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WKStV Unitas-Rhurania Essen/Bochum

Wappen

UnitasRuhraniaWappen.gif

In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Basisdaten

Gründung:

23.2.1911

Mutterverein:

WKStV Unitas-Sugambria Osnabrück

Gründungsort:

Münster

Tochterverein:

WKStV Unitas-Fürstenberg Münster (15.02.1957)

Verband:

UV

Eintritt i. d. UV:

06.06.1911

Couleur:

farbenführend

Farben:

Blau.pngWeiß.pngGold.png

Waffenst. Prinzip:

nicht-schlagend

Prinzipien:

Virtus, Scientia, Amicitia

katholisch

Mitglieder:

??? Alte-Herren(2007)

Status: Aktiv

aktiv

Internet:

www.unitas-ruhrania.org

Zirkel

UnitasRuhraniaZirkel.gif

23.2.1911 als Tochter der Unitas Sugambria gegründet, 1922 Bau des Bootshauses, 1938 aufgelöst, 5.Februar 1950 neu gegründet, 15. Februar 1957 Gründung der UNITAS Fürstenberg, Suspendierung 1968, 1989/90 in Essen/Bochum als Unitas Ruhr (später wieder Ruhrania) wiedergegründet, 13. Mai 2004 Erwerb des Hauses

Geschichte der UNITAS Ruhrania

I. Von der Gründung bis zum ersten Weltkrieg, 1911-1914

Altes Wappen

UNITAS Ruhrania entstammt einer großen unitarischen Familie: In Münster gab es mit der 1857 gegründeten UNITAS Frisia, der Sugambria (1899), Winfridia (1902) und Rolandia (1910) bereits vier UNITAS-Vereine. Und zum zweiten Mal war es UNITAS Sugambria, die nach der Gründung von UNITAS Winfridia, den unitarischen Stammbaum weiter verzweigte: Den ausscheidenden Sugambern schließen sich auch einige Bundesbrüder von UNITAS Frisia an und so erblickt der neue Verein am 12. Januar 1911 als fünftes Kind in der unitarischen Familie der Universitas Monasteriensis das Licht der Welt. Er erhielt seinen Namen nach der 1847 von Theologen aus der Ruhrregion gegründeten alten Bonner „Ruhrania”, aus der 1853 die „UNITAS” hervorgegangen war. Sie hatte 1855 zusammen mit der von dort aus entstandenen UNITAS Tübingen die UNITAS als ältesten katholischen Studentenverband ins Leben gerufen. Die neue Ruhrania - „M 5”, so das Kürzel im Verband - beweist mit dem Eintritt in das akademische Leben, dass sie lebenskräftig ist und trägt nun den unitarischen Gedanken in weitere Kreise. Verkehrslokal wird der „Zentralhof” mit Vereinszimmer („Kneipe”) an der Rothenburg. Zum Publikationsfest, am 23.2.1911 gefeiert, im glanzvollen, altstudentischen Rahmen der „wilhelminischen” Ära, gibt es Auffahrten der „Chargierten” der erschienen Bundeskorporationen – alle münsterschen, die zwei von Bonn, die von Göttingen, Berlin und Kiel waren vertreten – mit vorausreitenden Militär-Fanfarenbläsern, musikalischer Frühschoppen, Festessen im Verkehrslokal, Festmesse mit Fahnenweihe in der Martinikirche und abendlichem Festkommers im Zoo-Saal "mit zündender Papst- und Kaiser-Rede". Erster Senior der Ruhrania wird der von der holländischen Grenze des Emslandes stammende cand. Phil. Engelbert Schlömer. Die Hoffnungen, die alle Ruhranen für das erste Sommersemester 1911 hegten, sollten sich in vollem Maß erfüllen. Sie zählt zunächst sechs Burschen und zwei Füchse als „Gründer”. Ein weiteres Dutzend Füchse kommt hinzu und durch Zuzug aus dem Verband erhöht sich die Zahl der Aktiven auf 20. Religion und Wissenschaft prägen das Semesterprogramm und zeigen eine lebendige Verwirklichung der unitarischen Prinzipien. Die Anerkennung durch die Generalversammlung des Verbandes in Fulda kann nicht ausbleiben: die Aufnahme in den Verband. In den folgenden Semestern setzt sich das Wachstum des Vereins fort, besonders unterstützt von dem AH Beigeordenten Dr. Krüsmann, de facto schon „Ehrensenior” des Vereins. Am Ende des zweiten Semesters zählt Ruhrania 29 Studierende und einen Alten Herrn. Neben den Prinzipien und der gesellschaftlichen Schulung pflegt man jetzt auch den Sport: Mit einer Bootshauskasse entstanden Pläne für ein eigenes Bootshaus auf - als „Keilmittel” gerade in Münster wichtig; seitdem hier die katholischen Korporationen Rudersport betrieben, gingen die anderen Verbände stark zurück (1908 noch neben 14 katholischen 13 andere Korporationen, 1912 aber 16 : 8). Im WS 1912/13 führt Ruhrania bereits den Vorsitz im Gesamtausschuss aller münsterschen Studentenkorporationen. Höhepunkt in jedem Programm: das Vereinsfest, von den münsterschen Vereinen gemeinsam begangen, aber auch die Teilnahme an der „Großen Prozession” und Mitgliedschaft vieler in der Congregatio Mariana Academica zeugen von einem echten religiösen Leben. Den regelmäßigen wöchentlichen wissenschaftlichen Sitzungen folgt nach damaliger Sitte eine „Kneipe”; die Vorträge wechseln noch in bunter Mischung aus den verschiedensten Fachgebieten. Freundschaftlich ist das Verhältnis zu den Bundesvereinen; die münsterischen werden häufig besucht, oft nach eigener Veranstaltung: Frisia im Hansahof, Sugambria an der Hammer-Straße, Winfridia in der Kaiser-Friedrich-Halle, Burgundia im Gesellschaftshaus „Union”; zu auswärtigen Vereinen geht es meist bei besonderen Anlässen. Amicitia im Sinne sozialen Verhaltens wird praktisch verwirklicht im Rahmen des von Carl Sonnenschein gegründeten SSS (Sekretariat Sozialer Studentenarbeit).

