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Kneipe

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Die Kneipe ist eine traditionelle studentische Feier — Gegenstand mannigfaltiger Beschreibungen der Vergangenheit und der Gegenwart, die von ihren Teilnehmern bei Wort, Trunk und Gesang nach bestimmten Gebräuchen und Regeln gestaltet wird und in Fröhlichkeit und Geselligkeit der Pflege der Freundschaft dienen soll. Der Kneipcomment liefert dabei den Rahmen, der einerseits der Aufrechterhaltung der Ordnung dient, der andererseits aber auch einen repräsentativen Effekt nach außen verbürgen soll. Schließlich soll er dazu beitragen, einen nachhaltigen Eindruck auch bei den Teilnehmern der Kneipe zu hinterlassen, der sich dann positiv auf das tägliche Leben der Korporation auswirken kann. Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Kneipe unterscheiden, die Kneipe im eigentlichen Sinn und der Kommers.

Bei einer Kneipe sitz das Präsidium nicht geschlossen vor Kopf wie beim Kommers. Der Präside sitz Vorne allein, seine beiden Conchargen sitzen ihm gegenüber an jeweils einem eigenen Zapfen. Der rechte Zapfen repräsentiert den Burschensalon, der linke den Fuchsenstall. Nach dem offiziellen Teil, gilt es an Hand von Wettstreiten zu klären, ob der Status der einzelnen Zapfen gerechtfertigt ist und wer sich am Ende tatsächlich Burschensalon nennen darf. Der Präside fungiert als unabhängiger Richter, der für das Vortragen von Biermimiken und Liedern Punkte verteilt.

Aufbau

Zur Beschreibung der einzelnen Teile von Kneipen:

Typischer Kneipaufbau mit getrenntem "Fuchsenstall" und "Burschensalon"

Offiz

Das Offiz ist wie der Name schon sagt der offizielle Teil der Kneipe und zeichnet sich durch einen sehr rituellen Charakter aus.

Einzug der Chargen

Begrüßung

Totengedenken

Prinzipienrede

Rezeption und Promotion

Der Salamander

Nationalhymne

Abschlußformel

Inoffiz

Im Gegensatz zum Kommers, wo das Präsidium aus fünf Bundesbrüdem (i.d.R. dem Vorstand) besteht und geschlossen seinen Platz an der Frontseite einnimmt, steht der Präside allein einer Kneipe vor. Seine zwei Contra sitzen an den Tischenden der beiden Zapfen. Der linke Zapfen ist der Fuchsenstall, der rechte der Burschensalon. Der Präside steht der gesamten Kneipe, die Contra jeweils ihrem Zapfen vor.

Das Inoffizium besteht im wesentlichen aus einem Wettstreit zwischen Burschensalon und Fuchsenstall, in dessen Verlauf Mitglieder beider Hälften durch Biermimiken (Gesänge, Sketche, schauspielerische Darstellungen ...) versuchen, den Gegenpart zu übertrumpfen.

mehrfach Lieder

mehrfach Biermimiken

  1. Münsterlied

  2. Abschlußformel

  3. Auszug des Präsidiums

Anmerkungen

Lieder

Studentenlieder und ihre kräftige Intonation sind tragende Säulen einer studentischen Feier. Sie stellen in Auswahl und Ansage besondere Anforderungen an das Präsidium. Die Auswahl der Lieder ist in der Kneipe freier als im Kommers und sollte den fröhlichen Charakter der Veranstaltung Rechung tragen. Die wichtigsten Lieder stehen im KV-Liederbuch in alphabetischer Ordnung. — Bei Bedarf können Liedtexte gesondert zusammengestellt werden. Ein Lied wird etwa so angekündigt:

Es steige nun der herrliche cantus Titel, welcher da steht auf pagina des KV-Liederbuches. Bierorgel, die halbe Weise!

(Die Bierorgel spielt die Melodie vor)

Satis!

Erste Zeile — ad primam! (jede weitere Strophe wird ebenso angekündigt, die letzte mit dem Zusatz „ultimamque” versehen.)

Zwecks Begrüßung, Ansprachen, Grußworten etc. kann ein Cantus unterbrochen werden.

Cantus sistitur! oder Cantus stat!

Verhalten im Inoffiz

Möchte ein Mitglied der Corona etwas vortragen, richtet er sich mit den Worten

„Verbum peto!”

an das Contra, das diesen Wunsch mit den Worten.

„Verbum peto in nomine!”

an den Präsiden weiterleitet. Dieser erteilt dann das Wort:

„(Verbum) habeas in nomine”.

