Pennalie
Neben den universitären Studentenverbindungen entstanden auch an höheren Schulen (Gymnasien, Lyceen) Korporationen, sogenannte Pennalien, die eine genauso lange Tradition wie die heute existierenden Studentenverbindungen vorweisen können. An höheren Schulen entstanden schon früh Vereinigungen ihrer Schüler. In Prag bildeten sich schon im 14. Jahrhundert erste Schülervereinigungen und Gesellschaften, im übrigen Deutschland begannen sie sich hauptsächlich erst seit dem 17. Jahrhundert zu entwickeln. Ebenso wie in studentischen Kreisen, begannen Schüler oft modische Kleidung und Waffen zu tragen', obwohl es ihnen mehrfach verboten wurde. Die Ordensidee fand im 18. Jahrhundert Anklang an den Schulen, so daß sich die ersten Schülerverbindungen zu bilden begannen. Einige Schülerverbindungen hatten einen landsmannschaftlichen Charakter, obwohl sich das landsmannschaftliche Prinzip an Schulen nicht durchsetzte, da die meisten Schüler sowieso aus der näheren Umgebung stammten. An den höheren Schulen fanden nach 1815 die Ideen der neu entstandenen Burschenschaften ihre Anhänger, so daß auch an Gymnasien die ersten burschenschaftlichen Korporationen entstanden. Genauso wie die Studentenverbindungen konnten die Pennalien lange Zeit nur im Verborgenen existieren, da man versuchte, sie zu unterdrücken, und sie oft verboten wurden. Diese Verbote galten bis 1918. Danach konnten sie sich zu Verbänden zusammenfinden. Unter dem Nationalsozialismus wurden die Pennalien ebenso wie die Studentenverbindungen aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Pennalien nicht rekonstituiert. Im süddeutschen Raum und besonders in Österreich gibt es aber auch heute noch zahlreiche Schülerverbindungen, die sich z. T. in eigenen Verbänden zusammengeschlossen haben. In Münster gab es an den älteren Gymnasien (Paulinum und Ratsgymnasium), eine Tradition mit korporationsähnlichen Elementen. Schon im 18. Jahrhundert hatten die Klassen des Paulinums eigene Farben und Fahnen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wählte sich die alljährliche Abiturientia ihre Farben und eine Mütze. Man veranstaltete traditionelle Festlichkeiten, die immer stärker korporationsstudentische Formen annahmen. Es wurde Kneipen und Kommerse geschlagen, die Abiturientia und die Ehemaligen trugen Band und Mütze. Alljährlich trafen sich die Schüler und Ehemaligen nach dem Abitur zu einem sogenannten "Farbenfest", das in Form eines Kommerses durchgeführt wurde. In Couleur zog man auf dem "Abiturientenzug" durch Münster. Am Ratsgymnasium bildete die Abiturientia eine Art Aktivitas, die ehemaligen Schüler eine Altherrenschaft, den "Altherrenauschuß". Diese Einrichtung stellte keine eigentliche Korporation bzw. Pennalie dar, da es sich um keinen eigenständigen Verein an der Schule handelte.
Quelle: Compendium Germaniae