Krambambuli
Der Krambambulist
Ein Lobgedicht über die gebrannten Wasser im "Lachs" zu Danzig
KV-Version
KV-Liederbuch Seite 149
- Krambambuli, das ist der Titel Des Tranks, der sich bei uns bewährt; Er ist ein ganz probates Mittel, Wenn uns was Böses widerfährt. |: Des Abends spät, des Morgens früh Trink ich mein Glas Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
2.Dich ehren große Herrn und Prinzen, Bei Tafel zierst du das Dessert; In Poln- und Preußischen Provinzen Hält dich der Adel hoch im Wert, Da trinken Du, Er, Wir, Ihr, Sie Krambambuli, Krambambuli.
Oh! wär Homerus noch am Leben, Und Flakkus und Anakreon, Wie würden sie dich nicht erheben, Du trügst den Epheu-Kranz davon, Catull schrieb eine Elegie Zum Lobe des Krambambuli.
Ist mir mein Wechsel ausgeblieben, Hat mich das Spiel labet gemacht, Hat mir mein Mädchen nicht geschrieben, Ein'n Trauerbrief die Post gebracht: |: Dann trink ich aus Melancholie Ein volles Glas Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Braust mirs im Kopf, drückt mich der Magen, Vergeht mir Appetit und Lust, Wenn mich die Flatulenzen plagen, Fällt ein Catharr mir auf die Brust, Statt der Mixtur des Medici Gebrauch ich den Krambambuli.
Bin ich im Wirtshaus abgestiegen Gleich einem großen Kavalier, Dann lass ich Brot und Braten liegen Und greife nach dem Pfropfenzieh'r, |: Dann bläst der Schwager tantari Zu einem Glas Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Wär ich zum grossen Herrn geboren, Wie Kaiser Maximilian, Ich hätt' ein Ordensband erkoren, Und stickte die Devise dran: Toujours gaillard et sans souci, C'est l'ordre de Krambambuli.
8.Sollt ich dereinst zur Hochzeit schreiten, Mit einer tugendhaften Braut, So lass ich kein groß Mahl bereiten, Wenn mich der Priester angetraut, So geb ich ohne Cer'monie, Kaffee, Biskuit, Krambambuli.
Ihr dauert mich, ihr armen Toren, Ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein: Zu Eseln seid ihr auserkoren, Und dorten wollt ihr Engel sein, |: Sauft Wasser, wie das liebe Vieh, Und meint, es sei Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Wer wider uns Krambambulisten Sein hämisch Maul zur Mißgunst rumpft, Den halten wir für keinen Christen, Weil er auf Gottes Gabe schimpft, |: Ich gäb ihm, ob er Zeter schrie, Nicht einen Schluck Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Worte: Nach Wittekind (Credcentius Kormandel), 1745 (1709-1774) Weise: Volksweise, vor Mitte des 18. Jahrhunderts
CV-Version
Krambambuli, das ist der Titel Des Tranks, der sich bei uns bewahrt; Er ist ein ganz probates Mittel, Wenn uns was Böses widerfährt. |: Des Abends spät, des Morgens früh Trink ich mein Glas Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Hielt Jupiter in seinem Reiche jetzo ein stattliches Banket; Wenn unter der geweihten Eiche Das Göttervolk Redouten hätt', |: Er gäbe nach der Symmetrie erst Necktar, denn Krambambuli. :|
O! wär Homerus noch am Leben, Und Flackus und Anakreon, Wie würden sie dich nicht erheben, Du trügst den Eichenkranz davon, Catull schrieb eine Elegie Zum Lobe des Krambambuli.
Ist mir der Wechsel ausgeblieben, hat mich das Spiel labet gemacht; hat mir mein Mädchen nicht geschrieben, wird mir ein Trauerbrief gebracht, dann trink ich aus Melancholie ein volles Glas Krambambuli.
Braust mirs im Kopf, druckt mich der Magen, Vergeht mir Appetit und Lust, Wenn mich die Flatulentzen plagen, hab ich Catharr auf meiner Brust, statt der Mixtur der Medici gebrauch ich den Krambambuli.
Bin ich im Wirtshaus abgestiegen Gleich einem großen Kavalier, Dann lass ich Brot und Braten liegen Und greife nach dem Pfropfenzieh'r, |: Dann bläst der Schwager tantari Zu einem Glas Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Wär ich zum grossen Herrn geboren, Wie Kaiser Maximilian, Ich hätt' ein Ordensband erkoren, Und stickte die Devise dran: Toujours gaillard et sans souci, C'est l'ordre de Krambambuli.