Letztes Friedens-Semester

Aber auch Sport ist großgeschrieben: Turnen, Tennis, Schwimmen und Rudern beim Ruderverein Münster, Kegel-Nachmittage vor dem Neubrückentor, aber auch Maifeiern, das Kaiser-Jubiläum mit Kommers, regelmäßige wissenschaftliche Vorträge, ein Tanzkurs, Gesellschaftsnachmittage und –abende im „Neuen Krug”, Ausflüge nach Hiltrup, Mecklenbeck und anderswo zeugen von intensivem Vereinsleben und schönster Studentenromantik - bevor der Kriegsbrand ausbricht. Im siebten Semester im Sommer 1914 steigt die Mitgliederzahl auf 40, Ruhrania hat den Vorsitz im UV Münster. Die Füchse schenken der Korporation prächtige Schabracken mit Zubehör, so dass Ruhrania bei Auffahrten mit Pferdekutschen „Furore” macht. Gegen Ende des SS 1914, während man sich schon auch in der UNITAS auf den für Münster vorgesehenen deutschen Katholikentag vorbereitet, zieht das Gewitter des ersten Weltkrieges auf.

II. Die Kriegszeit 1914–1919

[[Bild:WKStV Unitas-Rhurania Essen Bochum (Wappen).png| Am 28. Juni 1914 fallen die Schüsse von Sarajewo. Auch die studierenden Ruhranen treten wie ihre Alten Herren nach und nach, großenteils kriegsfreiwillig, unter die Fahnen. Diese „Abgänge” werden zunächst noch halbwegs wettgemacht durch „Zugänge”: zu den 40 Mitgliedern des SS 1914 kommen im WS 14/15 zehn Neofüchse. Im Dezember 1914 gibt es noch 20 ortsanwesende Studenten, 2 sind bereits gefallen. Dem Ernst der Zeit entsprechend verzichtet man meist auf Kneipen und hält nur wissenschaftliche Sitzungen, Exkneipen und Konvente; die Vereinsabende müssen zudem, da das Vereinslokal vom Militär beschlagnahmt war, gewöhnlich auf den „Buden” einzelner Mitglieder stattfinden. Zahlreiche „Liebesgaben”, besonders Lesestoff, werden den Mitgliedern ins Feld geschickt. Schon im Sommer 1915 ist das Vereinsleben durch weitere Einberufungen fast ganz lahmgelegt. Der Verein berichtet in den „Kriegsnachrichten der Ruhrania” vom Juni 15: „Wir sind zu 6 (sechs!) Mann hier“ - aber auch diese Zahl sollte sich bald lichten. Statt in der Heimat, entwickelt sich unitarisches Leben jetzt bisweilen im Felde. Berichte über „Unitarisches Leben im Schützengraben vor Reims” zeigen, dass das „Vereinsfest” (Kommunion im Feldgottesdienst, Morgensitzung im Unterstand) auch dort gefeiert wird. Die regelmäßig für alle Mitglieder gedruckten Kriegsnachrichten vermelden oft Auszeichnungen („Eisernes Kreuz”, auch I. Klasse) oder Beförderungen bis zum Leutnant (Zugführer, Kompanieführer, Adjutant), aber auch immer wieder, dass ein Mitglied gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten ist. Je länger der Krieg dauert, desto mehr Opfer fordert er - auch von der Ruhrania: In Ypern, vor Verdun, Russland, in der Somme-Schlacht, an der Marne. 15 Vereinsbrüder fallen oder gelten als vermisst. Auch die neu gewonnenen Füchse werden meist bald Soldat. Seit 1916 finden oft keine wöchentlichen Veranstaltungen statt, sondern nur gelegentliche Exkneipen, Sonntagsspaziergänge und Zusammenkünfte des „UV Münster”; an den regelmäßig gefeierten Vereinsfest nehmen des öfteren feldgraue Vereinsbrüder, zufällig auf Urlaub, teil. Nach dem Vereinsbericht vom Dezember 1915 sind von 38 Mitgliedern 32 „unter den Fahnen” und noch drei „Zivilisten” ortsanwesend, im April 1917 sind 29 von 33 beim Militär.

Gründung des Altherrenvereins

Als fast sämtliche Mitglieder durch Einberufung in alle Winde zerstreut sind, beschließen einige Alte Herren mitten in den Kämpfen in Flandern die Gründung eines Altherrenvereins, um die junge Korporation zusammenzuhalten. 15 Mann zählt der Kreis. Aus dem im „Kriegsgedenkblatt” ebenfalls abgedruckten „Satzungsentwurf” ist bemerkenswert:

§ 1. Zweck: Ideelle und materielle Unterstützung der Aktivitas und der Kriegsteilnehmer. ... Ordentliches Mitglied kann jeder Ruhrane, außerordentliches Mitglied jeder Unitarier und jedermann in geachteter Lebensstellung werden. …

§4: Mitgliederbeiträge werden nicht erhoben, freiwillige Spenden sind in reichem Maße ... erwünscht. ... Die Generalversammlung findet spätestens ein Jahr nach Friedensschluss statt. Sie beschließt dann endgültig über den Bestand und die Form des AH-Vereins.

Der Altherrenverein bietet einen starken Rückhalt, als man im Februar 1919 daran geht, Ruhrania wieder aufleben zu lassen. Von den 27 Mitgliedern auf der Liste ist mancher noch in Gefangenschaft (bis 1920) oder im Lazarett; andere sind noch nicht zum Studium zurückgekehrt; viele „extraloziert”. Die meisten „Vorkriegssemester” überhaupt fehlen. Ganze sechs Mann versammeln sich zum ersten Konvent am 6. Februar 1919.

III. Die ersten Nachkriegsjahre, 1919–1924

Schon im 1. Zwischensemester 1919 können mehr als ein gutes Dutzend Füchse gewonnen werden. Eine einigermaßen befriedigende Bleibe findet der Verein in der „Kreuzschanze”. Die Chargen arbeiten im AStA mit, gelegentlich auch in der Vertretung der Korporationen und vor allem im Rahmen der münsterschen UV, dessen Vorsitz bald der Ruhrania zufallen sollte. Das zweite Nachkriegssemester im Sommer lässt den Verein weiter wachsen: er kann noch durch 11 Neofüchse verstärkt werden. Trotz einiger Abgänge, besonders durch Philistrierungen, ist die Mitgliederzahl größer als bei Beginn des Krieges. Neues Vereinslokal wird der „Deutsche Kaiser” in der Jüdefelder Straße. 1920 zählt Ruhrania 58 Mitglieder – darunter 20 Auswärtige – und ist nach innen und außen gefestigt Der Zusammenhalt verstärkt sich für viele Vereinsbrüder noch, als im März das Semester durch die politischen Wirren jäh abgebrochen wird, eine „Akademische Wehr” alter Soldaten zusammengestellt und an der Seite der Reichswehr zum Feldzug gegen die „Spartakisten” ausrückt. Eine fast nur aus Ruhranen bestehende Wache im Bahnwärterhäuschen von Mecklenbeck an der Straße nach Dülmen soll für eine Nacht die einzige Sicherung Münsters nach Südwesten gewesen sein. In den Kar- und Ostertagen geht der Marsch über Ottmarsbocholt, Lüdinghausen, Selm ins Ruhrgebiet.

