "Freundeskreis Drubbel" zusammen. Etwa zwei Dutzend KVer unterzeichneten am 10. Dezember 1935 das Gründungsprotokoll, einige andere kamen später noch hinzu. Die Leitung behielt Hans Pusch. Man kam zum Stammtisch im Fürstenhof zusammen, zuweilen auch in den oberen Räumen des Bahnhofsrestaurants. Dieses Häuflein Getreuer hielt die Fahne des Drubbel auch in schwerster Zeit hoch, fand sich sogar auf Familienabenden in größerem Kreise im Cimbernhaus zusammen. Schließlich jedoch machte der Krieg mit seinen furchtbaren Folgen auch diesem ein Ende. "Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Terrors," so berichtet der letzte Vorkriegsvorsitzende des Drubbel, Dr. Pusch, "regte sich sehr bald immer mehr der Wunsch nach einer Wiederaufnahme der alten regelmäßigen Sitzungen. Wegen äußerer Schwierigkeiten -- Ausgehbeschränkung auf 10.30 Uhr abends, mangelnde Verkehrsverbindungen, schlechte Wege bei schlechtem Wetter und Dunkelheit — mußte der Wunsch immer wieder zurückgestellt werden, zumal auch kein geeignetes,einigermaßen zentral gelegenes Lokal vorhanden war. Es hatte sich als dringend notwendig erwiesen, daß der Wiedereröffnung des "Drubbel" eine Besprechung über Personalfragen (politische Belastung von AHAH usw.) vorangehen mußte, doch konnte hierfür ein besonderes Zimmer in einer Gastwirtschaft zunächst nicht gefunden werden". So also begann der zweite Abschnitt der Drubbelgeschichte. Wie schwer dieser Neubeginn war, zeigt schlaglichtartig ein Brief, den im Dezember 1946 KB Dr. Hallermann, Direktor der Germania-Brauerei, an den Drubbelvorsitzenden schrieb. Es heißt hier: "Wegen der Versammlung des Philisterzirkels "Drubbel" in der Ratsschänke sprach ich gestern mit dem Wirt... Er hat keinen Koks, kann also die Heizung nicht in Betrieb nehmen. Er muß sich im hinteren Raum mit einem kleinen Ofen behelfen." Nicht minder eindrucksvoll lesen sich heute jene Einladungen, die der Drubbel 1946 zu seinem ersten Sommerausflug versandte. "Für das Abendessen" — so heißt es hier - "Bratkartoffeln und Salat, sind 10g Fett zu entrichten." Als im Dezember zu einem Herrenessen im Neubrücker Hof geladen wurde, waren mitzubringen: 50 g Fleisch, 10 g Fett, 25 g Nährmittel und 1 Pfd. Kartoffeln in Marken. Retter in der Not waren damals die Schwestern im Agnesstift an der Warendorfer Straße. Sie stellten ein geheiztes Zimmer zur Verfügung, KB Hallermann sorgte für die durstigen Kehlen seiner KbKb. Er konnte aus seiner Brauerei ein Sonderkontingent Starkbier zur Verfügung stellen, so daß auf das damals übliche "Dröppelbier" verzichtet werden konnte. Unter diesen Umständen fanden sich also die von KB Pusch zusammengerufenen KbKb am 24. April 1946 unter seinem Vorsitz zusammen. Es erschienen 18 ehemalige Zirkelangehörige, unter ihnen auch der vorletzte Vorsitzende Lentze und sein Vorgänger Hindrichs. In dieser Sitzung, die Pusch leitete, wurde der inzwischen in Münster ansässig gewordene KB Matthias Junk — ehemals VV-Präsident — zum neuen Vorsitzenden gewählt. Es wurde vereinbart, sich zur Erörterung organisatorischer und personeller Fragen vier Wochen später erneut zu treffen. Zu dieser Zusammenkunft erschienen bereits 28 Kartellbrüder, es war am 13. Mai 1946. Die Mitgliederliste von 1934 wurde ergänzt und berichtigt, in der nächstfolgenden Versammlung bestätigt. Bereits in dieser Sitzung wurde über die Neugründung von aktiven studentischen Gemeinschaften an der Universität — so berichtet das Protokollbuch — beraten und einstimmig beschlossen, daß der Philisterzirkel nur solche Vereinigungen unterstützen werde, die unbedingt an dem katholischen Prinzip festhielten. Doch mußten die anwesenden Kartellbrüder Prof. Dr. Meinertz und Studentenseelsorger Dr. Kötting Wasser in den schäumenden Wein erster Begeisterung gießen. Sie erklärten, daß nach Auffassung der britischen Universitätsverwaltung der Student ausschließlich der Universität unterstehe, was Neugründungen oder Wiedergründungen durch Altherrenschaften ausschließe.