8.Sollt ich dereinst zur Hochzeit schreiten, Mit einer tugendhaften Braut, So laß ich kein groß Mahl bereiten, Wenn mich der Priester angetraut, So geb ich ohne Cer'monie, Coffe, Biscuit, Krambambuli.
Wer wider uns Krambambulisten Sein hamisch Maul zur Mißgunst rümpft, Den halten wir fur keinen Christen, Weil er auf Gottes Gabe schimpft, |: Ich gab ihm, ob er Zeter schrie, Nicht einen Schluck Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Ihr dauert mich, ihr armen Toren, die ihr nicht liebt, trinkt keinen Wein: Zu Eseln seid ihr hier geboren, Und droben wollt ihr Engel sein, |: Sauft Wasser, wie das liebe Vieh, Und meint, es sei Krambambuli, Krambimbambambuli, Krambambuli! :|
Krambambuli soll mir noch schmecken, wenn jede andre Freude flieht, will schon der Knochenmann mich schrecken, ich singe dennoch froh erglüht |: und trink mit ihm in Kompanie das letzte Glas Krambambuli. :|
Anmerkungen
Der Krambambulitext des KV-Liederbuches stellt lediglich eine kleine Auswahl aus dem gewaltigen Schatz an Versen dar, die Rund um das Gebräu gedichtet wurden.
Krambambuli (auch: Crambambuli) ist eine Spirituose mit intensiver roter Farbe, die ursprünglich in der Likörfabrik Isaak Wedel-Links und Eydam Dirck Hekker in Danzig hergestellt wurde, aus der auch das noch berühmtere Danziger Goldwasser kam. Später wurden beide Produkte von den Gräflich von Hardenberg'schen Kornbrennerei produziert und vertrieben. Bestandteile des Krambambuli sind Beeren des Wacholderstrauches und Branntwein.
Der Name Krambambuli setzt sich aus den Worten Krandewitt (Kranichholz, anderer Name für Wacholder) und dem rotwelschen Wort Blamp (alkoholisches Getränk) zusammen.
Bei den Studentenverbindungen wird seit dem 19. Jahrhundert der Begriff Krambambuli aufgrund der Farbähnlichkeit auch für Feuerzangenbowle, Glühwein oder andere Weinmischgetränke verwendet.
Christoph Friedrich Wedekind Originaltext
Vorbericht Zur Prob und auch zum Spaß hab ich hier ausgeführet, Daß oft der blosse Reim den Denckungsstoff gebieret, Mir gab ein guter Freund Gelegenheit dazu; Indessen lag bey mir das Manuscript in Ruh, Und hätt's des Gönners Hand nich aus dem Staub gezogen, So wär es nimmermehr im Druck herum geflogen. Ihr Herren Sprachwardeins, Kunstrichter sonst genannt, Fällt euch von ohngefähr dies Blätchen in die Hand, Ey nun! so bitt ich euch, gestrenge Klaritäten, Ihr wollet dieses Lied mit eurem Kiel nicht tödten. Es ist geistreich genug, und hat vielleicht mehr Kraft, Als manch gelehrter Schweiß im schwartzen Dinten-Saft; Glaubt nicht, daß ich hiebey den Musenberg geplündert, Auch hat sich mein Gehirn durch's Denkennicht vermindert. Ich habe die Geburt meist in schlafloser Nacht, Und zwar im Lager nur erst jüngst zur Welt gebracht. Klappt mancher Reim unteutsch, so schmählt nicht auf den Dichter, O! schmählt aufs Alphabeth, ihr teutschen Silbenrichter, Ich dencke nicht, daß euch der Istentittel schreckt, Dieweil, dem Wesen nach, nichts ketzersch drinnen steckt. Fragt ihr, was soll das I so oft in Ohren schallen? So wißt, dem Autor hat der Klang so wohl gefallen; Und, wenn ihr höflich seyd, ihr Herren Critici, So danck ich euch dafür. Prost! im Krambambuli.
Weitere Strophen
Ein Günther schreibt das Lob vom Knaster, Das Canitz ebenfalls erhebt; Ich weiß auch, daß dies Lebens-Pflaster Bey Dichtern stets im Ansehn schwebt. Ich nehm ein Stück aus der Chymie, Und schreibe vom Krambambuli.