Dreijährige Blütezeit

Alle kehren wohlbehalten zurück und mit dem Sommer 1920 beginnt für Ruhrania eine ungestörte Blütezeit bis zum Sommer 23. Man zieht nach Timpte zur Münzstraße um, die Mitgliederzahl hält sich bei 45 bis 50 und bewegt sich dann um 45; dass sie gegenüber dem letzten Wintersemester geringer war, erklärt sich durch einige Austritte, durch Abgänge in den Verband und nicht zuletzt durch Philistrierungen. 1921 kommt Hermann Wulle zum Verein. Sein Elternhaus mit der Buchhandlung an dem zur Dompfarre gehörenden „Spiegelturm” wird bis in den Zweiten Weltkrieg hinein die Zentrale der Ruhrania und des münsterschen UV. Er ist am vielleicht wichtigste Ereignis der Zeit maßgeblich beteiligt – dem Bau eines Ruhranen-Bootshauses an der Werse östlich Münster. Ursprünglich dachte man an einen Bau bei „Hugerlandshof”, schließlich wird aber das jetzige Bootshausgrundstück bei „Nobiskrug” erworben und der Bau in Eigenarbeit aufgeführt. Am 29. Juli 1922 findet die Einweihung des Bootshauses statt. 1923 wird das Bootshaus weiter ausgestattet, vor allem mit zwei Booten, der „Ruhrnixe” und der „Rheinnymphe”. Es bildet einen immer stärkeren Anziehungspunkt für alle Ruhranen und ihre Damen, die viel zur gemütlichen Gestaltung des „Heimes” beitragen.

IV. Fruchtbare Semester 1924 – 1930

Die Schuldenlast wirkt sich für das Vereinsleben zunächst kritisch aus, die Mitgliederzahl sank zunächst auf 37. Auch im Verhältnis zwischen Alten Herren und Aktiven treten Probleme auf. Es geht vor allem um die Frage der studentischen Formen: altstudentisch mit überliefertem „Komment” oder neustudentisch, mit gelösteren Formen der Geselligkeit? Nach hitzigen Auseinandersetzungen auf zahllosen Konventen stellt sich die Mehrheit der Aktiven auf die altstudentische Tradition ein. Fragen um Qualität der Programme und der Nachwuchses werden bald mit 17 neuen Mitgliedern beantwortet, Fahrten zum Benediktinerkloster in Gerleve, anspruchsvolle Semesterprogramme bewirken die Wende. Auch einige Theologen des Borromaeums, die zwei auswärtige Semester noch vor sich sahen, werden Ruhranen. Stark betrieben werden gemeinsamer Sport, Turnen, Schwimmen: Ein Ruhrane wird als erster von zwei Vertretern zum Universitäts-Wett-Turnen nach Halle entsandt, eine eigene Handballmannschaft erringt beachtliche Erfolge. Für ihre Arbeiten erreichen eine Reihe von Mitgliedern wissenschaftliche Preise. Im Sommer 1925 beträgt die Zahl der ortsanwesenden Ruhranen noch 32 - trotz zahlreicher Philistrierungen. Das Vereinslokal, 1924/25 schon von „Appels” zum „Coerdehof”, dann etwa ein Jahr später nach Köchling verlegt, wird das Haus Hülsmann an der Überwasserkirche. Der häufigen Wechsel lässt den Gedanken an den Bau oder Erwerb eines eigenen Hauses aufkommen. Im Winter 1927/28 weist die Mitglieder-Statistik nach „Fakultäten” aus:

theol. 18

jur. und rer. pol. 15

med. (dent.) 2

phil. 13

math. 12

rer. merc. 2

Anfang 1930 wird mit Dr. Freiburg-Rüter ein Ruhrane Gründungssenior der UNITAS-Greifswald. 1930 schaut die Korporation bei einer Mitgliederzahl von 66 (10 aktive Burschen, 16 Neufüchse) getrost in die Zukunft. Sinnbild dafür wird die vom AHV gestiftete Fahne – sie kann über die „braunen” Jahre hinübergerettet werden.

V. In Frontstellung zum Hitlerismus 1930 bis 1938

Die Aktivitas der jüngst erneuerten Korporation ist recht stark, beachtlich die Zahl der Füchse, das Vereinsleben äußerst rege. In der Stellung gegenüber dem aufkommenden Nationalsozialismus, den „Brauen”, herrscht völlige Einmütigkeit. Es wird beschlossen: Für Nationalsozialisten ist grundsätzlich kein Platz in der Korporation. Die Treue zur demokratischen Verfassung bekundet man dadurch, dass man zu den Verfassungsfeiern Chargen entsendet; die schlagenden Verbindungen nehmen daran schon nicht mehr teil. Vereinslokal ist inzwischen die „Ratsschänke” am Drubbel geworden; man tagt gewöhnlich im hinteren Zimmer des ersten Stocks; für größere Veranstaltungen steht ein Saal zur Verfügung. In den Räumen gibt es lebhafte Konvente, zünftige Kneipen und schneidige Kommerse, nicht zuletzt aber zugkräftige und gehaltvolle wissenschaftliche Sitzungen. Vereinsfeste der Münsteraner UNITAS-Vereine finden im „Liebfrauenstift” am „Wegesende” in althergebrachter Weise statt. Das Bootshaus ist häufiger Treffpunkt oder Ziel von Exbummeln; es wird gut in Stand gehalten. Der wieder aufgetauchte Plan eines Korporationshauses scheitert an der Ungunst der Verhältnisse.