Das Leben im Philisterzirkel war sofort sehr rege, bei dem "Nachholbedarf" jener Zeit verständlich. Mit dem Neuerstehen der münsterischen Korporationen zogen natürlich diese ihre ortsansässigen Alten Herren stärker an sich, womit sich ein Zirkel in einer Universitätsstadt abzufinden haben wird. In den ersten Zeiten tauchten manche Gesichter wieder auf, die man lange nicht gesehen hatte, manche kamen neu hinzu, viele auch erst später — oftmals nach harten Lebensschicksalen. Hierfür möge eindrucksvoll ein Brief zeugen, der am 14. Januar 1954 den Zirkelvorsitzenden erreichte und lautete: "Sehr geehrter Herr Kartellbruder! Vor kurzem bin ich aus der russischen Gefangenschaft zurückgekommen. Mein Wohnsitz ist Münster. Ich bitte, mir von Veranstaltungen des Altherrenzirkels Nachricht zu geben." Dieser Brief zeigt, daß der Drubbel vielen Kartellbrüdern nach großen Entbehrungen und oft in neuer, ungewohnter Umgebung wieder menschlichen Kontakt vermitteln und Rückhalt geben konnte. Auch berufliche Hilfe war oftmals möglich, wo Not am Mann war. Das ist auch in späteren Zeiten so geblieben. Erinnert sei an jene Aktion, die der Zirkel im Juli 1964 startete, als er hörte, daß der KB Konrad Fischer als Missionar in Pusan/Korea dringend Hilfe benötigte. Mit tatkräftiger Unterstützung unserer Ärzte und Apotheker wurden Medikamente zusammengestellt. Sie gingen seefrachtgerecht nach Pusan in zwei großen Kisten ab. Das Dankschreiben unseres Kartellbruders bewies, wie gut diese Gaben gebraucht werden konnten und die Gegengabe der Beschenkten bestand in einem schönen handgearbeiteten Wandteller, den der Zirkel auf vielen Umwegen aus fernen Landen bekam. In den letzten Jahrzehnten hat der Drubbel vielfach ein unstetes Wanderleben geführt, teils durch die Nachkriegsverhältnisse, teils durch die Schließung mancher renommierter Gaststätten bedingt. Ohne, daß nachfolgend eine chronologische Reihenfolge angestrebt wird, waren Tagungslokale nach Verlassen des Agnesstiftes 1947/48

der Neubrückerhof,

der Kaiserhof,

die Gaststätte Stuhlmacher am Prinzipalmarkt und

der Ratskeller daselbst.

Auch der Zwei-Löwen-Klub stellte entgegenkommend eine Zeitlang seine Räume dem Zirkel zur Verfügung. Schließlich aber ging man im Rheinischen Hof an der Telgter Straße vor Anker. Hier hat der Drubbel sich unter der Obhut des Gastronomen Georg Steingaß fast acht Jahre lang besonders wohl gefühlt. Als man wegen Schließung des Restaurationsbetriebes voneinander Abschied nehmen mußte, tat man es am 23. Februar 1970 voller Wehmut. Hatte es Steingaß doch verstanden, uns das weithin verlorengegangene Gefühl echter gastronomischer Betreuung alten Stils zu vermitteln. In den folgenden Jahren hat uns das inzwischen wiederaufgebaute Hotel Franke wiederum freundlich aufgenommen, bis auch hier die Gastronomie sich änderte. Nun tagt man — auch eine Reprise! — wieder in den oberen Räumen des Bahnhofsrestaurants. Bei allem Wandel hat der Drubbel jedoch bis auf den heutigen Tag an dem Montag jeder Woche als Tag des Conveniats festgehalten. Was das Leben im Drubbel in den Nachkriegsjahrzehnten betrifft und wie es sich heute präsentiert, wird an anderer Stelle dieser Festschrift geschildert werden.

