Dart
Dartscheibe in der Kellerkneipe auf dem Markomannenhaus
Dart(s) (Süddt. ugs. Spicken) ist ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem mit kleinen Pfeilen auf eine runde Scheibe, die Dartscheibe, geworfen wird.
Die Dartscheibe unterteilt sich in 20 Felder, die 1 bis 20 Punkte wert sind. Die Felder verteilen sich wie folgt um den Mittelpunkt, das Bull, (im Uhrzeigersinn): 20; 1; 18; 4; 13; 6; 10; 15; 2; 17; 3; 19; 7; 16; 8; 11; 14; 9; 12; 5. Das Bull zählt 25 Punkte, in der Mitte befindet sich das Double Bull (Bullseye), es zählt 50 Punkte. Zwischen der Mitte und dem Rand ist ein schmaler Ring, der Triple genannt wird. Trifft ein Pfeil in diesen Bereich, verdreifacht sich der Wert des Feldes. Der Ring, der um die Felder herum geht, ist das Double. Pfeile, die diesen Bereich treffen, verdoppeln den Wert des Feldes. Dartscheiben mit dieser Anordnung werden als „London Boards“ bezeichnet und gehen auf Brian Gamblin, einen englischen Zimmermann, zurück der sie 1896 festgelegt hat. Die Reihenfolge der Zahlenwerte ist so gewählt, dass neben einem hohen Wert immer ein möglichst niedriger Wert zu liegen kommt, ein weiterer tieferer Sinn ist nicht bekannt. So ist z. B. die 20 von 5 und 1 umgeben und die 19 von 3 und 7. Die Gesamtpunktzahl von 26 (20+5+1), die sich beim Werfen auf die 20 durch zwei Fehlwürfe in 5 und 1 ergibt, wird auch als „Chips“ bezeichnet.
Die Steeldartscheibe besteht aus Sisal. Gelegentlich spricht man auch von „Schweineborsten“, meint aber damit Sisal-Fasern und nicht etwa Schweinehaare. Billige Scheiben werden aus Kork oder Papier gefertigt. Der Mittelpunkt der Dartscheibe ist 1,73 m über dem Boden aufzuhängen. 2,37 m vor der Scheibenoberfläche ist die Wurflinie, hinter der der Spieler steht um die Pfeile auf die Scheibe zu werfen. Beim Softdart (auch E-Dart genannt) beträgt die Wurfdistanz 2,37 oder 2,44 m (je nach Verband) bei einer Bulls-Eye Höhe von 1,74 m (1,73 m).
Jeder Spieler hat drei Pfeile, Darts genannt. Darts bestehen aus einer Spitze, dem Barrel, dem Schaft und einem Flight, schmalen Blättchen, die ihn auf Kurs halten. Die Darts haben typischerweise ein Gewicht zwischen 15 g und 30 g. Beim Automatendart, auch E-Dart genannt, ist ihr Gewicht auf 19 g begrenzt. Die Gesamtlänge darf 20,5 cm nicht überschreiten. Das Barrel besteht meist aus einer Nickel-Wolfram Legierung, die ein hohes Gewicht bei geringer Größe ermöglicht. Bei den leichteren Automatendarts wird z. T. auch rostfreier Stahl verwendet.
Spielvarianten
301/501
Jeder Spieler hat 301 bzw. 501 Punkte. Die Spieler werfen abwechselnd ihre drei Pfeile auf die Scheibe. Die vom Spieler erreichten Punkte werden von den 301 bzw. 501 Punkten abgezogen. Wer zuerst genau null Punkte erreicht, hat gewonnen. Wirft ein Spieler in einer Runde mehr Punkte, als die ihm verbliebenen, um null Punkte zu erreichen, sind seine Würfe dieser Runde ungültig. Dieses nennt man die "Bust-Regel" (überwerfen). Dabei gibt es mehrere Spielvarianten, von denen 'Double Out' die häufigste ist. D. h., dass mit einem Treffer in ein 'Double-Feld' (äußerer, schmaler Ring) oder Bullseye auf Null gekommen werden muss (z. B. bei 32 Punkten mit dem Doppelsegment der Zahl 16). Hierbei wird auch bereits ein Wurf, der eine Punktezahl von 1 Punkt als Rest überlässt oder 0 Punkte erreicht aber kein Double ist, als überworfen gewertet und nicht gezählt. Weitere Spielvarianten zum Trainieren (keine offiziellen Spielvarianten) sind:
Master Out: zum Beenden zählen auch Würfe auf das 'Triple-Feld' (innerer, schmaler Ring).