Der singt von Chloris Rosen-Wangen, Und der von Phillis Lilgen-Brust, Der seuffzt mit schmachtendem Verlangen, Nach Galatheens Augen-Lust, Ein jeder hat hier sein Genie, Ich singe vom Krambambuli.
Zwar giebt anitzt das Frauenzimmer Den Lorbeer-Kranz durchgehnds zu Lehn, Es muß von ihrem Putz und Schimmer So manche Ode schwanger gehn, Doch sing ich ohne Felonie, Die Tugend des Krambambuli.
Ich bin dem artigen Geschlechte Dem ohngehindert treu und hold, Ich hab' auch, wenn ich pralen mögte, Den Jungfern manchen Reim gezollt; Nun laß ich die Galanterie, Und singe vom Krambambuli.
Ich singe. Steht mir bey, ihr Musen. Apollo stimm das heischre Rohr, Begeistre mich, entflamm den Busen, Spiel nur ein Probestückchen vor, Gieb mir den Stoff, die Melodie Zum herrlichen Krambambuli.
Besäß ich Noris Weisheits-Trichter, Das Pegnitzsche Palladium, So wär' ich ein beredter Dichter, Und flehte keine Götter drum; Ich schriebe flugs zum Impromptü Zwölf Bogen vom Krambambuli.
Allein, ich brauche fremder Hülfe, Ich bin kein Elb- noch Oderschwan, Ich quinkelier auf dürrem Schilfe; Drum, Pallas! bring mich auf die Bahn, Streu Blumen der Allegorie Aufs Thema vom Krambambuli.
Gesucht, gewährt: ja, ja, ich schwitze, Mir wird ums Diaphragma warm, Wie schlägt der Puls! wie fliegt die Hitze! Die Geister kommen in Allarm, Ich schäume fast in Extasi, O! freue dich, Krambambuli.
Steigt aus der Gruft, ihr morschen Glieder, Gronow und Gräwe tritt heran! Reuchlin und Aristarch kommt wieder, Sciopp und Voß, und Priscan, Entdeckt die Etymologie Vom edlen Wort: Krambambuli.
Doch halt! die Hoffnung ist verschwunden, Die Todten stehn nicht wieder auf; Drum wend ich mich zu den Gesunden, Und bitte nach Gelehrtem Lauf: Ihr unpartheyschen Critici, Kunstrichtert den Krambambuli.
Ihr, die doch alles glaubt zu wissen, Wie der Magnet das Eisen zieht, Wie Ebb' und Flut natürlich fliessen, Warum der Aetna Funcken sprüht, Entdeckt mir denn ihr Pansophi, Den Ursprung vom Krambambuli.
Ihr werdet ungehalten brummen, Wenn man euch Ignoranten heist; Doch wett' ich, mancher wird verstummen, Den man sonst Polyhistor preist. Selbst Morhofs Polyhistorie Erwehnt nichts vom Krambambuli.
In des von Hohberg Haußhalts-Buche, Was Coler und Florini schreibt, Ist, wenn ich mich zu tode suche, Dein Nam' nicht einmal einverleibt. Dem grossen Bayl und Moreri Entwischtest du Krambambuli.
O! welch ein würdiger Artickel! Ins allgemeine Lexikon; Da schreibt man ja vom Pumpernickel, Welch Lob trügst du denn nicht davon? Ihr Herren Lexikographi, Besorget den Krambambuli.
Ihr, die mit so viel Wochenblättern Das Reich der Wissenschaft beschwert, Soll Fama eur Geschlecht vergöttern, So, daß es zum Orion fährt; So nehmt in eure Kotterie Zum Vorwurf den Krambambuli.
Ich könnte hier weitläufig zeigen, Den Grund, das Stamm- und Ursprungs-Wort, Allein aus Kürtze will ich schweigen, Und eile zu dem Hauptwerck fort, Ich meyne, von der Theorie Zur Praxin des Krambambuli.
Zwar les' ich nicht auf der Katheder, Vielweniger pro rostris ab; Doch würck ich mehr mit meiner Feder, Als dort Merkur mit seinem Stab. Merckt auf ihr Herrn Empyrici, Ich handle vom Krambambuli.
Krambambuli, du mein Ergötzen! Du meiner Lippen süsse Lust, Wie zart kanst du die Zunge letzen! Wie wohl bekömmst du meiner Brust! So sehr ich sonst den Brandtwein flieh, So gern trinck ich Krambambuli.
Wie, wenn Aurorens Purpur glühet, Und sich mit Phöbus Stralen schmückt, Wenn Florens Rosen-Zierde blühet, Und sich an Juno Busen drückt, So würtzend die Orangerie, So riecht, so gläntzt Krambambuli.