Nach der „Machtergreifung”

Wie Ruhrania zu Adolf Hitler und seiner Partei stand, illustriert eine kleine Geschichte, die Bbr. Adolf Szczesniak, später Pfarrer in der DDR, betrifft. Wenn sie nicht wahr ist, so ist sie jedenfalls gut erfunden: Er stellte einen Antrag auf Namensänderung, und die NS-Funktionäre hatten Verständnis dafür, dass er seinen polnischen Namen ablegen wollte; er auf die Frage, welchen Namen er denn haben möchte, antwortete er, statt „Adolf” wolle er „August” heißen. „Reichsstudentenführer” Derichsweiler hat mit der Parteileitung geplant, die Korporationen geschlossen in die N.S. Deutschen Studentenbund zu überführen. Allerdings musste hier die Bezeichnung „katholisch” in „christlich” geändert werden. Es wird allgemein das Führerprinzip zur Pflicht gemacht, gleichzeitig für die jungen Semester das Institut der „Kameradschaften” geschaffen, die in „Kameradschaftshäusern” leben sollen. Das Haus für Ruhrania und andere Unitarier liegt an der Ecke Aegidiistraße und Grüne Gasse. Im November 1933 werden Studenten-Kompanien der SA aufgestellt; „alles, was studierte”, wird eingeteilt und eingegliedert, und allen nunmehr nahegelegt, aus den freigebliebenen Korporationen auszutreten. Bei Ruhrania herrscht weiter reges Leben bei Kneipen, Kommersen, Gesellschaftsabenden und am Bootshaus. Wissenschaftlichen Sitzungen widmen sich zeitnahen Themen wie „Germanentum und Christentum”, bei denen die Grenzen zum Nationalsozialismus abgesteckt wurden. Das öffentliche Bekenntnis gegen das Neuheidentum, etwa bei Kundgebungen für Bischof Clemens August auf dem Domplatz, geht nicht ohne handgreifliche Auseinandersetzungen ab. Im Januar 1936 feiert Ruhrania unter großer Beteiligung noch das 25. Stiftungsfest mit einem glanzvollen Kommers in der „Union” auf der Krummen Straße. Auch in den Jahren 1936/37 wird das Vereinsleben weitergeführt, unter dauernden Anfechtungen durch die „Braunen”. Manche Korporation haben sich auch in Münster schon aufgelöst; die UNITAS hält sich bis 1938 und muss dann den Zwang der Auflösung über sich ergehen lassen; das Vereinsvermögen, bei Ruhrania namentlich das Bootshaus, wird beschlagnahmt. Einer der aktivsten Vereinsbrüder 1933/34, Johannes Prassek v/o „Knirps”, am 13. August 1911 in Hamburg geboren, am 13. März 1937 zum Priester geweiht und ab 1939 Kaplan in Lübeck, wird am 28. Mai 1942 von der nationalsozialistische Gestapo verhaftet. Erst am 23. Juni 1943 finden die Verhandlungen vor dem Lübecker sog. „Volksgerichtshof” statt. Das Urteil des 24. Juni: „Tod durch das Fallbeil.” Gnadengesuche von verschiedensten Seiten und auch persönlicher Einsatz des Osnabrücker Bischofs werden nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Am 10. November 1943 bringt Bbr. Prassek als Märtyrer in seiner Heimatstadt Hamburg zusammen mit zwei weiteren Kaplänen, darunter Bundesbruder Eduard Müller, und einem evangelischen Pastor das Opfer des Lebens. Im Jahr 2004 wurde der Seligsprechungsprozess für ihn und die „Lübecker Kapläne“ eingeleitet. Der im November 2005, genau 62 Jahre nach seiner Hinrichtung, im Erzbistum Hamburg abgeschlossene diözesane Seligsprechungsprozess wird nun in Rom fortgeführt. Ab 1938 bis zur Neugründung 1950 gibt es nur eine „Katakomben”-Ruhrania. Im Stillen wird unitarischer Geist lebendig gehalten. In der Sakristei der Magdalenenkirche finden weiter Fuxenstunden und Zusammenkünfte statt.

VI. Die Ruhrania – 1950-1990

Die offizielle Publikation wird am 5.Februar 1950 in der damals noch existierenden Ratsschänke am Roggenmarkt gefeiert. Die Gründungsmitglieder kommen aus der Sugambria und aus der Burgundia. Nach freundschaftlicher Entlassung der Gründungsmitglieder aus der Sugambria im Dezember 1949 hatten im Januar vorbereitende Konvente stattgefunden. Der älteste Ruhrane, AH Wulle, überreichte dem Senior die Fahne, die nicht - wie so manche andere Verbindungsfahne - während der Verbotszeit von der Gestapo beschlagnahmt, sondern in der Obhut eines Alten Herren war: Der geistliche Religionslehrer Cohors-Fresenborg hatte sie unter Paramenten und Kirchenfahnen in der Magdalenenkirche versteckt und später, als die Sakristei im Krieg zerstört war, in seiner Wohnung treu bewahrt. Der Neubeginn verläuft sehr erfolgreich: Dem Gründungskonvent von 1950 mit 7 Bundesbrüdern folgt sechs Jahre später bereits ein AC mit 33 Ruhranen, die die Frage diskutieren, wie viele Füchse eine Verbindung denn aufnehmen kann. Zum Stiftungsfest ein Jahr darauf zählt man 56 Bundesbrüder, 32 Aktive, 13 Füchse und 6 Neofüchse. Vier Wochen später wird bereits die Neugründung der UNITAS „Fürstenberg“ geplant und bald darauf verwirklicht. Im gleichen Jahr, am 1.8.1957, übernimmt Ruhrania auch den Vorort im Verband: Werner Niester amtiert als VOP, mehrere Bundesbrüder unterstützen ihn dabei als Schriftführer. Das Bootshaus wird wieder gewonnen, Exbummel mit anschließendem `Laubhüttenfest´ an der Werse und gemeinsame Arbeit fördern den Zusammenhalt. Am 15. Februar 1957 wird aus der Ruhrania heraus gar die UNITAS Fürstenberg gegründet. Mehr und mehr aber kommt auch Kritik an Äußerlichkeiten auf, an Formen und die Frage der altstudentischen Traditionen. Immer mehr beherrschen Disziplinfragen die Konvente. Es fehlt nicht an Vorschlägen, die Ruhrania aufzulösen und mit einem kleinen Rest einen Neuanfang zu wagen. Der Suspendierung 1968 und Auflösung der Aktivitas folgt nicht die Auflösung des Altherren-Vereins. Seine Existenz jedoch ist gefährdet: Altersbeschwerden und Tod erklären die geringer werdende Anteilnahme aus dem Kreis der Vorkriegs-Alten-Herren. 1973 wird der Pachtvertrag für unser Bootshaus aufgelöst. In der Hoffnung auf eine Neugründung aus den Reihen der UNITAS Rolandia vereinbart die Altherrenschaft 1977 unterstützende Kontakte. 1982 ist auch der letzte Optimismus geschwunden. Man beruft auf den 26.Juni eine Mitgliederversammlung ein, zu der 15 Ruhranen erscheinen: Es geht um die Auflösung des AH-Vereins. Dr. Ludwig Freibüter ergreift als Vorsitzender des UNITAS-Altherrenbundes das Wort. Sein inständiger Appell hat Erfolg: Gewählt werden die BbBb Jörg Lahme (Vorsitzender), Dr. Ernst Steinmann (Stellv.Vors.), der nach dem Tod von Dr. Georg Krüsmann auch dessen Amt als Quästor übernahm und Helmut Führer (Schriftführer). Einige Zeit später schmückt das Titelblatt der „UNITAS“ ein großes Foto von einem `Westfälischen Abend zu Münster´ mit dem Text: ::„Es häufen sich Berichte über die Wiederbelebung schon verloren geglaubter unitarischer Vereine. Auch bei der Ruhrania in Münster, die Anfang der 60er Jahre der stärkste Münstersche Verein war, tut sich einiges.“ Doch betrifft die Wiederbelebung nur den Altherren-Verein, die Aktivitas fehlt noch. Die seither regelmäßig Anfang November organisierten „Westfälischen Abende“, mit Mimmi Frenke und Vertretern der Niederdeutschen Bühne, erst im Mühlenhof, dann im Heimathaus in Sprakel, wurden und werden von vielen Ruhranen besucht und tragen zum Zusammenhalt bei. Beim Ruhranentreffen im November 1990 werden die Beschlüsse zur Neugründung im Ruhrgebiet gefasst.