Den Vorsitz im Zirkel führten nach dem Fortgang Junks im Jahre 1948 erneut Bundesbahnabt.-Präsident Hermann Fricke, von 1951 bis 1956 Oberstudienrat Dr. Ewald Steffen, 1956 Regierungsdirektor Dr. Alfred Poppe, dann wiederum für ein Jahr Ewald Steffen, von 1960 bis 1969 Regierungsdirektor Wilhelm Delhey, in der Zeit von 1969 bis 1975 Oberverwaltungsgerichtspräsident i.R. Dr. Wilhelm Pötter und seit 1975 ad multos annos der Richter am Sozialgericht Josef Witte. Sowohl Junk wie auch Fricke, Steffen und Pötter wurden Ehrenvorsitzende. Dem derzeitigen Drubbelpräsidenten verlieh die Germania die Würde eines Ehrenphilisters und nahm damit eine gute alte Tradition wieder auf. Am 17. Januar 1952 gedachte der Altherrenzirkel in feierlicher Weise der 50jährigen Mitgliedschaft der Kartellbrüder Dr. Robert Baldus und Dr. Werner Reineke. Zu dem Ehrenabend im Festsaal der Kardinal-von-Galen-Stiftung hatten sich viele KbKb mit ihren Damen eingefunden, auch hatten die münsterischen Korporationen Abordnungen gesandt. Mit besonderer Freude konnte der Vorsitzende erstmals den Diözesanbischof KB Dr. Michael Keller im münsterischen KV begrüßen. Er richtete warme und freundschaftliche Worte an die Versammlung, gedachte der alten Verbundenheit seiner Familie über Vater und Großvater mit dem Verband und ermunterte die KbKb zu eifriger Mitarbeit im kirchlichen Raum. Ein Chor der Monasteria umrahmte die Feierstunde mit zwei Madrigalen und Kb Pfarrer Meinert gab ihr mit einem Lichtbildervortrag über die Ikone als Mysterium unserer Erlösung einen ebenso formschönen wie besinnlichen Abschluß. Ein ähnliches Fest beging der Drubbel am 22. Juni 1970, als er die 50jährige Zugehörigkeit der KbKb Hermann Fricke, Dr. Karl Lentze, Dr. Heinrich Ehring, Dr. Ewald Steffen und Dr. Josef Lintel-Höping feiern konnte. Die Jubilare stifteten aus diesem Anlaß den Zirkel einen kunstvoll gearbeiteten Ständer mit dem ziselierten Abbild des alten Drubbels, der seither den Stammtisch bei der wöchentlichen Zusammenkunft ziert. Bevor ihn, wie beabsichtigt, Kb Ewald Steffen feierlich überreichen konnte, ereilte ihn der Tod.

Damit hätte der Chronist seiner Pflicht genügt, die Geschichte des Drubbels kurz zu skizzieren. Als er hierzu Seite um Seite der Drubbelbücher umblätterte, stiegen mit ihren Namen die Bilder vieler lieber Kartellbrüder vor seinem geistigen Auge auf, die längst nicht mehr unter uns weilen. Manch froher Eintrag ließ dabei die Erinnerung an schöne Stunden im Freundeskreise wieder aufleben, die er zum großen Teil in den mehr als 30 Jahren Tätigkeit im Vorstand des Zirkels miterlebte. Die Stimmung, die ihn dabei überkam, hat unübertrefflich unser Kb Dr. Ernst Hövel in Versen festgehalten, die er im Juli 1965 auf die erste Seite eines eben neu angelegten Drubbelbuches schrieb. Sie lauten :

Das Auge sieht nur Namen, Namen, und Tagesdaten beigefügt von denen, die zusammenkamen! Wie nüchtern! Doch der Schein, der trügt! Denn durch die Zeilen geht ein Raunen von alter Burschenherrlichkeit, von jugendlichen, heit'ren Launen, von froher Ausgelassenheit. Und über allem schwebt, wie immer, so fern — dem Herzen ewig nah — der wundersame, gold'ne Schimmer der aura academica.