Du Quintessentz der starcken Geister, Balsamscher Wurtzeln beste Kraft, Du Lebensöl, du Sorgenmeister, Du bists, der mir Erquickung schafft, Des Abends spät, des Morgens früh, Trinck ich ein Glas Krambambuli.
Du Krone lieblicher Geträncke, Du Europäscher Surasaft, Wenn ich an deinen Namen dencke werd ich entzückend hingeraft, Du Schutz-Geist der Oekonomie, Fürtreflicher Krambambuli.
Krambambuli, so heist dein Tittel, Womit dich ein Starost beehrt, Du bist das süsse Labungs-Mittel, Das Dantzigs Officin gewährt, Halb klingst du Teutsch, halb Popolsky, Recht majestätsch Krambambuli.
Man zehlte nur vier Monarchien, Wie Hübner und sein Anhang spricht, Anitzt sieht man die fünfte blühen, Die hat dein Ansehn aufgericht, Die malvasiersche Monarchie Die stiftest du, Krambambuli.
Dein Regiment ist sehr gelinde, Und führet keine Bitterkeit, Du hängst den Mantel nach dem Winde, Und schickst dich in die böse Zeit; Darum ihr Herrn Politici Rath ich euch zum Krambambuli.
Achilles, Hecktor, Alexander, Und Scipio und Hannibal, Sind prächt'ge Namens mit einander, Und von sehr kriegerischem Schall; Doch reimet Montecuculi Am schönsten zum Krambambuli.
Dich ehren grosse Herrn und Printzen, Bey Tafel zierst du das Dessert; In Poln- und Preußischen Provintzen Hält dich der Adel hoch im Werth, Da trincken Du, Er, Wir, Ihr, Sie Krambambuli, Krambambuli.
Von Woywoden und Magnaten Bist du ein rechter Favorit, Du schmeckst zum Kohl, du schmeckst zum Braten, Du schmeckst zum Thorner Kuchenschnitt, Zum polnschen Bock, Trompetmarie Da paßt ein Glaß Krambambuli.
Wenn in den Elysäschen Auen, Wie Alkoran und Talmud schreibt, Der Wollust Paradies zu schauen, Wo man vergnügt die Zeit vertreibt; So schwör ich beym Bart des Mufti, Man trinckt dort auch Krambambuli.
Hielt Jupiter in seinem Reiche Noch itzt ein stattliches Bancket; Wenn unter der geweyhten Eiche Das Götter-Volck Redouten hätt', Er gäbe nach der Symmetrie Erst Necktar, denn Krambambuli.
Wenn mancher Koch den Vortheil wüste Womit die Küch in Dantzig prangt, Ich wette, daß er kommen müste, Er würde nach Paris verlangt, Und macht an statt Jus und Coulie, Die Sosen von Krambambuli.
O! wär Homerus noch am Leben, Und Flackus und Anackreon, Wie würden sie dich nicht erheben, Du trügst den Epheu-Krantz davon, Catull schrieb eine elegie Zum Lobe des Krambambuli.
Pythagoras, der für die Seelen In seiner Zeit Quartier gemacht, Würd' auch für dich ein Plätzgen wählen. Ovidius hätt dich bedacht; In seiner Metamorphosie Stündst du voran Krambambuli.
Wenn Pietsch, der grosse Pietsch, noch sünge, Der Flammen-reiche Lohenstein, Wenn Amthors Harfe itzt noch klünge, Du müßtest mit im Spiele seyn, Die Thaten des Eugenii Besäng er beym Krambambuli.
Kämst du zu den entfernten Zonen, Dich betete der Barbar an; Da, wo die wilden Cassers wohnen, Von Peru bis nach Indostan, Beym güldnen Fluß Mißißippi Verehrt man dich Krambambuli.
Ihr, die den Ocean durchkreutzet, Und überall Plantagen macht, Ihr, die nach fremden Schätzen geitzet, Warum habt ihr nicht dran gedacht? Und schickt auch eine Colonie Zur Aufnahm des Krambambuli.
Du bist ein Geist für feine Geister, Nicht für jedweden Mummen-Knecht. Das braune Bier macht dick und feister, Allein es nährt die Seele schlecht. O! güldne Regula Detri, Punsch, Bischof und Krambambuli.