Wird der Wunsch abgelehnt:

„(Verbum) non habeas”

Möchte einer der Contra etwas sagen, so richtet er sich an das Präsidium „Verbum peto!"_Es wird ihm gewährt wird durch ein „(Verbum) habeas.”, bzw. nicht gewährt durch „(Verbum) non habeas.”_. Im Inoffiz wird i.d.R. kein „non licet fumare” und kein „non licet vagari” verhängt (Dies gilt natürlich nicht für Präsiden und Contra). Dennoch sollten sich die Teilnehmer, die aufstehen wollen, vorher bei ihrem Contra durch

„tempus peto” — „tempus habeas” abmelden.

Setzen sie sich wieder, so melden sie sich mit

„tempus ex” zurück.

Allgemeines „tempus” oder „tempus utile” kann nur vom Präsiden verhängt werden. Während dieser Zeit ruht jeder Kneipcomment. Es wird beendet durch „Tempus ex! — Omnes ad sedes!”

Kannen

Zur Sanktionierung können Mitglieder der Corona vom Präsiden oder ihrem Contra „in die Kanne geschickt” werden. Das heißt, daß sie das Gemäß, was sich vor ihnen befindet, in einem Zug auszutrinken haben. Hierzu hat der Trinkende aufzustehen (1. Etage). Der Bestrafende sollte nicht über alle Maßen trinken lassen, sondern bei konditionellen Problemen mit einem „satis” Gnade walten lassen.

Das „in die Kanne schicken” kann geschehen in mehreren Instanzen:

normal: stehend

  1. Etage: auf dem Stuhl stehend

  2. Etage: auf dem Tisch stehend

  3. Etage auf einem Stuhl auf dem Tisch stehend

Sonstiges

Das hier aufgezeigte Schema sollte nur als Grundgerüst verstanden werden. Gerade der Kneipverlauf erlaubt viele Varianten für z.B. Kreuz-, Damen-, Brandungs- oder Nikolauskneipen. Ein guter Kneippräside zeichnet sich dadurch aus, daß er mit dem Comment spielen kann. Während aller Kneiphandlungen gilt ein strenges „silentium” und das gesamte Präsidium bzw. Präside und Contra stehen. Während einer Kneipe wird die Zeit in Bierminuten gemessen. Fünf Bierminuten entsprechen drei Zeitminuten.

Das Präsidium grüßt beim Einzug, bei der fünften Strophe von „Gaudeamus igitur” („Vivat et res publica ..."), während des gesamten Bundesliedes, Rezeption und Promotion, Farbenstrophe, während der Nationalhymne, für die Dauer der Schweigeminute zum Totengedenken und zum Auszug.

Als commentgemäßer Stoff gilt in der Regel nur das Bier, andere Getränke nur mir Erlaubnis des Präsidiums. Gerade in diesem Punkt hat das Präsidium eine große Verantwortung. Ein „Bierzwang” ist in jedem Falle zu vermeiden. Damit niemand über seine Kräfte zu trinken braucht, kann er sich vom Präsidium für bierkrank erklären lassen. Jemand, der sich für bierkrank hat erklären lassen, sollte kein Bier mehr trinken, bevor er nicht „rehabilitiert" ist. Das „in die Kanne schicken” sollte dem inoffiziellen Teil der Kneipe vorbehalten werden. Das "Löffeln", das Trinken im Sinne einer Entschuldigung, kann bei Commentverstößen oder sonstigem Fehlverhalten freiwillig geschehen. Hierbei trinkt der Sich-Löffelnde soviel ihm adäquat erscheint. Aufforderungen zum „sich löffeln” machen keinen Sinn, da sie dem freiwilligen Charakter des „Löffelns” widersprechen.

Liederbücher oder -hefte sollten niemals offen liegengelassen werden. Wenn jemand ein volles Gemäß in das geöffnete Buch stellt, so hat der Besitzer des Buches das Gemäß zu leeren. Gerade bei Kneipen und Kommersen sollte daher das Liederbuch bzw. -heft auch zwischen den Strophen mit der offenen Seite auf den Tisch gewendet oder geschlossen werden.

Varianten

Brandungskneipe

umgedrehtes Bierdorf (Fuchsenkneipe)

Kreuzkneipe / Ringkneipe

Fuchsenkreuzkneipe

mit allen KVM-Vereinen

Väterkneipe

Damenkneipe

Nikolauskneipe

Mottokneipe (z.B. "das Boot")

Eine besondere und grundlegend andere Art der Kneipe ist die Trauerkneipe.

siehe auch

Tipps zum Schreiben eines Kommers

Tipps zum Halten einer Prinzipienrede