Friedrich Helmert

Der Ortszirkel im Ablauf des Jahres

Jeder Ortszirkel (Oz) hat ein charakteristisches Gepräge. Dieses hängt wesentlich von der Eigenart seiner Mitglieder, von der Aktivität des gewählten Vorstandes und von der Stadt, in der ein Zirkel beheimatet ist, ab. Der Unterschied zwischen den einzelnen Ortszirkeln wird einem Kb erst deutlich bewußt, wenn er das Leben und Wirken mehrerer Ortszirkel kennengelernt hat. "Der Ortszirkel einer Universitätsstadt hat besondere Aufgaben und Probleme. Persönliche Bindungen vieler KbKb an ortsansässige Korporationen bringen leicht eine Lockerung der Beziehungen zum Ortszirkel mit sich. Sie werden vom Zirkel auch grundsätzlich als vorrangig betrachtet, wenn sich das vorgegebene Engagement für die eigene Korporation nicht als bloßes Lippenbekenntnis erweist. Daß solches in Münster vielfach nicht zutrifft, beweisen die mannigfachen und gut besuchten korporationsgebundenen Stammtische. Es ist erfreulich, feststellen zu können, daß sich gleichwohl an den großen repräsentativen Veranstaltungen des Ortszirkels die ... münsterische Altherrenschaft rege beteiligt und damit ihre Verbandsverbundenheit bekundet. Zu den wichtigsten Aufgaben des Zirkels einer Universitätsstadt mit derzeit neun KV-Korporationen gehört die Pflege des Kontaktes mit diesen und die Förderung der Zusammenarbeit. So ist der Vorstand des OZ. immer bei den Seniorenkonferenzen beratend vertreten. Dadurch wird er mit den vielfältigen Hochschulproblemen unserer Tage vertraut und kann sie seinen Mitgliedern weitervermitteln; denn an der Hochschulpolitik darf der OZ. nicht achtlos vorübergehen, er wird zu ihr mehr und mehr Stellung nehmen müssen."

(F. Helmert in AM, 83. Jg. (1971), S. 158)

Im folgenden will ich über die wichtigsten Veranstaltungen unseres OZ., die inzwischen zu einem feststehenden und bewährten Jahresprogramm geworden sind, berichten. Den Auftakt bildet zu Beginn eines jeden Jahres der schon traditionell gewordene KVM-Winterball, zu dem der OZ. die münsterischen Kartellvereine sowie alle Alten Herren mit ihren Damen in den Zoo-Festsaal (Lindenhof) einlädt. Dieser Winterball ist für den KV der westfälischen Stadt Münster immer ein großes gesellschaftliches Ereignis. Dabei wird nicht nur eifrig das Tanzbein geschwungen, sondern auch Tanzeinlagen der "Residenz" (Tanzsportabteilung in der Turngemeinde Münster) oder Gesangseinlagen von Sängerinnen und Sängern des hiesigen Theaters und des Studentischen Madrigalchores sorgen für eine "klassische" Unterhaltung. In den letzten Jahren haben auch eigene Darbietungen der Mitglieder großen Anklang gefunden.