Du wärmst das Hirn, erfrischst die Sinnen, Stärckst das Gedächtniß, schärfst den Witz; Bey dir kan Faulheit nichts gewinnen, Der Fleiß behauptet seinen Sitz; Ist einer nur kein menschlich Vieh, So hilft ihm der Krambambuli.
Soll ich Caffee und Thee geniessen, So perlt dein rothes Feur im Glaß, Eh will die Feder mir nicht fliessen, Ich schmecke denn dein köstlichs Naß, Wie lieblich klingt die Poesie Nach einem Schluck Krambambuli.
Ist mir der Wechsel ausgeblieben, Hat mich das Spiel labet gemacht; Hat meine Doris nicht geschrieben, Wird mir ein Trauer-Brief gebracht, Vertreib ich die Melancholie Mir durch ein Glaß Krambambuli.
Soll ich die Jungfern careßiren, Und ein beredter Schmeichler seyn, Die Täntzerin manierlich führen, So schenck ich erst ein Schnäpsgen ein, Alsdenn so gehts ohn alle Müh, Das thut der Geist Krambambuli.
Laß den Apthecker distilliren Rataffia und Persico, Laß ihn Carminative schmieren, Sein Rosolis macht mich nicht froh, Sein Aquavit benimmt doch nie Den Preiß von dem Krambambuli.
Laß Franckreich, Welsch- und England prahlen Mit ihrem treflichen Liqueur, Ich werde nichts dafür bezahlen, Er findet bey mir kein Gehör; Weg mit der Charlatanerie, Solider ist Krambambuli.
Ihr, die ihr mit Liqueuren handelt, Und ihr Geschlechts-Register schreibt, In Mompellier hat sichs verwandelt, Weil mans in Dantzig höher treibt, Setzt in die Genealogie Den Groß-Papa Krambambuli.
Ihr weichlinge schlurft Chocolade, Madera, Seckt und Frontignac, Trinckt Mandelmilch und Limonade, Ich bin von männlicherm Geschmack, An statt Alkerms und Sellerie Trinck ich ein Glaß Krambambuli.
Braust mirs im Kopf, druckt mich der Magen, Vergeht mir Appetit und Lust, Wenn mich die Flatulentzen plagen, Fällt ein Catharr mir auf die Brust, So reib ich Schläf, und Bauch, und Knie Mit laulichem Krambambuli.
Kein Pulver brauch ich, keine Pillen, Nicht Theriac, noch Mithridat. Ich lasse der Natur den Willen, Und neben her bist du mein Rath, Statt der Mixtur des Medici Gebrauch ich den Krambambuli.
Die Vipernkur ist mir zuwider, Benebst dem eau de mille Fleurs, Das laß ich euch, ihr schwachen Brüder, Und was dergleichen Zeuges mehr. Trinckt Eselsmilch, melckt Geiß' und Küh, Ich halt es mit Krambambuli.
Ihr Schönen, quälen euch die Dünste? Plagt euch das Miltz und Mutterweh; So bauet nicht auf Weiber-Künste, Glaubt, daß ich auf eur Bestes seh, Ich schreib euch ein Recept in I, Probatum est Krambambuli.
Trinckt Wasser, wie die Bürstenbinder, Reis't nach Pyrmont und Schwalbach zu, Mein Dantziger treibt viel gelinder, Befördert Dauung Schlaf und ruh, Was soll die mineralsche Brüh? Gesunder ist Krambambuli.
Wär Aeskulap noch itzt vorhanden, Hippocrates und Trismegist, Du machtest ihre Kunst zu schanden, Nebst Paracelsens feiner List, Gicht, Colic, Stein, Hypochondrie Verschwinden im Krambambuli.
O! glaubet mirs, ihr starcken Britten, Daß der Genever euch verdirbt, Wie mancher hat nicht dran gelitten, Wenn er in besten Jahren stirbt. Die Zettel of mortality Verringert der Krambambuli.
Bestimmt, ihr Temperamentirer, Was sanguis und was pflegma sey, Ihr seyd doch nichts als blinde Führer, Eur Temp'rament ist Quackeley, Und wärt ihr gleich Cholerici, So dient euch doch Krambambuli.
Schlüg Eisenbart, der Kranckheitsstürmer, Noch jetzo seine Bühnen auf, Du wärst sein mächtigster Beschirmer, Halb Teutschland brächtest du in Lauf. Ich wett, er rief cum emphasi, Ihr Leute! kauft Krambambuli.