Single Out: zum Beenden gibt es keine Einschränkungen bezüglich des getroffenen Feldes.
Double In/Double Out: wie 'Double Out', nur muss zusätzlich bei Beginn des Spiels ein beliebiges Double-Feld getroffen werden, erst ab dann zählen die geworfenen Punkte (inklusive des geworfenen Doubles).
Diese Varianten werden in der Regel ausschließlich beim Automatendart verwendet. Wenn bei Spielende der Unterlegene noch keine Restpunktzahl erreicht hat von der aus er mit 3 Darts das Spiel beenden könnte, spricht man gelegentlich auch von Schneider.
Cricket / Tactics
Beim Cricket muss man die Zahlen von 15 bis 20 und das Bull (Ring zählt dabei als einmal getroffen - rot-Bull dagegen als zweimal getroffen oder als Doppel) jeweils dreimal treffen. Hat man ein Feld dreimal getroffen und trifft es erneut, so bekommt man die entsprechenden Punkte, wenn mindestens ein anderer Spieler dieses noch offen hat. Sobald alle Spieler ein Feld dreimal getroffen haben, kann niemand mehr darauf punkten. Gewinner ist derjenige, der als erster alle genannten Felder dreimal getroffen hat und am meisten Punkte hat. Beim Steeldart wird dieses Spiel auch Tactics genannt.
Shanghai
Shanghai ist vor allem eine Spielvariante zum Trainieren des gezielten Treffens eines Segments. Man hat dabei maximal 21 Darts, um nacheinander die Zahlen 1,2,3...18,19,20 und Bull zu treffen. Von einem Shanghai spricht man wenn der Spieler mit seinen 3 Darts in einer Runde drei aufeinanderfolgende (geforderte) Zahlen trifft und dabei einmal einen Tripple, einmal ein Double und ein einfach Segment trifft. Damit hat er sofort das LEG gewonnen. Das perfekte LEG bei Shanghai kann der Spieler mit nur 3 Darts beenden.
Weitere Spielvarianten
Abhängig von Hersteller und Gerätemodell gibt es beim Automatendart (E-Dart) zahlreiche weitere Spielvarianten, die z. T. stark von den traditionellen Spielvarianten abweichen.
Vereine und Verbände
Steeldart
Dem Darts-Weltverband WDF gehören über 60 Nationen an. Das Dartspiel mit Steeldarts ist in Deutschland in örtlichen Vereinen organisiert, die in verschiedenen, vom jeweiligen Landesverband organisierten, Ligen gegeneinander spielen.Seit dem Jahr 2004 wird auf Bundesebene der Deutsche Meister ermittelt. Jeweils zwei Teams der Bundesliga Nord und Bundesliga Süd treten hierbei gegeneinander an. Des weiteren gibt es einen überregionalen Wettbewerb indem der deutsche Mannschafts Pokalsieger ausgespielt wird. Es gibt darüber hinaus auch verbandsunabhängige Vereine und Ligen, die sich meist auf regionaler Ebene selbst organisieren. Von den Verbänden werden sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene Ranglistenturniere veranstaltet. Neben dem WDF gibt es noch die PDC, die Professional Darts Cooperation, die 1992 von 16 Top-Spielern der British Darts Organization gegründet wurde und eine reine Dart-Profiliga darstellt.
Automatendart
Beim Automatendart muss man grundlegend zwei Typen unterscheiden.
- Das "normale" Standard E-Dart mit einer Segmentgröße die der Steeldartscheibe entspricht.
- Bullshooter oder American Dart bei dem die Doppel- und Tripple-Segmente sowie das Bull und Bull-Eye um einiges größer sind.
Hier werden die Spiele meist von den einzelnen Automatenaufstellern organisiert. Die Spielweise ist normales Dart (301MO, 301DO, 501MO oder 501 DO), nur wird hier auf einen Automaten gespielt. Dieser zählt neben den geworfenen Punkten auch den aktuellen Spielstand für verschiedene Spieler mit. Ein weiterer großer Unterschied zum Steel Dart ist, dass Darts die zu Boden fallen vom Automaten gezählt werden.
Die größten Verbände im Standard E-Dart sind die DSAB und der DEDSV (nur Südbayern).