Sehr beliebt ist auch der "Karnevals-Kehraus", der schon seit Jahren in der Fastnacht in den Räumen der Tanzschule Grebe und ab 1976 in der Ewigen Lampe närrisch gefeiert wird. Der sehr rührige und ideenreiche Vorstand des OZ. läßt sich jedes Jahr ein aktuelles Motto einfallen, bereitet in intensiver Kleinarbeit ein abwechslungsreiches, lustiges Abendprogramm vor, bietet es selbst mit eigenen Kräften dar, wobei manche verborgenen Talente in das närrische Rampenlicht gerückt werden, und versteht es, alle Teilnehmer in eine frohe Karnevalsstimmung zu versetzen. Die Mottos für die Karnevals-Kehraus-Veranstaltungen seit 1967 lauten:

Die Kakaoisten,

Heißer Sand am Aaseestrand,

Erste närrische Olympiade in Drubbelanien,

Kreuzfahrt durch das Mittelmeer,

Zirkus Drubbel,

Drubbel-Fernsehstudio,

Drubbel-Send Anno 1925,

Wir machen eine Rutschpartie ins neue Land der Nostalgie,

"1001-Nacht",

Prominente treffen sich beim "Tollen Bomberg",

Ringelpiez im Märchenwald.

Bezeichnend für die abwechslungsreiche Gestaltung der Einladungen sind folgende Verse, die die Narren zum Karnevalsausklang am 22.2.1966 in das Hotel Frönd, Warendorfer Straße 58, eingeladen haben:

Jubel, Trubel, Heiterkeit, Spaß an der närrischen Freud', das ist bei uns seit Jahren schon bestens eingefahren. Zieh aus dein feierlich Gewand, hüll dich in Flitter, Tüll und Tand! Einmal im Jahr ein "Narr" zu sein gehört nun mal zum Seligsein. Einmal soll'n auch die alten Knaben am Fröhlichsein sich bestens laben. Du kannst damit auch deiner Holden das triste Leben nur vergolden. Erfreu'n tut uns auch jeder Mann, der im Gefolg' hat seinen Clan.

Dann folgt im Jahresreigen der Tanz in den Mai, eine beliebte Tanzveranstaltung, die alt und jung erfreut. "Es naht der Herbst und damit die Zeit, da der Drubbel ins Blaue zu fahren pflegt", so begann eine Einladung zu dieser Veranstaltung, die seit Jahren in besonderem Maße Anklang und Zustimmung bei unseren Mitgliedern und ihren Damen gefunden hat. An einem frühen Samstagnachmittag im September geht es in Autobussen in das herbstliche Münsterland. Ziele dieser "Fahrt ins Blaue", die nur der Vorstand kennt, sind geschichtlich, kunsthistorisch oder sonst interessante Orte der weiteren Umgebung von Münster. Meistens ist es nach einem "kulturellen Abstecher" unterwegs eine schön gelegene Gaststätte des Münsterlandes, in der wir mit Kaffee und Kuchen bewirtet werden. Dieser Ausflug klingt mit einem gemütlichen Beisammensein am Abend aus, bei der das Tanzbein geschwungen wird und denen Preise winken, die als erste das Ziel der Reise erraten haben.

Würdig ist der Gedenkgottesdienst für unsere im Laufe des Jahres von uns geschiedenen Kartellbrüder und Kartellschwestern, der jährlich am Buß- und Bettag in der Kapelle des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern in der Loerstraße gehalten wird. Der Gottesdienst wird von einem Kartellbruder zelebriert. Im Anschluß an die Eucharistiefeier treffen wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück mit den Angehörigen unserer Toten. Gerade dieses Zusammensein wird als Zeichen fortdauernder Gemeinschaft besonders dankbar begrüßt.

Um den St. Nikolaus-Tag versammeln sich die Kartellbrüder zum Nikolaus-Herrenessen. Nach der gemeinsamen Abendmahlzeit erscheint St. Nikolaus mit Mitra und Stab und kritisiert das Verhalten der Philister in treffenden Versen, die viel zur Erheiterung und Besinnung der Zuhörer beitragen. Mancher von ihnen ist dann erstaunt, wie genau der heilige Mann im Laufe des Jahres ihr Tun und Lassen beobachtet hat, und muß fromme Ermahnungen mit nach Hause nehmen. Auch die Senioren unserer münsterischen Aktivitates, die bei dieser Veranstaltung Gäste unseres OZ. sind, kommen dabei nicht ohne oberhirtliche Ermahnungen davon.

