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Ortszirkel

Gegenüber der Korporation erklärt der junge Kartellbruder seinen Eintritt in eine Studentenverbindung. Hier verbringt er wesentliche Teile seiner Aktivenzeit und trägt mit seinem Engagement zum Leben des Vereins bei. Ein wesentlicher Punkt unterscheidet Ortskartellverbände von den Ortszirkeln: während die Ortskartellverbände nur aus Aktiven bestehen, sind sämtliche Kartellbrüder am Ort, ob Aktive oder Alte Herren, geborene Mitglieder des Ortszirkels. Dieser spannt eine Brücke zwischen den Korporationen, er bringt das Gefühl der kartellbrüderlichen Verbundenheit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg zur Ausprägung. Will man die Aufgaben eines Ortszirkels näher definieren, so ergeben sich in weiten Bereichen Übereinstimmungen mit denen der Korporationen und der Ortskartellverbände. Im vorhergehenden Kapitel wurde bereits ein breites Arbeitsfeld aufgezeigt, das hier nicht wiederholt werden soll. In der Rekrutierung der Mitglieder liegt jedoch ein nicht zu unterschätzender Unterschied zwischen Korporation und Ortszirkel. Der Student, der auf die verschiedensten Weisen von der Korporation umworben wird, verfügt ungeachtet der Belastungen des Studiums doch über ein nicht zu unterschätzendes Maß an Freiheit hinsichtlich der Einteilung seiner Zeit; die Verpflichtungen sind in der Regel noch überschaubar und man kann sich für geplante Veranstaltungen frei machen. Der Kartellbruder, der nach Abschluß seines Studiums seine berufliche Tätigkeit aufnimmt, ist sehr viel mehr eingebunden. Die berufliche Existenz muß aufgebaut werden, was mit einem Achtstundentag in der Regel sicher nicht zu bewerkstelligen ist. Auch im privaten Bereich ergeben sich zahlreiche Verpflichtungen, eine Familie wird gegründet, Kinder fordern ihre Aufmerksamkeit. Daneben tritt dann der Ortszirkel, der die wenigen Stunden Freizeit auch noch belegen will. Diese Sichtweise verdeutlicht zwar die Probleme der Ortszirkel, wird ihnen aber sicherlich nicht gerecht, verschweigt sie doch die großen Möglichkeiten, die sich dem einzelnen Kartellbruder eröffnen. Fremd in einer neuen Stadt findet sich ein Kreis Gleichgesinnter, der über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen, der Türen öffnen kann und erste Kontakte knüpfen hilft. Aus dem Lebensbundprinzip wächst ein echter Freundeskreis auf dem Boden des katholischen Glaubens mit gleichen Lebensauffassungen. Jung und Alt, Menschen verschiedener Berufe, verschiedener Wissensgebiete und unterschiedlicher beruflicher Entwicklungen sind Teilhaber dieser Freundschaft, die sich nicht auf die Kartellbrüder beschränkt, sondern die ganzen Familien mit einbezieht.

siehe auch

Drubbel (Ortszirkel Münster)

Satzung (KV)