Geschichte
Zur Entstehung des Dartspieles gibt es viele Geschichten und Versionen. Hier ist eine davon:
Der Ursprung
Auf den Spuren der ersten Darter kommt man leicht ins Fabulieren. Denn über Ort, Entstehungsart und Zeitraum ist wenig Stichhaltiges überliefert. Gemeinsam ist fast allen Theorien, dass sie um England kreisen, eine militärische Vorgeschichte vermuten und ausgesprochen unterhaltsam sind. Ganz kühne Spekulationen führen den Dartsforscher in die Keltenzeit des ersten Jahrhunderts nach Christus. "Es ist eine feste historische Tatsache", wird da voll Nationalstolz erzählt, "das Boadicea, Königin der Urbriten, ihr kriegerisches Können beim Dartswerfen verfeinerte." Eine Vorform des Spiels soll natürlich auch der sagenhafte König Arthus gepflegt haben, doch leider bleibt es bei solchen allgemeinen Behauptungen, die geschichtlich nicht nachzuweisen sind. Schon ein wenig konkreter lesen sich Schilderungen über Darts im Mittelalter. Damals schoss niemand geschickter mit Pfeil und Bogen, als die Angelsachsen (Robin Hood!). Königliche Schützen brachten den Franzosen fürchterliche Niederlagen bei, zum Beispiel 1415 in der Schlacht bei Azincourt. Angeblich fiel dieser Sieg der Engländer nur so gründlich aus, weil sie vorher eifrig trainiert hatten - mit abgebrochenen Pfeilspitzen, die sie auf die Altersringe von Baumstammscheiben warfen. In regnerischen Friedenszeiten langweilten sich die englischen Krieger auf ihrer Insel. Also verlegten sie - das besagt jedenfalls eine Variante der Azincourt-Theorie - die ritterlichen Turniere einfach in Wirtshäuser. Dort wurde mit verkürzten Pfeilen und ohne Spanngerät auf die Scheiben frisch gefällter Stämme gezielt. Doch die Kritik an beiden Stories ist berechtigt: Erstens fehlen einem abgebrochenen Pfeil die Federn, die ihn auf eine berechenbare Flugbahn bringen. Und was haben Bogenschützen schon davon, wenn sie mit einem wesentlich leichteren Flugkörper üben, den sie obendrein mit der Hand losschicken? (Hier gehen die meisten Verfasser von der Tatsache aus das der Teil mit der Pfeilspitze, also ohne Federn, geworfen wurde. Richtiger dürfe die Vermutung sein das der Teil mit den Federn, also ohne Metallspitze geworfen wurde. Begründung:* Es standen sich zwei völlig unterschiedliche Heere gegenüber. Das Heer der Franzosen wurde hauptsächlich von Rittern in Rüstungen gebildet. Dagegen waren die Engländer in Kreuzzügen erprobte bis auf die Zähne bewaffnete Söldner. Während die Heere aufeinander losstürmten wurden die Franzosen ununterbrochen von den englischen Bogenschützen unter Beschuss genommen. Um Treffer in den Augen durch die schmalen Sehschlitze der Helme zu vermeiden blickten die angreifenden Franzosen meist nach unten und stolperten (Eingeschränktes Sehfeld) so dem Feind entgegen.* Bis hier historisch belegt. Man stelle sich nun folgende Nahkampfsituation vor. Ein Engländer weicht im Kampfgetümmel einem angreifenden Ritter aus und solpert rückwärts gehend über einen Verwundeten oder Toten. Er verliert dabei seine letzte Waffe. Der Franzose holt zum tötlichen Schlag aus. Der Engländer tastet verzweifelt um sich um irgend eine Waffe zu greifen. Er bekommt lediglich einen Pfeil in einem Toten zu fassen und versucht diesen rauszuziehen. Der Pfeil bricht ab. Er hält nur ein kurzes Stück Pfeil mit den Federn in der Hand und wirft dies dem Angreifer entgegen.