Der wöchentliche Stammtisch unserer Kartellbrüder findet jeweils am Montagabend in der Hauptbahnhofsgaststätte statt. Er dient der Kontaktpflege und gibt Gelegenheit, über aktuelle Verbandsfragen und Tagesereignisse zu diskutieren.

Unsere [sic]Kartellschwestern[sic] treffen sich an jedem zweiten Dienstag im Monat zu ihrem Damenkaffee im Ratskeller. Hier halten sie insbesondere den Kontakt zu den Frauen unserer verstorbenen Kartellbrüder aufrecht. Der OZ. hat es immer als eine wichtige Aufgabe betrachtet, diese Verbindung nicht abreißen zu lassen.

Der Versuch, in den ersten Nachkriegsjahren ein eigenes Vortragsprogramm des OZ. aufzustellen und durchzuführen, stieß bald auf Schwierigkeiten, weil mit der Zeit das Angebot der vielen wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen der Universitätsstadt Münster sehr reichhaltig wurde und damit nicht in Konkurrenz zu treten war. So schien es sinnvoller, die Kartellbrüder über eigene Erlebnisbereiche berichten zu lassen. Daraus hat sich die Monatsversammlung mit Damen entwickelt. Auf ihr sprechen unsere Mitglieder über ihre ausgedehnten Auslandsreisen, wobei meist Lichtbilder die Reiseerlebnisse veranschaulichen und oft glänzende Amateureigenschaften unserer Fotofans offenbar werden. So sind in den letzten Jahren u.a. die Türkei, Japan, Moskau, Marokko und die Heimat des hl. Augustinus dargestellt worden. Besonderen Anklang haben auch die Dias über die "Studienfahrt von Indien nach Japan" und der Filmbericht zur 200-Jahrfeier der USA, "Zwischen Windjammern, Walen und Delphinen" gefunden. — Eindrucksvoll waren auch unsere Erlebnisse auf den Reisen nach Prag (1971) und Paris (1972), die von einem Kartellbruder arrangiert worden waren, sowie die Flugreise nach New York, die einige Kartellbrüder mit ihren Ehefrauen im September 1976 auf Einladung des Komitees der Steubenparade unternommen haben.

In der letzten Zeit haben auch einige Kartellbrüder über ihre Berufsarbeit gesprochen, so daß wir Einblick in die verschiedenen Berufssparten und deren Probleme gewinnen konnten. Hier seien folgende Themen erwähnt:

  • Philatelie, ein lehrreiches Hobby,

  • Der Weg durch das Gewirr der Steuergesetzgebung,

— Schulreform für unsere Kinder,

— Kraftwerke und Umwelt,

  • Was bringt die Vollversammlung der Synode vom 23. — 26. Mai 1974?

  • Katholische Strukturen im akademischen Raum im Hinblick auf die Beschlüsse der Synode,

  • Neue Formen der Seelsorge,

  • Die gemeinschaftsbildende Kraft unseres Glaubens,

  • Heilige in Geschichte, Legende und künstlerischer Gestaltung,

  • Klassische spanische Malerei,

  • Geschichte des Geschlechts Bonaparte.

Sehr zur Geselligkeit beigetragen haben auch die Tanzkurse für Ehepaare sowie die Kochkurse für Ehepaare und für die Kinder unserer Mitglieder und schließlich die beiden Kochlehrgänge für den Kartellverein [1], die eine fachkundige [sic] Kartellschwester [sic] im hiesigen Haus der Familie durchgeführt hat.

Münster ist eine Universitäts-, Bischofs- und Behördenstadt ohne industrielles Gepräge. So ist die große Mitgliederzahl unseres OZ. verständlich. Sie bringt es mit sich, daß sich innerhalb des Zirkels Sondergruppen bilden, die bestimmten Interessen nachgehen. Da ist der Kegelklub "Drübbelken" zu nennen, der zweimal im Monat — natürlich mit Damen — die Kugel schiebt. Erfreulich ist, daß sich diese Gruppen nicht als Absonderung, sondern als "Kerntruppen" der münsterischen KV-Gemeinschaft verstehen, dadurch den KV-Gedanken in besonderer Weise pflegen und wachhalten; deshalb sind sie auch stets zur Stelle, wenn der Drubbel sie ruft.

