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Münsterlied

C -c d e g

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  1. Liebe Stadt im Lindenkranze, roter Erde schönste Zier, pflanz' auf Deiner höchsten Schanze auf das stolze Stadtpanier; blüht, Ihr Linden, glänzt Ihr Türme, hoffnungsheischend himmelwärts, |: jung blieb Münster, trotz der Stürme noch dein Wiedertäuferherz. :|

  2. Alter Giebel Zickzackreihe, frischer Jugendübermut, dazu Sonntagssonnenweihe; ach, wie reimt sich das so gut! Blonde Zöpfe, bunte Mützen, kecke Worte, leiser Schrei |: und die alten Giebel blitzen waren schon so oft dabei. :|

  3. Wenn Lambertis weiße Streben glitzern in des Mondes Strahl, geistert ein gespenstisch' Leben durch den alten Friedenssaal. In den Streit der Kontrahenten schlägt ein donnernd Eins die Uhr; |:draußen singen die Studenten: Gaudeamus igitur! :|

  4. Frische Burschen, würd'ge Pater und manch liebes Mägdelein wandern hin zur alma mater, Deiner Krone Edelstein. Bunter Sinn und graue Haare, aller Musen musica; |: ewig junge, ewig klare Aura academica! :|

  5. Wer noch nie ins Aug' geschauet münsterischen Mägdelein, wer die Schilder nie geklauet, kann kein Münsteraner sein. Wer den Stuhlmacher'schen Tropfen und den Bullenkopp nicht kennt |: und des Pinkus Müllers Hopfen, war in Münster nie Student. :|

  6. Darum Heil, Dir, altes Münster, blüh' und wachse immerdar! Wer Dich einmal nannte finster, selbst ein „vir obscurus” war! Deiner Glocken helles Klingen, Deiner Frauen holdes Bild, |: Deiner Burschen frohes Singen mehr als tausend Jahre gilt! :|

Anmerkungen

Das Münsterlied wird zum Abschluss des Offizes im Kommers oder der Kneipe gesungen. Es stellt ein Loblied auf unsere schöne Studentenstadt dar und wird daher mit nahezu ebensoviel Inbrunst gesungen, wie die Farbenstrophe oder das Bundeslied.

Nach dem 2. Weltkrieg entstand eine weitere Strophe des Münsterliedes, die sogenannte „Trümmerstrophe”. Das Singen dieser Strophe ist allerdings denen vorbehalten, die in Münsters Trümmern des 2. Weltkrieges gelebt und gearbeitet haben und geholfen haben, Münster wieder zu dem zu machen, was es einmal war und heute wieder ist:

Liebe Stadt, ein Trümmerhaufen, viele Häuser sind zerstört; keine Kneipe mehr zum Saufen, wo man abends hingehört Doch so lang die alten Burschen fest und treu zusammensteh'n, |: wirst Du trotz der Fliegerbomben eines Tages neu ersteh'n. :|

Text: Walter Stempell, 1902 Weise: Otto Lob, 1899 (1837—1908) (Heidelberg, du Jugendbronnen)

Zur 6. Strophe: Der Text entstand 1935 im Anschluß an einen Parteitag der NSDAP in Münster, auf dem die Naziideologie ALFRED ROSENBERGS („Mythos Rasse") zum erstenmal offensiv vorgetragen wurde und die bisherige unklare Haltung der Nazis gegenüber dem Christentum (Stichwort: „Positives Christentum”) aufgegeben wurde. Die Stadt Münster sollte als bekannte katholische Bastion diffamiert werden („finster"). Als bewußte „Gegenveranstaltung” zum Parteitag und Demonstration der Treue der Stadt zur Kirche bzw. der Distanz zum Nationalsozialismus zählte auch die „Große Prozession” in diesem Jahr die höchste jemals registrierte Teilnehmerzahl. Vor diesem Hintergrund sind die Formulierungen „Heil dir, altes Münster”, „Wer dich einstmals nannte finster, selbst ein `vir obscurus' [= dunkler Ehrenmann] war” und „mehr als tausend Jahre gilt” (in Anspielung auf das „1000jährige Reich”) zu sehen. Meyers Konversationslexikon in der Ausgabe von 1888 erklärt die Obskuranten schließlich zu „Finsterlingen“: Möglich ist auch eine Anspielung auf den Begriff Obskurant:

„Obskurantismus (lat.), Gegensatz zu Aufklärung (s. d.), sowohl die Hinneigung zur geistigen Dämmerung als das System, alle Aufklärung von andern abzuhalten. Die Anhänger des O. heißen Obskuranten (Finsterlinge).“

Abwandlungen

Studenten lassen es sich natürlich nicht nehmen, in einem Zustand von Heiterkeit, wie auf Kommersen und Kneipen; einige geringfügige Änderungen am Text vorzunehmen. So singt man statt "trotz der Stürme" häufig "trotz der Stürmer" als Anspielung auf die Kopfbedeckung einiger farbentragender Korporationen.

In der zweiten Strophe stoßen manche nach "kecke Worte, leiser Schrei" einen entsprechenden Ruf aus. Außerdem wird "und alten Giebel blitzen" zu "und die alten Weiber flitzen" umgewandelt.

Einige Vereine singen statt "geistert ein gespenstisch' Leben": "geistert ein gespenstisch' Weben". Nahezu alle Vereine hämmern bei "schlägt ein donnernd Eins die Uhr" auf den Tisch und ersetzen bei "draußen singen die Studenten: Gaudeamus igitur!" das Wort Studenten laut durch den Namen ihrer Korporation.

"Ewig junge, ewig klare" wird zu "ewig junge, niemals klare Aura academica!" umgedichtet.

In der fünften Strophe wird "und des Pinkus Müllers Hopfen," in "und des Pinkus Müllers Tochter," geändert.

Einige Vereine ersetzen in der sechsten Strophe in den Versen

"Wer Dich einmal nannte finster,

selbst ein „vir obscurus” war!",

den "vir obscurus" durch den Namen einer anderen Verbindung. Auf Grund der Belastung dieses Ausdrucks (siehe oben) nehmen Markomannen diese Änderung jedoch nicht vor. Kein Verein hat die Gleichsetzung mit einem Naziverbrecher verdient, auch nicht im Scherz.

Monasteria Strophe

Oh ihr alten Münsteraner die in Göttingen ihr ward war des Polizisten Strafe sechs-Mark-fünfzig nicht zu hart? Doch ihr ließt euch nicht erschüttern denn die Gänseliese wacht, |: dass den Monasterianern stets die heitre Sonne lacht. :|