(Er hätte auch Erde, oder eine Sandale geworfen wenn er sie gegriffen hätte.)Der Pfeilstupf fliegt genau durch einen der Sehschlitze im Visier des Angreifers der, im Auge getroffen, vor Schmerz aufschreit, in der Bewegung inne hält und dem Engländer dadurch die Möglichkeit gibt sich ein Schwert zu greifen und den Franzosen zu töten. Nach dem Kampf wurde mit Sicherheit eine unmenge getrunken und jeder gab seine Geschichte zum Besten. Unser Engländer wirft bei seiner Schilderung zur Demonstration seiner Wurfkunst einen Pfeil auf ein am Tresen liegendes Fass. Das Dartspiel war geboren?) Da hätten die mittelalterlichen Mannen besser auf rund 50 Zentimeter lange, kräftige Kampfpfeile zurückgegriffen, die um 550 nach Christus im östlichen Mittelmeerraum als Wurfgeräte benutzt wurden. Das alles hat aber kaum den großen Wurf zum Dartspiel englischer Prägung gebracht, denn zum einen sind dafür nicht die geringsten schriftlichen oder bildlichen Belege aufgetaucht, zum anderen sprachen die Engländer erst nach 1300 von "dartes" oder "darttes" - Ausdrücke für Pfeile und Lanzen, die allerdings zum Kämpfen und Jagen eingesetzt wurden. Nicht nur der Zeitvertreib gewöhnlicher Krieger wird gern herangezogen, um Englands lange Darts-Tradition zu beweisen. immerhin bekam 1530 auch König Heinrich VIII. einen Satz reichverzierter Darts geschenkt - vermutlich kurze Speere, mit denen er jagte. Bedenkt man das Schicksal der Frau, die ihm das Präsent überreichte, so maß er ihm nicht all zuviel Bedeutung bei: Der Monarch ließ Anne Boleyn enthaupten. Knapp 100 Jahre später sollen sogar die Pilgrim Fathers, Englands strenggläubige Auswanderer, auf der Überfahrt nach Amerika ihre weißen Hemdkragen abgelegt haben, um dem Pfeilchenwerfen zu frönen. Doch auch diese Kolportage steht auf schwankendem Boden, was jeder bestätigen wird, der jemals auf hoher See versucht hat, ein Dartboard zu treffen! Erst um die letzte Jahrhundertwende vom 19. zu 20. Jahrhundert verdichten sich handfeste Hinweise, die England zum Mutterland von Darts machen. 1896 ordnet der Zimmermann Brian Gamlin aus Bury in Lancaster die Zahlen auf dem Zielbrett in eben der Reihenfolge an, die bis heute gilt. 1901 erscheint im "Stationer, Printer & Fancy Trades Register" eine Anzeige über "Dart Boards". Eine Provinzzeitung aus Lancashire vermeldet 1902 die ersten Darts-Würfe mit 180 Punkten, also der Höchstzahl. 1906 ersetzt ein Mann aus Yorkshire den hölzernen Dartkörper durch Metall. Bereits acht Jahre zuvor ist (in den USA) der erste faltbare Papier-Flight patentiert worden, nachdem bis dahin Truthahnfedern am Pfeilende den Flug stabilisierten. 1908 wird es amtlich, dass Darts ein Geschicklichkeitsspiel ist - für seine Verbreitung ein wichtiger Fortschritt. Zu danken ist er dem couragierten Gastwirt Foot Anakin aus Leeds. Angeklagt, dass er in seinem Pub ein Glücksspiel mit kleinen Pfeilen und einer Zielscheibe dulde, tritt er im Gerichtssaal die Offensive an. Ein Hauch von Wilhelm Tell liegt in der Luft, als Foot - so genannt wegen seiner enormen Füße - vor den Richtern ein Board aufhängt. Der Gastronom holt seine Geschosse hervor und wirft sie tock...tock...tock ins 20-Punkte-Segment. Zur Steigerung der Beweiskraft bittet er die Amtsträger, sie mögen es ihm gleichtun. Ein Gerichtsdiener nimmt die Herausforderung an und trifft mit den ersten zwei Pfeilen nicht einmal die Scheibe. Foot Anakin soll daraufhin sogar dreimal die double 20 getroffen haben. Von soviel Können beeindruckt, fällt der Magistrat das folgende Urteil: "This is no game of chance" - "Dies ist kein Glücksspiel". So kann Darts endgültig die Pubs erobern. Die industrielle Revolution, unbestritten eine englische Erfindung, hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Beiträge zur Dartsgeschichte geleistet: Der massive Metallkörper des Wurfpfeils war ein winziges Nebenprodukt dieser Epoche und in Englands ersten Industriezentren schlug das harmlose Spiel mit den kleinen Pfeilen groß ein. Für die Workers bot der preiswerte Kneipensport Entspannung vom harten Einerlei in Minen und Fabriken. Dass die Städte auf der Insel nicht weit voneinander entfernt liegen, begünstigte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Wettkämpfe unter den Besten - Härtetests, die Großbritannien zum führenden Markenzeichen in der Dartwelt machten. Wohl die wichtigsten Förderer dieses Sports in beiden Weltkriegen waren britische Soldaten. Manche Gefechtspause verbrachten sie mit Pfeilewerfen. Ob Schweden oder Jamaica, Bahrein oder Holland, die Philippinen oder Australien - Darts wird heute rund um den Globus gespielt, zunehmend auch in Ländern wie Ungarn, Tschechische Republik und Russland. 