Du stündest wohl in grossen Gnaden Beym Könige von Arracan, Die Jungfern müsten in dir baden, Wie manche käm da nicht zum Mann? O! Schwestern der Coqueterie, Besprengt euch mit Krambambuli.
Electrisirt euch, sprühet Funcken, Tret't auf Calfonium und Pech, Ein Glaß Krambambuli getruncken, Stößt allen bösen Schwefel weg, Und reiniget die Phantasie, Drum ehr ich den Krambambuli.
Ich bin kein Schweiß- noch Aderlasser, Man darf mir auch kein Zäpfgen drehn, Arquebusad und Theer-Wasser, Laß ich auf ihren Werth bestehn. Doch sag ich keck, was gelten die? Beym herrlichen Krambambuli.
Wär' ich noch itzund ein Studente Von dem berühmten Saal-Athen, Wenn ich noch mit dem Raufer rennte, Du müstest mit dorffatim gehn, Ich trüncke gleich a bon ami Sechs gantze vom Krambambuli.
In Teutschland wird in grossen Städten Der Willkommsbecher ausgeleert; Wenn fremde Herrn ins Zimmer treten, So werden sie hiemit beehrt. O! güldnes Horn von Osterby, Hätt ich dich voll Krambambuli.
Auf Masqueraden und auf Bällen, Nimmt man Erfrischungs-Sachen ein; Du dienest uns in beyden Fällen, Du must auch auf dem Fasching seyn, Zur Opera, zur Comödie, Gebraucht man dich Krambambuli.
Auf Reisen must du mich begleiten, Und auf der Jagd spornst du den Ritt, Laß Wind und Wellen immer streiten, Dein Flaschenfutter wandert mit; Und wenns auch frör, ich weiß nicht wie, So wärmt mich der Krambambuli.
Bin ich im Wirthshauß abgestiegen, Als ein eilfertiger Courier, So laß ich Käs' und Butter liegen, Und greif erst nach dem Propfenziehr, Denn bläst der Postknecht tantari Zu einem Glaß Krambambuli.
Hat in den schwülen Sommertagen Die Mattigkeit den Leib gestreckt, So darf ich keinen Trunck nicht wagen, Der gählings das Geblüt erschreckt; Wenn ich nun fast von Hitze glüh So kühlt mich der Krambambuli.
Soll ich für meinen König fechten, Fürs Vaterland zu Felde gehn, So blitzt der Stahl in meiner Rechten, Und du must in der Lincken stehn; Wenn ich durch Dampf und Neben zieh, So stärckst du mich Krambambuli.
Im Lager, unterm leinen Dache, Wo's öfter schmal und knapp hergeht, Bey dem Picket, und auf der Wache, Früh Morgens, wenn der Hahne kreht: Kikirreki kikirreki! Trinck ich ein Glaß Krambambuli.
Ich bin ein Freund vom rheinschen Weine, Dieweil er mich als Landsmann kennt, Und gutem Mosler, wie ich meyne, Wird auch mit Recht ein Platz gegönnt, Im Fall der Noth entbehr ich sie, Und trinck ein Glaß Krambambuli.
Fort, packet euch, ihr Fuselirer, Ihr Finnlandshelden bleibt zu Hauß, Ihr Finckeljochens Triumphirer Schwermt immerhin bey eurem Schmauß, Ihr kommt nicht in die Companie Vom ehrlichen Krambambuli.
Ihr Grillenfänger muckt im Neste, Und ihr Calmeuser hängt den Kopf, Ich rauch ein Pfeifgen, lade Säfte, Und bin kein murrscher Sauertopf, Ich hasse die Mysantropie Und trinck ein Glaß Krambambuli.
Ihr die ihr aufs Verhängniß fluchet, So bald euch ein Adeptus geckt, Die ihr den Stein der Weisen suchet, Dieweil ihr voller Thorheit steckt, Verbannt den Rauch derAlchymie, Und distillirt Krambambuli.
Wie zanckt nicht mancher Schulmonarche, Sich um ein Wort von Cicero, Er critisirt den Bau der Arche, Und schreibt nichts, als in Folio, Ich lache der Pedanterie, Und trinck ein Glaß Krambambuli.
Häcceitas und Quidditäten, Sydroxylon, Apocope, Zerhacket man in Schulpasteten, Wie Barbara und Cesare, Probirts, ihr Herrn Scholastici, Abstracter schmeckt Krambambuli.
Was man von Würckungen der Seelen, Vom Einfluß in den Körper hält, Das mag ein Philosoph erzehlen, Und welch Systema ihm gefällt. Die allerbeste Harmonie, Ist, frisch Geblüt, Krambambuli.