Die UNITAS Ruhr, später UNITAS Ruhrania, setzt die Tradition der Essener Korporation und der 1961 gegründeten UNITAS Robert Schuman (Bochum) im Ruhrgebiet fort. Beide Aktiven-Vereine bestanden nur wenige Jahre - gleichwohl gibt es eine große Zahl von Vereinigungen Ehemaliger in der ganzen Region.

VII. Die RUHRANIA in Bochum, Essen und Dortmund

Die Anfänge der UNITAS Ruhrania im Ruhrgebiet gehen auf den Oktober des Jahres 1988 zurück. Der Altherrenbundsvorsitzende Dr. Ludwig Maria Freibüter (Bild rechts) hatte mit dem Zirkelvorsitzenden Wilm Böcker die Vorortsübergabe zum 100-jährigen Bestehen des örtlichen AHZ nach Essen gelegt. Zum Festkommers mit dem Wechsel des Verbandsvorsitzes von UNITAS Winfridia Münster an UNITAS Freiburg war der Saalbau bis zum letzten Platz besetzt. Unter dem Präsidium von Bbr. Christof Beckmann (UNITAS Winfridia) und StR Dr. Nikolaus Mantel (UNITAS-Salia Bonn) wurde an die ehemals aktiven Vereine erinnert und der Wunsch zur Schaffung aktiven unitarischen Lebens im Revier ausgesprochen.

1. Die UNITAS Essen/Bochum - 1989-1990

Am 31.Mai 1989 erstellen die in Essen bzw. Dortmund wohnenden Brüder Christof und Andreas Beckmann (UNITAS Winfridia Münster, UNITAS Sugambria Osnabrück) und Andreas Hackert, Priesteramtskandidat des Bistums Essen (UNITAS Hathumar Paderborn) zum ersten Oktober-Zirkeltreffen des AHZ Essen Themenvorschläge für ein UNITAS-Jahresprogramm im Ruhrgebiet und ein Strategiepapier zur Gründung einer Aktivitas an der Ruhr. Der Essener Zirkel sagt zu, die Reaktivierungsbemühungen ad experimentum im Jahre 1989/90 mit voran zu treiben. Das Amt des Ehrenseniors übernimmt der Zirkelvorsitzende Bbr. Wilm Böcker. Zwei Füxe können gekeilt werden und erste Kontakte zur KSG Bochum mit dem dortigen Studentenpfarrer machen Mut für das weitere Vorgehen. Das erste Wintersemesterprogramm der „UNITAS Essen/Bochum“ für 1989/90 hat deutliche Schwerpunkte an der Ruhr-Universität, wo im November eine Podiumsdiskussion in der KSG Bochum zur Katholischen Soziallehre über 100 Besucher anzieht. Es gibt eine intensive Pressearbeit sowie starke Kontakte, gemeinsame Wissenschaftliche Sitzungen und Vereinsfeste mit den Zirkeln in Bochum, Essen und Dortmund. Altaktive von UNITAS-Salia und Winfridia stoßen zum Verein, ein Hospitant, fünf weitere Keilgäste und zwei Neumitglieder. Sie lassen die Aktivitas auf den Stand von 11 aktiven Unitariern anwachsen. Die Qualität des Semesterprogramms hat im Vergleich mit denen aller UNITAS-Vereine bei der Verbandsspitze große Anerkennung gefunden. Obwohl die einzig wirklichen Aktiven zwar nur die Füxe sind, die in Bochum bzw. Dortmund studierten, beschließt der Verein, sich langfristig zu einer „UNITAS-Ruhr“ zu entwickeln und sich nach und nach auf alle Ruhrgebiets-Universitäten auszubreiten.

2. Die UNITAS Ruhr - 1990

Der zur Generalversammlung vom 24.-27.5.1990 in Aachen gestellte Aufnahmeantrag für die UNITAS Ruhr wird vom Plenum mit großem Beifall verabschiedet. Der junge Verein sieht sich in der Tradition des vor 1960 Jahren an der damaligen PH Essen (Kupferdreh) gegründeten Wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine UNITAS „St. Liudger“ und der 1964 konstituierten UNITAS „Robert Schuman“ (benannt nach dem französischen Ministerpräsidenten und Karlspreisträger, Bild rechts) an der Ruhr-Universität Bochum. Im Sommer entwickelt sich Kontakt zum letzten Ehrensenior der Ruhrania, AH Oberstudienrat Norbert Klinke vom AHZ Castrop. Er macht den Vorschlag, sich bei einem Treffen der nur noch als AHV bestehenden Ruhrania für die Übernahme einer Patenschaft für UNITAS Ruhr zu verwenden. Im Wintersemester kommt mit Helmut Wiechmann aus Essen, Student der Theologie in Bochum, ein weiterer Gast zum Verein. Vereinsfeste werden in Verbindung mit den Zirkeln Essen und Bochum gefeiert. Statt eines festen Chargenteams beschließt der Convent für die Durchführung des Semesters die Einrichtung eines Modells von „Ansprechpartnern“ in den einzelnen Städten. Vereinskonstante wird das „Wacholderhaus“ am Schwanenmarkt in Bochum. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, öffentliche Auftritte wie bei der Ludgerusprozession und Fahrten im Verband machten das „Ruhr-Projekt“ bekannt. Intensiv werden die Verbindung zum Zirkel in Castrop-Rauxel nun aufgenommen und Absprachen mit dem Bochumer AHZ unter Leitung von Bbr. Dr. Benno Eichholz zum Termin und Ort für die Rekonstuierungsfeier getroffen.