48 nationale Darts-Organisationen vereinen ca. 3,5 Millionen Mitglieder und sind in der World Darts Federation (WDF) zusammengeschlossen. Hinzu kommen Länder mit Dartverbänden, die nicht zur WDF gehören. Ungezählt sind die Gelegenheitsdarter, die nicht organisiert sind. Großbritannien aber ist die Bastion dieses Sports geblieben. Rund 2 Millionen Aktive spielen dort wettkampfmäßig Darts, einige weitere Millionen just for fun. Fernsehübertragungen mit Zuschauerquoten, die fast Wimbledon-Werte erreichten, haben Darts in England in den siebziger Jahren zum Massensport gemacht, Spieler wie John Lowe, Eric Bristow oder der Schotte Jocky Wilson sind zu Sportidolen in GB geworden. Der Darts-Vollprofi wurde geboren, der im Namen von Brauereien, Tabakfirmen und Darts-Artikel-Herstellern aus dem Koffer lebt. In den letzten Jahren muss sich Darts verstärkt anderer Spielangebote wie Snooker und Poolbillard erwehren. Trotzdem setzt die britische Pfeil- und Boardsbranche jährlich immer noch rund 30 Millionen Pfund mit Darts-Produkten um, wovon über die Hälfte exportiert wird.
Auch geldschluckende Darts-Automaten machen dem Traditionsspiel zusehends zu schaffen. Trotzdem wird die klassische Spielart weiterhin Anhänger finden. Denn wie urteilte schon 1924 eine englische Darts-Vereinigung: "It is cheap, clean and skilful" - "billig, sauber und ein Spiel voller Gewandtheit" sei Darts. Ein Spieler aus Hessen meinte anno 1993: "Am schönsten finde ich an Darts, dass es völlig egal ist, ob man groß oder klein, dick oder dünn, Links- oder Rechtshänder ist". Dem wäre nur hinzuzufügen: Es spielt auch keine Rolle, ob ein Dartwerfer jung oder alt oder Groß- oder Kleinverdiener ist. Und von welchem Sport kann man das noch sagen?
Dartgeschichte (2)
Die Dartentstehung
Der immer beliebter werdende Sport Dart hat seinen Ursprung in England (heute noch ein Volkssport, der in fast jedem Pub gespielt wird). Vor einigen Jahrhunderten begannen angelsächsische Bogenschützen damit auf Baumscheiben zu schießen, deren Jahresringe wahrscheinlich die Vorgänger der heutigen Single, Double, Tripple und Bull Segmente waren. Diese Art des Freizeitvergnügens wurde von Bauern übernommen, die den Bogen einfach wegließen und die Pfeile in etwa zu dem machten was sie heute sind - Darts ! In alten Dokumenten wurde auch von "daroth", "daruth" oder "darte" gesprochen. Mit den Jahren (oder besser Jahrhunderten) wurde dieser Sport immer populärer und kam dann auch irgendwann nach Amerika. In England fand 1927 dann auch das erste überregionale Dartturnier statt - das "New of the World", bei dem 1948 ca. 300.000 Teilnehmer in London mitmachten. Als dann 1973 der erste Elektronische Dartautomat erfunden war, brach eine neue Epoche des Dartsports an. (So oder so ähnlich - es gibt verschiedene Thesen!) Dart ist ein Sport für jedermann und jeder Frau. Kurz ein Volkssport. Es ist egal wie groß, wie schwer, wie stark oder wie alt sie sind. Beim Dartsport kommt es auf stärken wie Konzentration, Nervenstärke und Präzision an. Alles Eigenschaften die in jedem mehr oder weniger schon vorhanden sind oder noch ausgebaut werden können. Aus den Englischen Pubs kam der Dartsport auch zu uns nach Deutschland. Man kann in einer Persönlichen gemütlichen runde Kontakte knüpfen und eine Freizeitbeschäftigung mit gleichgesinnten teilen. Dart ist ein sehr kameradschaftlicher Sport, denn man spielt nicht