Burschenschaft Markomannia Wien zu Passau
Akademische Burschenschaft Markomannia Wien zu Passau
farbentragend
schlagend
politisch
Gegründet 1860 in Olmütz/Mähren, 1862 Semstralis in Wien, bis 1866 Burschenschaft, dann freie Verbindung und Kartellanbahnungsverhältnis mit Austria Prag, 1872 Lösung desselben und Erklärung zur Landsmannschaft, in der Folge Beitritt Coburger Landsmannschafter-Convent durch Kontakt mit Ghibellinia Tübingen, seit 1898 wieder Burschenschaft, 1971 Einstellung des Aktivbetriebes, 1985 Rekonstitution in Passau, 2003 Vertagung
Dachverband: DBÖ
Farben: Schwarz-Weiß-Gold
Percussion: Gold
Mütze: halbsteife weiße Tellermütze
Wahlspruch: Aus eigener Kraft!
Prinzipien: Ehre, Freiheit, Vaterland
Geschichte
Am 10. September 1860 fand in einem Gemeindegasthaus bei Olmütz ein Treffen statt, bei dem 16 Hochschüler – ehemalige Abiturienten des Olmützer Gymnasiums – eine Verbindung namens „Olomutia“ gründeten und damit den Bund aus der Taufe hoben. Die neue Ferialverbindung war auf landsmannschaftlicher Grundlage aufgebaut, denn nur ehemalige Olmützer Gymnasiasten wurden aufgenommen, und wählte als Couleurfarben die Farben ihrer Heimatstadt Rot-Weiß-Rot, dazu trugen die Bundesbrüder schwarze Samtmützen. Diese Farben wurden jedoch schon bald geändert, an ihrer statt nahm man im Februar 1862 das seither geltende Schwarz-Weiß-Gold an, das durch Kombination des urburschenschaftlichen Schwarz-Rot-Gold mit den Olmützer Farben unter Weglassung des ihnen gemeinsamen Rot entstand. Derselbe Convent führte auch den seither verwendeten Wahlspruch „Aus eigener Kraft!“ ein. Ebenfalls 1862 erfolgte der bereits im Oktober des Vorjahres beschlossene Umzug nach Wien, der mit einem glanzvollen Kommers am 11. März unter der Teilnahme zahlreicher Wiener Verbindungen und vieler Professoren gefeiert wurde. Die Festrede des a.B. Oswald Theimer endete mit dem feierlichen Gelöbnis: „So lange noch ein Herz in unserer Brust schlägt, soll es nur der deutschen Sache schlagen! Deutschen Sinn und deutsche freie Rede wollen wir pflegen und durch Herz und Hand, durch Wort und Tat zeigen, daß diese Worte eben nicht nur Worte, sondern Vorgänger entsprechender Handlungsweise sind!“
Im Ersten Weltkrieg standen 80 Markomannen im Felde, wovon fünf ihr Leben ließen. Als man den Betrieb nach dem Krieg wieder aufnahm, begann für Markomannia eine Blütezeit – bereits 1919 erreichte die Aktivitas einen Stand von 16 Füxen, ebenso vielen aktiven und 14 inaktiven Burschen; zum 60. Stiftungsfest versammelten sich 108 Markomannen, die höchste Zahl, die aus ähnlichem Anlaß bisher erreicht wurde. Im Zuge dieses Festes wurde der spätere Reichstagsabgeordnete AH Dipl.-Ing. Rudolf Jung für seine Verdienste um die Deutschen im Sudetenland zum Ehrensenior ernannt. Auch in verbandspolitischen Belangen war der Burschenschaft damals sehr aktiv: So vertrat der AH Prof. Dr. Benno Imendörffer den „Verband alter Burschenschafter Österreichs“ bei den Verhandlungen über den Beitritt der in der „Burschenschaft der Ostmark“ (BdO) zusammengefaßten österreichischen Burschenschaften zur Deutschen Burschenschaft 1919, nachdem er schon 1907 die Festrede am Gründungskommers der BdO in Linz gehalten hatte. Im Rahmen des 65. Stiftungsfestes spendeten die Couleurdamen der Markomannia eine Fahne, die heute noch den Keller des Hauses ziert. 1934 gelang es, ein Eigenheim zu erwerben, ein Plan, der schon vor dem Kriege entstand, durch diesen aber für lange Zeit zurückgeworfen wurde. Allerdings mußte die Wohnung in der Piaristengasse schon bald aufgrund der Unbilden der damaligen Zeit wieder aufgegeben werden. Das Jahr 1938 sah den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich, und damit auch die verordnete Auflösung der österreichischen ebenso wie bereits drei Jahre zuvor am Burschentag in Eisenach der reichsdeutschen Burschenschaften. Damit einher ging die Umwandlung dieser Bünde zwecks Gleichschaltung in „Wohnheimkameradschaften“ und deren Eingliederung in den NSDStB. Die Burschenschaft Markomannia nannte sich nach dem von französischen Besatzungstruppen im Ruhrkampf erschossenen deutschen Widerstandskämpfer Albert Leo Schlageter. Dreizehn Markomannen fielen im folgenden Zweiten Weltkrieg, in dem vor allem ein Markomanne mit seinen spektakulären Kommandoaktionen, allen voran der Befreiung Mussolinis, Weltruhm erlangte: AH Oberst Dipl.-Ing. Otto Skorzeny. Nach dem Krieg konnte Markomannia erst 1953 den Betrieb wieder aufnehmen, da bis zu diesem Zeitpunkt die nationalen Verbindungen verboten blieben. Vor allem den Bemühungen der AHAH E.S. Helmut Immendörffer und Josef Köhler war es zu verdanken, daß der Bund in der Nachkriegszeit neuerlich auflebte. In den 60er Jahren nahmen die Aktivenzahlen trotz verstärkter Keilbemühungen immer mehr ab, so daß im Wintersemester 1972/73 die Vertagung angemeldet wurde. Trotzdem wurde durch Treffen am Attersee und in Obernberg am Inn sowie durch regelmäßige Julfeiern der Zusammenhalt aufrecht erhalten, bis es 1985 gelang, den Bund in Passau zu rekonstituieren. Die ersten 15 Jahre in Passau waren gekennzeichnet von zäher Aufbauarbeit, die immer noch nicht als völlig abgeschlossen gelten kann, aber dessen ungeachtet wuchsen in dieser Zeit die alte „Wiener“ und die neue „Passauer“ Markomannia zusammen zu einem Bund, der sich als Schnittstelle zwischen Österreich und Deutschland versteht. Als bisherige feierliche Höhepunkte in Passau seien hier erwähnt das 130. und das 135. Stiftungsfest, die beide im Glasmuseum stattfanden, anläßlich des 130. Stiftungsfestes richteten man auch einen Ball aus. 1997 trat die Burschenschaft Markomannia – unter Erlaß der Probezeit – beim Burschentag in Jena wieder in die Reihen der Deutschen Burschenschaft ein, nachdem man bereits 199. Mitglied in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft geworden war. Markomannia hat auch bereits wieder verbandspolitische Aktivitäten gesetzt, so etwa die letzte AfbA-Zentralveranstaltung mit dem Thema „demographischer Wandel und multikulturelle Gesellschaft“, die die Markomannia initiiert hatte, und bei der auch ein Markomanne den Eröffnungsvortrag hielt.
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