Das Wintersemester 1990/1991

Das in einer Auflage von 300 Stück gedruckte Wintersemesterprogramm geht mit einem um Unterstützung bittenden Begleitschreiben an 30 Altherrenzirkel im Ruhrgebiet und angrenzenden Raum. Mehrere Wissenschaftliche Sitzungen werden durchgeführt: So referiert etwa Bbr. Prof. Dr. Klaus Heinz vom Lehrstuhl für Fertigungsvorbereitung an der Universität Dortmund zum Thema „Industrieroboter - Fluch oder Segen für den arbeitenden Menschen?“, bei einer Veranstaltung mit dem AHZ Bochum diskutierte Bbr. Dipl. Ing. Hubert Waning, in Bochum zuständig für die langfristige Verkehrsplanung, „Probleme der Verkehrsplanung am Beispiel Bochums“. Beim Aktiventag auf Burg Rothenfels im November werden Bernd Genser (v/o Rabbi) und Helmut Wiechmann (v/o Don Camillo) von VOS Andreas Beckmann (v/o Päcmän) im Offiz als Füxe in die UNITAS Ruhr aufgenommen. Am Ruhranentreffen am 20.11.1990 im Heimathaus in Münster-Sprakel nehmen 40 Personen teil. Die Aussprache und Abstimmung über das Procedere der Vereinigung von AHV Ruhrania und Aktivitas UNITAS Ruhr fallen positiv aus. Selbst der Altherrenverein will nun den Namen W.K.St.V. UNITAS Bochum-Essen-Dortmund annehmen. Fast 80 Personen aus dem Kreis der UNITAS kommen am 9.12.1990 zum in Verbindung mit den Altherrenzirkeln Bochum und Essen gefeierten Vereinsfest Maria Immaculata zum Festhochamt in die Liebfrauenkirche nach Bochum-Linden. Prof. Dr. L. Roos, Ordinarius für Christliche Gesellschaftslehre an der Rhein. Friedrich-Wilhelms Universität Bonn, hat die Wissenschaftliche Morgensitzung im „Haus Waldesruh“ übernommen. Vertreten sind Mitglieder vom Essener AHZ, den Zirkeln Düsseldorf, Duisburg und Bottrop, ehemalige Aktive aus der UNITAS Liudger und ein Aktiver von UNITAS Winfridia Münster. Feierlich wird im Anschluss die Rezipierung der Füxe Christian Lammert (v/o Lemmi) und Wolfram Rumpel vorgenommen.

3. Die Wiederbegründung der RUHRANIA

Der von Christof Beckmann (CB) geschlagene Festkommers zum Stiftungsfest des W.K.St.V. UNITAS RUHR in Verbindung mit dem 80.Stiftungsfest des AHV UNITAS RUHRANIA Münster am 2.2.1991 in der Gastronomie im Stadtpark Bochum an der Klinikstraße bringt den entscheidenden Schritt in der bisherigen Vereinstätigkeit an der Ruhr. Die Festrede zum Thema „100 Jahre Sozialenzyklika Rerum novarum - Ein Stück Kirchengeschichte - heute noch aktuell?!“, hat Bbr. Dr. Reinhard Marx, Geistlicher Direktor der Kommende Dortmund-Brackel und später Weihbischof in Paderborn (Bild rechts: nach seiner Einführung zum Bischofs in Trier), übernommen. Gäste neben dem Vorort Sugambria Osnabrück, Bbr. Dr. Ludwig Freibüter und dem AHB-x Bernhard Mihm kommen aus Bonn, Freiburg, von der AGV, K.D.St.V. Marchia Breslau zu Aachen im CV, K.E.St.V. Assindia Essen Bonn zu Bochum, UNITAS Reichenstein Aachen, UNITAS Winfridia Münster, UNITAS Frisia, Rolandia Münster, UNITAS Rheno-Moenania Frankfurt, K.St.V. Rechberg zu Tübingen im KV, St.V. Assindia Essen und der K.D.St.V. Saxo-Thuringia Bochum im CV. Die erste und fünfte Strophe des Bundesliedes umrahmt die offizielle Vereinigung mit der Altherrenschaft der Ruhrania. Der Vorsitzende, Bbr. Jörg Lahme, hält eine kurze Rede zur Geschichte des münsteraner Vereins, betont die Verdienste von N. Klinke und seiner Vorstandsmitglieder und spricht der Aktivitas die besten Wünsche für eine gemeinsame Zukunft aus. Der AHV übergibt die alte geschnitzte Fuxenkasse der Ruhrania und kündigt überraschend einen Grundbetrag von DM 5000,- für einen zu gründenden Hausbauverein an. Der Kommers hat seinen Schlusspunkt in der feierlichen Burschung von B. Genser, C. Lammert, W. Rumpel und H. Wiechmann, die ihr Versprechen als erste nach langer Zeit auf die alte Ruhranenfahne leisten. Erstmals werden nun Chargen gewählt: Nach der von Bbr. Andreas Hackert gefeierten Messe in der Kapelle des Elisabeth-Krankenhauses wählt der Convent am 5.2.1991 nach drei Semestern „Senioratsvikariat“ von Christof Beckmann: X Helmut Wiechmann, stud.theol. Bochum; XX Bernd Genser, stud.oec. Bochum (ebenfalls XXXX); FM Christian Lammert, stud.rer.nat. Dortmund; XXX Christof Beckmann, Essen (einstimmig). Eigenes Thema ist die Frage der Gründung eines Hausbauvereins (HBV), wozu nun Gespräche mit dem AHV aufgenommen werden. Gegründet wird der eigene Hausbauverein 1991 und im Bochumer Vereinsregister eingetragen.