gegen einen "Gegner", sondern vielmehr gegen das Dartboard und gegen sich selber. Dies mag ein wenig verwirrend sein, aber wenn sie selbst erst einmal diesen Sport nachgehen werden sie verstehen, was wir damit meinen. Leider wird Dart als eine simple Freizeitbeschäftigung abgetan. Dies kommt vielmehr aus einem Informationsmangel heraus. Wie viele kennen das Regelwerk, die Punktewertung oder wissen, wie viele Spiele auf dem Dartboard gespielt werden können? Haben Sie es schon einmal probiert, alle drei Darts ins Bull zu werfen? Wenn ja, dann wissen Sie, das es gar nicht so leicht ist, wie es für den Beobachter scheint. Wo und wie der Dartsport erfunden wurde, darüber sind sich bis heute die Historiker nicht einig. Allem Anschein nach hat sich Dart in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in den Industriezentren Englands zu einer Freizeitsportart der ärmeren Schicht der Gesellschaft entwickelt. In den englischen Pubs wurde um eine Runde Bier oder aber auch um einen Jackpot gespielt. Auch heute in Deutschland wird sehr oft in den Kneipen um eine Runde Bier gespielt. Natürlich sind ein oder zwei Bier hilfreich um die Nerven zu beruhigen, aber alles was darüber hinaus geht, ist für den Erfolg beim Dart schädlich. Aber aus der Tatsache heraus, das man diesem Sport vor allen Dingen in Kneipen nach geht, hat es den Ruf als eine Sportart für Trinker bekommen. Und das ist nicht wahr. Natürlich trinken manche in Kneipen und Gaststätten mal einen über den Durst, das tun aber nicht gleich alle Dartspieler und Spielerinnen. Dartspieler sind eher Menschen, die den Kontakt zu anderen suchen und bei einer netten runde Dart den Abend zu verkürzen. Man kann Dart "nur" als ein Gesellschaftsspiel spielen oder aber versuchen bei Ligaspielen und Turnieren um Punkte und Preisgelder spielen. Welchen Trainingsaufwand man für diesen Sport investieren will, liegt an jedem wie weit er es bei diesem Sport bringen will.
Geschichte (3)
Die Geschichte des Dartsports
Die Geschichte des Dartsports ist aus zwei Blickwinkeln zu betrachten. Zum Einen kann man die Herkunft der Dartpfeile, wie viele Menschen meinen, bis hin zur Jungsteinzeit zurückverfolgen, was wohl eher mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist. Überlieferungen aus dem alten Byzanz lassen eine Verwandtschaft zu unseren drei kleinen Dartpfeilen erahnen. Der als großer Stratege bekannte General Belisarius (505-565) hatte befohlen, seine Infanterie mit drei ca. 18 Zoll langen und schweren Kampfpfeilen auszustatten, welche an der Innenseite der Schutzschilde angebracht wurden. Schon damals wurden die Reiter seiner Armee von ihm angewiesen, solche Pfeile als Kampftraining auf bestimmte Ziele zu werfen. Allerdings ist leider nichts davon bekannt, dass diese Wurfübungen mit den Kampfpfeilen nach den Kriegszeiten jemals als Spiel oder Vergleichskampf fortgesetzt wurden. Es müssen wohl nicht wesentlich andere Pfeile gewesen sein, welche Anne Boleyn ihrem Henry dem VIII. schenkte, der sie letztlich köpfen ließ. Der seriösere Weg dem Entstehen des Dartsportes auf den Grund zu gehen, ist das Verfolgen der Entwicklung von Dartboards. Hier sind eine Vielzahl historisch dokumentierter Ereignisse zu finden, die Aufschluß über die Entwicklungsstufen dieses Sports geben. Das wohl als markant zu bezeichnende Ereignis in der Entstehung von Dartboards ist die Schlacht bei Agincourt um das Jahr 1415 in der die Angelsachsen einen großen Sieg über die Franzosen davontrugen. In den Überlieferungen war von Kampfübungen die Rede, bei denen abgesägte Baumstämme als Zielscheiben für die Bogenschützen dienten. Anhand der Altersringe konnte man sehen, welcher Treffer der bessere war. Angeblich soll der große Erfolg der Angelsachsen auf die intensiven Übungen mit den Baumstammscheiben zurückzuführen sein.