Fürm bösen Feind, Kobold und Hexen, Macht man ein Kreutz und segnet sich. Weyhwasser stärckt Nerv und Flechten, Bewahrt fürm Scorpionenstich; Drum bitt ich euch, ihr Clerici, Weyht mir auch den Krambambuli.
Sollt ich die Poltergeister bannen, Die mancher Schwindelkopf entdeckt, So trieb ich sie Lateinsch von dannen, Wie jener Pfaffe sie erschreckt, Heus! exi, mali Spiriti, Hier kommt der Geist Krambambuli.
Wär ich zum grossen Herrn gebohren, Wie Theodor und Koulikan, Ich hätt' ein Ordensband erkohren, Und stickte die Devise dran: Toujours gaillard et sans souci, C'est l'ordre de Crambambuli.
Den Möpsgens hat man ja zu Ehren Dergleichen längstens ausgedacht, Ein Pudel muß die Reih vermehren, Und wird zum Ordensbild gemacht, Nun bist du ohne Flatterie, Weit edler doch Krambambuli.
Mit vielen Kostbarkeit und Schätzen Prangt dort Florentz, und hier Paris, Doch hab ich was dran auszusetzen, Und wers verlangt, dem nenn ich dies, In ihrer Gläsergallerie Fehlts Gläßgen zum Krambambuli.
Spanjol, beschmutzte Kost der Nasen, Du bist für mich kein Zeitvertreib, Die Stutzer mögen immer rasen, Es brüste sich ein gallisch Weib, Und lispel ein verzwicktes Fi! So trinck ich doch Krambambuli.
Ich bin von wenig Complimenten, Ich denck' und red' und schreibe frey, Ich zehre nicht von fremden Renten, Doch bleib ich meinem Maul getreu, Und leist ihm diese Garantie In einem Glaß Krambambuli.
Zuweilen spiel ich auf der Flaute, In einem kühlen Lustrevier, Und meine Doris greift die Laute, Auch sing ich öfters zum Clavier: Stelle! quando sarà quel di, Da capo im Krambambuli.
Ich gehe nicht auf krummen Stegen, Ich setze keinem Hörner auf, Mich soll kein geiles Weib bewegen, Ich laß den Mantel ehr ihm Lauf. Viel besser ist die Courtesie Mit einem Glaß Krambambuli.
Sollt ich dereinst zur Hochzeit schreiten, Mit einer tugendhaften Braut, So laß ich kein groß Mahl bereiten, Wenn mich derPriester angetraut, So geb ich ohne Cer'monie, Coffe, Biscuit, Krambambuli.
Von vielem Kummer, Gram und Harme, Wird man in besten Jahren alt, Kein Schmincken hilft, kein eau de Carme, Die Glieder sind und bleiben kalt. Ihr, von der grossen Confrerie, Sucht Trost in dem Krambambuli.
Ihr Grübler der Nativitäten, Die auf das Künftige punktirt, Ihr Kabbalistischen Propheten, Eur Drohen hat mich nie gerührt, Die Träume der Astrologie Zerfladdern im Krambambuli.
Ich halte sehr auf gute Sitten, Auf Zucht und auf Religion, Doch hab ich nie mich drum gestritten, Ich laß den Pabst auf seinem Thron. Ihr Fechter der Orthodoxie, Macht Frieden beym Krambambuli.
Ich nenne mich nach keiner Secte, Obs heut zu Tag gleich Mode ist, Wenn da das Heilig seyn in steckte, So wärs Cartouch und Nickel List. Ein Narr frohnt der Bigotterie, Ich trinck ein Glaß Krambambuli.
Der Kuckuck hole die Processe, Wobey man den Clienten zwickt; Wenn ich mein Brod geruhig esse, So bleibt der Beutel ohngepflückt. Ihr zänckschen Herrn Krumpifici, Vertragt euch beym Krambambuli.
Ich strebe nicht nach hohen Dingen, Die Welt hegt lauter Unbestand. Mein Wünschen wird mir doch gelingen, Ich küsse der Fürsehung Hand, Mein Wahlspruch in der Lotterie Heist: prosit der Krambambuli.
Mein gröster Reichtum ist Vergnügen, Im Hertzen wohnt Zufriedenheit, Der Mammon soll mich nicht betriegen, Mein Ehrgeitz ist Gleichgültigkeit. Ich trotze Mogul und Sophi Mit Dantziger Krambambuli.