Die ersten neuen Ruhranen-Semester

Regelmäßige Veranstaltungen in der Bochumer Konstanten „Wacholderhaus“, Treffen in Essen und an anderen Orten bringen den Verein in gutes Fahrwasser. Engagiert und ständig präsent dabei ist AH Klinke, den die Aktivitas zu ihrem neuen Ehrensenior wählt. Helmut Wiechmann legt mit Wallfahrten durch den Essener Süden und Einkehrwochenenden Wert auf die religiöse Grundlage des jungen Vereins. In den folgenden Semestern stoßen weitere Gäste zur Ruhrania. Stiftungs- und Vereinsfeste mit den umliegenden Zirkeln, Fahrten, Vorträge in der Konstanten, Familientermine, Priesterweihen und Primizfeiern zeugen von einem regen Vereinsleben. Ab 1992 gehen die Aktiven der UNITAS Ruhrania Essen-Bochum-Dortmund mit einer ersten Live-Sendung bei der „Ruhrwelle Bochum“ „on air“. Vor allem über „Radio Essen“ laufen mehr als ein gutes Dutzend Ausgaben ihres „UNITAS AufRuhr-Magazins“. Ein besonderes Projekt der Jahren: Die Ruhrania macht sich mit Umfragen in der Mensa und Expertengesprächen stark für die Benennung der Uni/GHS Essen nach dem „Vater Europas“ und Bundesbruder Robert Schuman – leider erfolglos, aber mit großer Öffentlichkeitswirkung. Dagegen ist die Aktivitas im kleinen Kreis erfolgreicher: Zu einem der Vereinsfeste stößt u.a. Benedikt Kisters zur Ruhrania, Oberministrant der Gemeinde Liebfrauen in Bochum-Linden. Aus der Sakristei geht es mit Aufnahme des Mathe- und späteren Theologiestudiums sofort in die Verantwortung: Gleich viermal übernimmt er das Amt des Seniors. Weit über 100 Personen versammeln sich im Oktober 1997 zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Jungen Union, Stadtbezirk Ruhrhalbinsel, in der Essener St.Gertrudis-Kirche: Es referiert Dr. Franjo Komarica, Bischof von Banja Luka, dem der Ruhrgebietsverein die Ehrenmitgliedschaft in der UNITAS anträgt. Kurz darauf erhält er den Heinrich-Pesch-Preis des Verbandes und wird im Dezember 1998 zum Ehrenmitglied ernannt. Den Auftakt der 1200-Jahr Feier von Werden 1999 macht das 88. Stiftungfest der Revier-UNITAS mit einem Festkommers am 16. Januar im Werdener Kolping-Haus. Die weiteren denkwürdigen Anlässe: Der 110. Todestag des Verbandsgründers Hermann Ludger Potthoff, seine Rezipierung vor 150 Jahren bei der Ur-Ruhrania in Bonn, das 110jährige Bestehen des Essener Altherrenzirkels. Festredner Dr. Heinrich Engel, Propst an St. Ludgerus und bekannt als Hörfunk- und Buchautor, spricht vor über 70 Bundesbrüdern und Gästen nach der Messe in der Ludgeruskirche über den als Apostel Nordwest-Europas verehrten Hl. Ludgerus. Bei der Ludgerusprozession im September zeigt die Ruhrania Bochum-Essen-Dortmund doppelte Präsenz. Sie chargiert nicht nur, sondern vier Studenten und Alte Herren werden auf offener Strecke gebeten, den silber- und goldbeschlagenen Schrein auf ihre Schultern zu übernehmen und zur Segensstation zu tragen. Zu einem besonderen Hochfest wurde für die Unitarier an der Ruhr das Pfingstfest 2000. Ruhrbischof Dr. Hubert Luthe weiht den ersten Senior, Bbr. Helmut Wiechmann v. Don Camillo, am Freitag vor Pfingsten zum Priester. Im 23. September 2000 steht das Verhältnis von Laien und „Amtskirche“, zwischen deutschen Katholiken und Rom, im Mittelpunkt des Altherrenbundstages, zu dem der UNITAS-Verband nach Essen einlädt. Der ehemalige Essener Bundestagsabgeordnete Bbr. Dr. Paul Hoffacker (Bild rechts) und der Direktor des Kardinal-Hengsbach-Hauses Jürgen Schmidt diskutieren an diesem Wochenende mit rund 80 Delegierten im Hotel „Essener Hof“ an der Teichstraße. Am 4. November 2000 stirbt nach langer Krankheit Bbr. OStR a.D. Norbert Klinke in Castrop-Rauxel. Als Senior hatte er 22 Jahre lang, von 1970-1982, den UNITAS-Altherrenzirkel Castrop-Rauxel geleitet. 1991 wurde der begeisterte Ruhrane, gleichzeitig B-Philister der UNITAS-Winfridia, auch zum „Vater“ der Vereinigung seines Altherrenvereins mit den jungen Aktiven an der Ruhr. Er hat die Wiederbegründung an der Ruhr tatkräftig unterstützt und wurde am 2. Februar 1991 zum Ehrensenior der UNITAS-Ruhrania Bochum-Essen-Dortmund gewählt. Sein gastfreundliches Haus stand den Aktiven immer offen. Viele Freunde begleiten ihn auf dem letzten Weg, unter ihnen der Vorstand des AHV Ruhrania, Vertreter der UNITAS-Winfridia, des AHZ in Castrop-Rauxel, des AHZ Essen und seine Aktivitas, die mit beiden Fahnen ihm die letzte Ehre erweisen. Im Dezember 2000 übernimmt Bbr. Bernd Genser, inzwischen AH der UNITAS-Ruhrania, den Vorsitzend des wiederbegründeten AHZ Bochum. Zum Geistlichen Beirat wird Bbr. Kaplan Helmut Wiechmann gewählt. Beide hatten am 2. Adventssonntag zum Vereinsfest Maria Immaculata in die Altenbochumer Liebfrauen-Gemeinde eingeladen. Es feiern rund 50 Bundesbrüder mit ihren Damen die Messe. Das Arbeitsessen im „Wacholderhaus“ gilt der künftigen Zusammenarbeit mit den umliegenden Ruhr-Zirkeln. Per Conventsbeschluss hatte der AHZ Bochum im Frühjahr seine Zirkelarbeit beendet und den Bundesbrüdern den Eintritt in den örtlichen CV-Zirkel freigestellt. Den zur Zeit sieben Aktiven der UNITAS-Ruhrania, die in den letzten beiden Semestern kein eigenes Programm mehr aufgestellt hatten, bietet der von den eigenen jungen Alten Herren wiederbelebte Zirkel eine enge Zusammenarbeit an.