In den kriegsfreien Zeiten sollen die Bogenschützen vor allem bei schlechten Wetter in den Hütten und Wirtshäusern aus langer Weile mit abgebrochenen Pfeilspitzen auf eben solche Baumstammscheiben geworfen haben. Da diese allein natürlich keine kontrollierbaren Flugeigenschaften hatten, wurden ganz nach dem Vorbild der langen Bogenpfeile kleine Federn als Leitwerk angebunden. Auf ihrer Fahrt nach Amerika im Jahre 1620 sollen die Pilgrim Fathers auf der Mayflower dieses Spiel praktiziert haben. Das erste Dartboard war wohl das sogenannte Norfolk Board, welches zu der Gruppe der Target Boards (Zielscheiben) zählt, das nur wenige breite konzentrische Ringe auf der Oberfläche hatte. Es war eine etwa nur 10 Zoll große Variante der ursprünglich etwa 120 cm großen Bogenzielscheiben. Die ersten Dartboards bestanden oft aus Ulmenholz und mussten ständig feucht gehalten werden, damit sie keine Risse bekamen. Das Target Board, welches schon seit langer Zeit ausgestorben ist, wird daher auch als Elm Board bezeichnet. Natürlicherweise waren alle älteren Dartboards aufgrund des dunklen und nassen Ulmenholzes traditionell schwarz bzw. dunkelbraun. Pflegte man also ein so empfindliches Dartboard nicht ausreichend, so entstanden immer mehr Risse, welche vom Zentrum her nach außen verliefen. Dies regte die Fantasie einiger Spielbegeisterter so sehr an, dass man auch eine Unterteilung einzelner Bereiche zwischen diesen Rissen des Boards vornahm und ihnen verschiedene Wertungszahlen zuwies. Einige hundert Jahre später erst zu Beginn des Dartbooms im Jahre 1896 erfand der Tischler Brian Gamblin aus Bury die bis heute bekannte Zahlenanordnung des London Boards. Aber nicht alle Regionen folgten sklavisch diesem Trend. So gibt es bis heute die noch weit verbreiteten Five's Boards, deren Aufteilung in zwölf Segmente mit den Zahlen 5, 10, 15 und 20 oft und in den südlichen Regionen von London zu finden ist.
Aber es haben sich auch weitere interessante Dartboards durchgesetzt, wie zum Beispiel das Grimsby Board mit seinen 28 Zahlensegmenten oder das Yorkshire Board, das Black Irish Board oder Kent Board, welche keinen Treble-Ring aufweisen. Eine Sonderstellung hat das wohl am schwierigsten zu spielende Manchester Board mit seiner eigenwilligen Zahlenaufteilung und seiner geringen Größe von nur 25,4 cm. Bei diesem Winzling haben die Trebles und Doubles einen Durchmesser von nur rund 3 mm und das Bulleye ca. 6 mm. Im letzten Jahrhundert haben sich die Materialien, aus denen Dartboards bestehen von Holz, über Kork, Papier, Metall, Plastik, bis hin zu Sisal verändert. Die Risse gab es verständlicherweise bei diesen neueren Materialien nicht mehr und so wurde die Segmentunterteilung von einem Drahtgeflecht, der sogenannten Spider, abgelöst. Erst um die Jahrhundertwende wurde der Wertungsbereich vieler Dartboards farblich abgesetzt. Auch viele andere Zubehörartikel wurden seit dem Jahr 1900 verbessert. So wurde der erste Papierflight im Jahre 1898 in den USA patentiert. Die Pfeile veränderten sich in ihrer Form und Größe von großen Holzpfeilen mit angepressten Metallspitzen zu kleineren Formen mit angeklebten Spitzen und Plastikflights. Bis heute haben sich die daran anschließenden Bauformen zum Teil erhalten. Der Wurfkörper, der sogenannte Barrel, wird heute je nach Größe und Gewicht beim Pfeil aus Messing, Stahl, Tungsten und immer neuen Materialien hergestellt. Ein wichtiges Gerichtsurteil sorgte im Jahre 1908 für die Zulassung des Dartspiels in den öffentlichen Pubs. Der Gastwirt Foot Anakin aus Leeds wurde des unerlaubten Duldens von Glücksspielen in seinem Pub bezichtigt. Um den Richter davon zu überzeugen, dass es sich nicht um ein Glücksspiel