Marbod
Marbod, lateinisch Maroboduus, († 37 in Ravenna) war der bedeutendste markomannische Herrscher.
8 v. Chr. wurde Marbod König der Markomannen, einem suebischen Volksstamm der Germanen, der im Maingebiet siedelte.
Die Markomannen waren 9 v. Chr. von den von Drusus angeführten Römern besiegt worden. Marbod führte seinen Stamm aus der drohenden römischen Umklammerung im Maingebiet in das von den Boiern verlassene Böhmen. Dort scharte er 3 v. Chr. um die Markomannen einen mächtigen Stammesbund, dem u.a. Hermunduren, Langobarden, Semnonen und Wandalen angehörten.
König Marbod, der erstmals in der germanischen Geschichte einen größeren Herrschaftskomplex errichtet hatte, gebot über ein Heer von 70.000 Mann Infanterie und 4.000 Mann Kavallerie. Nach römischem Vorbild ließ er sich einen befestigten Königssitz namens Marobudum bauen, der bis heute nicht genau lokalisiert werden kann.
Der römische Kaiser Augustus erkannte diesen Bund als Bedrohung für Rom und entsandte im Jahre 6 zwölf Legionen unter dem Oberbefehl des Tiberius, um Marbods Reich zu unterwerfen. Zwölf Legionen hatten eine Sollstärke von 72.000 Mann.
Das Markomannenreich sollte in die Zange genommen werden. Gaius Sentius Saturninus stieß vom Rhein aus mit sechs Legionen nach Osten vor, Tiberius selbst griff von Carnuntum aus an. Kurz vor dem erfolgreichen Abschluss der Operationen brach im Rücken der Streikräfte des Tiberius, ausgehend von Pannonien und Dalmatien, ein Aufstand aus. Er griff auf ganz Illyrien über und gefährdete Makedonien und Italien.
In dieser bedrohlichen Situation schloss Tiberius mit Marbod ein Bündnis und schickte die Streitkräfte der Donautruppen gegen die Aufständischen in Illyrien. Diese Kämpfe dauerten bis in das Jahr 9, womit die Offensive in Germanien zum Stehen kam. Trotz der angespannten Lage an der Donau blieb es in Germanien ruhig, was als Beweis für den Erfolg der römischen Operationen gesehen werden kann.
Marbod lehnte nach der Varusschlacht im Jahre 9 das Bündnisangebot des Arminius ab und führte im Jahre 17 gar Krieg gegen die Cherusker unter Arminius. Trotzdem blieb ihm die erhoffte Unterstützung durch Rom versagt. Tiberius fürchtete die Bildung eines zu mächtigen germanischen Reiches.
Zwischen Arminius und Maroboduus kam es im Jahre 17 n. Chr. zu einer Entscheidungsschlacht nach römischen Muster. Die Streitmacht des Arminius wurde durch suebische Volksstämme (Semnonen und Langobarden) verstärkt, die von Maroboduus abgefallen waren. Mit diesen hätte Arminius das Übergewicht besessen, wenn nicht sein Onkel Inguiomerus mit seiner Gefolgschaft zu Maroboduus übergelaufen wäre. Auch wenn die Streitmacht des Maroboduus nicht mehr die alte Höchststärke ausmachte, so wird sie ohne Zweifel mehrere zehntausend Mann stark gewesen sein. Die Zahl 50.000 erscheint realistisch, wenn auch nach oben und unten ein beträchtlicher Spielraum verbleibt. Die Quantität der Streitkräfte des Arminius dürfte sich in dieser Größenordnung bewegt haben.
Der Kampf gegen Arminius und die Opposition des Sippenadels führten zum Zerfall des Stammesbundes und zum Sturz Marbods im Jahre 19 durch den Gotonen Katwalda. Marbod floh zu den Römern und wurde in Ravenna festgesetzt, wo er 18 Jahre später starb.