Der erste Ruhr-Kommers 2001

Das Vereinsfest am 20. Januar 2001 wird zugleich als 90. Stiftungsfest und zum 111-jährigen Bestehen des AHZ Bochum begangen. Für den Nachmittag ist zu CC, Hausbauvereinssitzung und zur Hl. Messe in die Altenbochumer Liebfrauen-Gemeinde eingeladen. Kommerspräside Bbr. Bernd Genser freut sich über rund 50 Gäste, den Besuch des Vorortspräsidenten Stephan Demuth, begrüßt Chargen von UNITAS-Rheinfranken Düsseldorf, Keilgäste und unitarische Besucher aus Essen, Datteln und Dortmund. Festredner beim „Ruhr-Kommers“ in der Vereinskonstanten „Wacholderhaus“ ist UNITAS-Verbandsgeschäftsführer Bbr. Dieter Krüll. Bereits am Nachmittag hatte er den Convent und die Hausbauvereinssitzung in der Kaplanei von St. Liebfrauen besucht und sich so ein Bild von den besonderen Herausforderungen machen können. Konsequenz der Beratungen: Die UNITAS-Ruhrania will mit einem neuen Programm und in enger Zusammenarbeit mit den umliegenden Zirkeln einen neuen Anfang machen. Region Rhein-Ruhr: Erfolgreiches Teamwork von Düsseldorf und Ruhrgebiet Nach einem programmlosen Jahr legt eine neue Aktiven-Mannschaft um Senior Marc Schmidt, Consenior Udo Nobis und Fuxmajor Christoph Kinzelt wieder ein Programm vor. Viele Gäste folgen im Mai 2001 der gemeinsamen Einladung der Aktivitates UNITAS-Ruhrania, UNITAS Rheinfranken und des UNITAS-AHZ Bochum zu einem Tag im Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel. Zum Vereinsfest St. Bonifatius im Juni in Essen-Werden drehen 43 Mitglieder der „unitarischen Familie Rhein-Ruhr“ nach der Messe in der Basilika eine Runde auf dem Baldeneysee. Rüdiger Duckheim, Senior der UNITAS Rheinfranken, und der Senior der Ruhrania, vereinbaren eine weitere Zusammenarbeit und die ersten gemeinsamen Veranstaltungen. Der erste Höhepunkt: die Exkursion ins Kloster der Zisterzienser-Patres in Bochum-Stiepel, an der vierzig Unitarier teilnehmen. Das traditionelle Ruhranentreffen am 10. November 2001 in Münster-Sprakel findet zum 20. Mal statt. Beim Treffen im Folgejahr nehmen mit über 40 Mitgliedern so viele wie lange nicht mehr teil.

2004: Ein Haus für die UNITAS an der Ruhr

Dem Hausbauverein sind inzwischen rund 50 Mitglieder beigetreten. Alte Ruhranen, aktive Studenten und Förderer aus dem ganzen Verband, die dadurch zugleich die B-Mitgliedschaft erwarben, sorgen für ein stetes Anwachsen. Immer wieder hatte es Anläufe gegeben: Erste Pläne gab es zum Erwerb des ehemaligen Gewerkschaftshauses in Bochum-Langendreer, weitere Bemühungen zielten auf den Kauf eines repräsentativen Krupp-Hauses in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs. Zuletzt geführte Verhandlungen um den Erwerb eines ehemaligen Kinderheims und Ordenshauses in Essen-Rüttenscheid konnten schließlich mit der beteiligten Pfarrgemeinde nicht realisiert werden. Stets waren die Projekte aktiv durch Alte Herren am Ort unterstützt worden - nicht zuletzt durch den Vorstand des ZHBV und die Bewilligungskommission. Jetzt geben alle Gremien „Grünes Licht“: Nach mehreren Besichtigungsterminen im Haus und intensiven Gesprächen kann am 13. Mai 2004 die Unterschrift unter den Kaufvertrag für ein ehemaliges Hotel und Ausflugslokal in Essen-Borbeck gesetzt werden. Das 1901 errichtete „Feldschlösschen“, einst ein traditionsreiches beliebtes Ausflugslokal mit Hotelbetrieb, bietet ideale Räumlichkeiten für den Betrieb eines Verbindungshauses mit Wohnraum für acht oder mehr Studenten und ausreichend Platz für wissenschaftliche und gesellige Veranstaltungen. Auch ist ein eigener Kneip- und Vortragssaal geplant. Möglich wird das Projekt durch die vorzügliche Zusammenarbeit mit dem Zentralen Hausbauverein, insbesondere seinem Vorsitzenden Bbr. Dr. Dieter Rehbein, dem Chef der Bewilligungskommission Bbr. Hans Stumpf und Bbr. Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll. Nach einem Info-Mailing in den Postleitzahlbezirken 40-47 schließen sich bereits gut ein Dutzend neue Mitglieder dem HBV der Ruhrania an. Spendenzusagen belaufen sich auf 12.000 Euro, der in Paderborn gegründete Hausbauverein hat ein Darlehen in Höhe von 10.000 Euro zugesagt. Mit Senior Peter Helmus, FM Rüdiger Duckheim und Questor Oliver Milerski ziehen drei Bundesbrüder auf der Baustelle ein. Immer mehr Seiten des Gästebuches füllen sich mit den Zeugnissen reger Nutzung. Auch die Aktivitas trifft sich natürlich hier zu ihren Veranstaltungen, engagiert sich als gute Gastgeber für die vielen Gruppen – gerade die örtliche Altherrenschaft zeigt sich hoch interessiert. Das erste Semesterprogramm im Oktober 2004 zählt 26 Seiten. Viele Besucher nutzen die Möglichkeit zur Übernachtung und als Zwischenstation zur Weiterfahrt. Höhepunkte sind seitdem: Der Empfang des Weltjugendtagskreuzes in der Essener Pfarrgemeinde St. Dionysius und die von UNITAS Ruhrania Bochum-Essen-Dortmund übernommene Nachwache, die Tagung des gesamten UNITAS-Verbandsvorstandes im Dezember, große Feste, Kneipen und das 94. Stiftungsfest im Januar 2005, das ganz im Zeichen des 175. Geburtstags unseres Verbandsgründers Hermann Ludger Potthoff stand. Die Aktiven geben im März als einzige Fahnenabordnung das Geleit bei den Feiern zur Bischofsweihe des Hl. Liudger vor 1200 Jahren in Werden. Im August wohnten zum Weltjugendtag 12 Gäste aus Zabrze/Hindenburg auf dem UNITAS-Haus, das Ort der Feiern für die gesamte Gemeinde war. Von den WJT-Tagen in Köln zurück, begann für die Aktiven das Wintersemester 2005/06. In der Hoffnung, dass bald alle Renovierungsarbeiten begonnen werden und damit das gesamte Haus zur Vermietung bereitsteht.

Farbenstrophe

Liebchen weißt, warum die Fahne schmücken Farben blau-weiß-gold? Standhaft, treu ist der Ruhrane und du, Liebste, bist ihm hold. Führer zu dem Wahren, Echtem, soll das weiße Zeichen sein, Goldnes Band soll Freundschaft flechten! Drum, Ruhrania, bleib ich Dein!

siehe auch

Münsteraner Korporationen