handelt, baute Foot Anakin ein Dartboard im Gerichtssaal auf und warf drei Darts in das 20 Punkte Segment und bat die Amtsträger es ihm gleich zu tun. Ein Gerichtsdiener nahm die Herausforderung an und traf mit den zwei ersten Pfeilen nicht einmal das Dartboard. Foot Anakin soll daraufhin sogar dreimal die Double 20 getroffen haben. Von so viel Können beeindruckt fällte schließlich der Richter das Urteil "This is not a game of chance" und gab damit den Weg für den Dartsport in den öffentlichen Pubs frei. Den nächsten Boom bekam der Dartsport im Jahre 1927 zur Einführung des größten Dartturniers in der Dartgeschichte, dem News Of The World Turnier. Es gab unzählige Qualifizierungsturniere in allen Stadtteilen Londons. Die Teilnehmerzahl der regionalen Ausscheidungen stieg bis zum Jahr 1947 auf stolze 300.000 Dartspieler an. Selbst Queen Mom ließ es sich nicht nehmen mit ihrer Tochter Königin Elisabeth II. zur Eröffnung eines Freizeitclubs in Slough im Jahre 1937 für die Presse einige Dartpfeile zu werfen. Zwei Legenden sorgten schließlich für die totale Begeisterung um den Dartsport und für ausverkaufte Exhibision Halls. Es waren Joe Hitchcock und Jim Pike, die über viele Jahre als die besten Spieler ihren Ruf genossen und Darts zur Zugnummer im Lande machten. Joe Hitchcock verdiente sein Geld als erster Vertragsdartspieler der Welt für die Brauerei Watneys. Marathon Marvel (Marathon Wunder) nannten sie ihn wegen seiner Bereitschaft, beim Spielmodus bis zu 25001 zu gehen. Weitere Spitznamen wie "Treble Twenty Wizard" oder "Demon of the Dartboard" lassen ahnen, dass er in der Treble Twenty zuhause war. Jim Pike stellte sein Können auf unzähligen Veranstaltungen mit vielen kleinen Kunststückchen unter Beweis. Er traf alle möglichen Trebles durch ein Zeitungsblatt hindurch. Seine Dartpfeile sausten durch ein glimmendes Zigarettenende in ein gewünschtes Double. Auf Wunsch führte er solche Präzisionsspiele auch mit vier Zoll langen Nägeln durch. Er brauchte nur dreieinhalb Minuten um auf dem Dartboard alle Doubles zu treffen. Ohne Gegner spielte er binnen 150 Sekunden drei Runden im Modus 301 runter. Schließlich kam es im September 1946 zum größten Dartereignis des mittleren zwanzigsten Jahrhunderts als sich Joe Hitchcock und Jim Pike den Kampf der Giganten lieferten und in der total ausverkauften Stadthalle von Acton den großen Showdown lieferten. Die Eintrittskarte zu diesem Mammutereignis kostete den Durchschnittsbürger bis zu zwei Monatslöhne. Die Zuschauer sahen drei spannungsgeladene 1001-Spiele, gespickt mit tons (100 Punkte-Würfe). Am Ende siegte Joe Hitchcock mit 2:1. Nach den Kriegsjahren wurden in Großbritannien und auch in den USA viele Varianten des Dartspiels und verschiedene Dartboards entwickelt, die auch als sogenannte Fun-Dartboards bezeichnet wurden. Anfang der 80er Jahre bekam diese Entwicklung ihren Höhepunkt. Viele andere Sportarten wurde auf das Dartboard übertragen. Und so spielte man beispielsweise Baseball oder Snooker auf speziell ähnlich gestalteten Dartboards nach entsprechenden Regeln. Darts wird mittlerweile in fast jedem Land der Erde gespielt. Allein in England gab es 1983 rund 7 Millionen aktiv gemeldete Spieler.
In den letzten Jahren hat Soft-Dart in einigen Ländern dem Steeldart den Rang abgelaufen. In Deutschland zum Beispiel wurden die Zeichen nicht rechtzeitig erkannt und attraktive Turniere für Newcomer kaum veranstaltet. Während die Soft-Dartszene mit potenten Sponsoren und Automatenaufstellern in Zusammenarbeit mit einem TV Sender werbewirksame Turniere veranstaltete, regte sich in der Steeldartszene nichts, was zu rückläufigen Mitgliederzahlen im Deutschen Dartverband führte.