Brüder, lasst uns lustig sein
Brüder, lasst uns lustig sein, weil der Frühling währet und der Jugend Sonnenschein unser Laub verkläret. Grab und Bahre warten nicht, wer die Rosen jetzo bricht, |: dem ist der Kranz bescheret. :|
Unsers Lebens schnelle Flucht leidet keinen Zügel, und des Schicksals Eifersucht macht ihr stetig Flügel. Zeit und Jahre fliehn davon, und vielleichte schnitzt man schon |: an unsers Grabes Riegel. :|
Wo sind diese, sagt es mir, die vor wenig Jahren eben also, gleich wie wir, jung und fröhlich waren? Ihre Leiber deckt der Sand, sie sind in ein ander Land |: aus dieser Welt gefahren. :|
Wer nach unsern Vätern forscht, mag den Kirchhof fragen; ihr Gebein, so längst vermorscht, wird ihm Antwort sagen. Kann uns doch der Himmel bald, eh die Morgenglocke schallt, |: in unsre Gräber tragen. :|
Unterdessen seid vergnügt, lasst den Himmel walten, trinkt, bis euch das Bier besiegt, nach Manier der Alten! Fort, mir wässert schon das Maul und ihr andern, seid nicht faul, |: die Mode zu erhalten. :|
Dieses Gläschen bring ich dir, dass die Liebste lebe und der Nachwelt bald von dir einen Abriss gebe. Setzt ihr andern gleichfalls an, und wenn dieses ist getan, |: so lebt der edlen Rebe. :|
Worte: Johann Christian Günther, 1717 freie deutsche Nachdichtung Weise:: Vgl. "Gaudeamus igitur" Erste Spuren der Melodie 1736 Vollständig: Lieder f. Freunde geselliger Freude", Leipzig 1788 Fassung nach Christian Wilhelm Kindleben 1781, im selben Jahr wegen seiner Studentenlieder ausgewiesen.