Pennalismus
Bei den älteren Landsmannschaften mussten die jungen Studenten ein „Pennaljahr" absolvieren, währenddessen sie bei den älteren Studenten, den Schoristen oder Agierern, in einem Abhängigkeitsverhältnis standen. Man nannte sie herablassend Innocens (der Unschuldige), Imperfectus (der Unvollkommene) oder auch Quasimodogenitus (So-gut-wie-Geborener, Gerade-Geborener). Sie mussten den älteren Studenten Dienste leisten und sogar mit Kleidung und Geld zur Verfügung stehen. Der Pennalismus ist im Zusammenhang mit der damals universitätsoffz. Deposition zu sehen, die im Niedergang begriffen war und von den Landsmannschaften durch das Pennaljahr „ersetzt" wurde. Höhepunkt des Pennalismus war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Nach dem Pennaljahr, dem „Status", wurde der Pennal „absolviert" und zum „ehrlichen Burschen" erklärt, der nun seinerseits über dem Pennal stand. Das Pennaljahr war die bestimmende Form des landsmannschaftlichen Erziehungsprinzips, wonach alle sozialen Unterschiede beseitigt werden sollten, führte aber mehr und mehr zu Auswüchsen. Der Pennalismus, der an den nord- und mitteldt. Universitäten stark verbreitet war, wurde besonders von den protestantischen Reichsständen von Anfang an, aber lange ohne Erfolg bekämpft und erst nach Beschlüssen des Regensburger Reichstages von 1654 und darauffolgende kaiserliche und landesherrliche Verordnungen gegen Ende des 17. Jh. schließlich zurückgedrängt. Später ging der P. in das Fuchs-Bursch-Verhältnis über. Die Schilderungen des Pennalismus sind oft stark übertrieben. Der Begriff Pennalismus wird im 19. Jh. zu einem Schülerwort.
Vgl. Fagging.
Lit.: Schöttgen, Christian, Historie des ehedem auf Universitäten gebräuchlich gewesenen Pennalwesens, Dresden 1747.