Ein jeder Tag hat seine Plagen, Jedweder Mensch bekömmt sein Pfund, Drum will ich meins geduldig tragen, Und trocknet mir der Gaum im Mund, So trinck ich (in Parenthesi) Ein Gläßgen vom Krambambuli.
Man rufet an verschiednen Orten, Den Himmel um den Lachsfang an, Und, wenn man mit erhabnen Worten, So gar fürs Standrecht bethen kan, Mit Gunst ihr Herrn Theologi, So gilts auch beym Krambambuli.
Die Flüchtigkeit von diesem Leben Bildt sich in deinen Farben ab, So wie sich hier die Dünste heben, So steigt und fällt das Glück ins Grab, Dies lehret die Anatomie Von einem Glas Krambambuli.
Und muß ich denn auch endlich sterben, Soll nun mein Geist von hinnen gehn, So kan der Körper nicht verderben, Sein Stoff bleibt unverweßlich stehn, Und wird gleichsam durch Sympathie Versteinert im Krambambuli.
Drum Virtuosen setzt euch nieder, Erhebt dies ambrosinsche Naß, Durch eure wohlgestimmte Lieder. Füllt öfters das vergnügte Glaß, Besingt im Thone, ut-re-mi- Fa-so-la- den Krambambuli.
Ihr Martissöhne bleibt zurücke, Last Dantzigs Mauren doch in Ruh, Und wirft euch schon das Kriegsgeschicke Mit ofnem Thor die Schlüssel zu. Ey! so verschont nur dort und hie Im Lachse den Krambambuli.
Wie jeder, der nach Rom hinreiset, Fürnemlich den Pantoffel küßt; So wird, wie Dantzigs Kronick weiset, Das Hauß im Lachs zuerst begrüst, Wie mancher hält da nicht Revü Vorm General Krambambuli.
Ihr, die von Trinck- und Essewaaren Ein fettes Plus zu ziehen wißt, Laßt den Projekten-Kitzel fahren, Der öfters eur Verderben ist, Zum wenigsten ihr Plusfici, Bedrängt nicht den Krambambuli.
Ihr losen Wirth', ihr Marketender, Verfälscht den Wein und tauft das Bier, Ihr Pfuscher, ihr Essentzenschänder, Ich warn euch, nur probirts nicht hier; Ihr kommt sonst an die Pilori, Zur Strafe des Krambambuli.
Wer über die Krambambulisten Sein höhnisch Maul aus Mißgunst rümpft, Den halt ich nicht für einen Christen, Weil er auf GOttes Gabe schimpft, Ich geb ihm, wenn er Zeter schrie, Kein Tröpfgen vom Krambambuli.
Laß Zoilum die Feder schärfen, Wenn er in diese Blätter schielt, Dein Lob soll er nicht niederwerfen, Wenns gleich die Tadelsucht befiehlt, Ob Momus Gift und Galle spie, Du heist und bleibst Krambambuli.
Du steigst im Werth, wirst täglich älter, Drum wird der Rang dir nie geraubt, Wenn mancher zu dem Lachsbehälter Den Schlüssel schon zu haben glaubt. Für der verstellten Maskopie Fürchst du dich nicht Krambambuli.
Ihr Lehrer aus der Weisheitsloge, Ihr Meister königlicher Kunst, Venedigs eingebildter Doge, Erwirbt sich nimmer so viel Gunst; Drum Brüder der Massonnerie, Eur Wohlseyn im Krambambuli.
Nun, Bürger von dem Weichselstrande, Ihr Mennonisten habet Danck, Es geh euch wohl zu Schif und Lande, Gott segne euren Necktartranck. Leb, edles Dantzig, grün und blüh, Tusch! Vivat dein Krambambuli.
Theologie, das ist mein Studium, dass ich mir zum Beruf erkoren. Es ist noch viel besser als bestes Met, wenn uns das Feuer der Hölle quält, |: Das Kirchenrecht, die Dogmatik die Sünder in die Hölle schickt die Hi- Ha- Hölle schickt, die Hölle schickt. :|
Gedichtet von cand. theol. Matthias Goldammer anlässlich der Semestereröffnungskneipe WS 2011/12
- Braust mirs im Kopf, drückt mich der Magen, Vergeht mir Appetit und Lust, Wenn mich die Flatulenzen plagen, Fällt ein Catharr mir auf die Brust, So reib ich Schläf, und Bauch, und Knie Mit laulichem Krambambuli.