In der Jahreshauptversammlung schließlich legt der Vorstand Rechenschaft über seine geleistete Arbeit und seine Haushaltsführung ab. Nach dem von zwei gewählten Kartellbrüdern erstellten Kassenprüfungsbericht wird der Antrag auf Entlastung des Vorstandes gestellt und sodann der neue Vorstand gewählt. Dieser gibt rechtzeitig das Programm für das kommende Jahr bekannt und stellt wichtige örtliche und überörtliche Verbandsfragen zur Diskussion. Auch die Beteiligung an dieser Veranstaltung ist in der Regel recht gut und zugleich ein Maßstab für einen wachen KV-Geist in Münster. Insgesamt herrscht in unserem OZ. "Drubbel" ein reges Leben, das im wesentlichen auf unseren sehr aktiven, einsatzfreudigen Vorstand zurückzuführen ist. Das reichhaltige Angebot an vielseitigen Veranstaltungen kommt den Wünschen unserer Mitglieder entgegen.

Nach meinem Überblick über die jährlichen Veranstaltungen des OZ. "könnte beim Leser leicht der Eindruck entstehen, der münsterische OZ. 'Drubbel' sei vorwiegend eine "Gemeinschaft der Feiernden". Das wäre bedauerlich, denn es trifft nicht zu. Diese vielfachen Zusammenkünfte unserer ortsansässigen KVer und ihrer Familien dienen zunächst der Herstellung menschlicher Kontakte und ihrer Vertiefung. Daraus erwächst ein Zusammengehörigkeitsgefühl, aus dem Hilfsbereitschaft in vielen Nöten - sei es seelischer und selbst materieller Art — erwächst. Sie hat sich bereits in vielen Fällen bewährt, kann jedoch verständlicherweise hier im einzelnen nicht aufgeführt werden. Wer aber länger in der Drubbelarbeit gestanden hat, könnte hiervon manches schöne Beispiel anführen. Als solches sei lediglich erwähnt, daß einige Kartellschwestern allwöchentlich unentgeltlich Hilfestellung bei der Betreuung umweltgeschädigter Kinder in einer hiesigen Fachklinik im Geist einer von der religio geprägten echten amicitia leisten. Für den Verband aber bedeutet ein solcher OZ. viel. Er ist der Schmelztiegel für alle Sonderinteressen, die über die Korporationen an die AHAH herangetragen werden. Die Verantwortung für das Ganze steht hier im Vordergrund aller Überlegungen." ->Friedrich Helmert in AM, 83. Jg. (1971), S. 160

Johannes Georg Born

Die Vorsitzenden des "Drubbel"

1881 - 1885 Dr. Georg Tumbült

1885 - 1895 Dr. Alfons Egen

1895 - 1896 Dr. Joseph Werra

1896 - 1903 Franz Gielen

1903 - 1906 Dr. Wilhelm Buss

1906 - 1908 Clemens Wesemann

1908 - 1912 Hermann Terrahe

1912 - 1915 Dr. Simon Widmann

1915 - 1920 Hermann Terrahe

1920 - 1922 August Schöttler

1922 - 1926 Hermann Fricke

1927 August Vollmer

1928 - 1933 Dr. Otto Hindrichs

1933 - 1935 Dr. Karl Lentze

1935 - 1946 Dr. Hans Pusch

1946 - 1948 Matthias Junk

1948 - 1951 Hermann Fricke

1951 - 1956 Dr. Ewald Steffen

1956 - 1957 Dr. Alfred Poppe

1958 - 1959 Dr. Ewald Steffen

1960 - 1969 Wilhelm Delhey

1969 - 1975 Dr. Wilhelm Pötter

1975 - 19?? Josef Witte

19?? - 2006 Michael Heil

2006 - Dr. Rochus Schmitz

siehe auch

Satzung des Ortszirkels Drubbel

Ortszirkel

Ortskartell Münster (KVM)