KStV Normannia Würzburg
nicht-schlagend
farbenführend
katholisch
Gegründet: 11. Januar 1876
Farben: Rot-weiß-grün
Wahlspruch: „Deo et amico!“
Prinzipien: Fides-Scientia-Amicitia
Dachverband: KV
KV-Nummer: 16
Töchterkorporationen: KSStV Alemannia, Andechs-Merania
Internet: www.normannia-wuerzburg.de
Die katholische Studentenverbindung Normannia ging aus einem lockeren Freundschaftsbund hervor: 1875 beschlossen mehrere Schüler des Alten Gymnasiums Würzburg, auch an der Universität eine feste Gemeinschaft zu bilden. Unter dem Eindruck des Kulturkampfes wurde die lose Vereinigung bald in einen katholischen »süddeutschen« Verein umgewandelt. Den süddeutschen Charakter betonte man aus der Überzeugung heraus, dass Freundschaft besser gedeihen könne, wenn neben der konfessionellen Gleichgestimmtheit auch landsmannschaftliche Bindungen gegeben wären. So wurden in erster Linie Studenten aus Unter- und Oberfranken sowie aus der bayerischen Pfalz -Altbayern kamen damals nur selten zum Studium nach Würzburg – bei Normannia aktiv. In besonderer Weise fand die neue Korporation Anklang bei Theologiestudenten: Normannia wurde bald zur Verbindung des unterfränkischen, badischen und pfälzischen Klerus - bis zum Ersten Weltkrieg waren über 60 Prozent der Mitglieder Theologen!
Die Betonung des »süddeutschen Prinzips« machte Normannia zur Mutterkorporation einer Reihe weiterer studentischer Vereinigungen. Normannen aus der Pfalz, die zum Weiterstudium nach München zogen, oder Badenser, die an ihre Heimatuniversitäten Freiburg und Heidelberg zurückkehrten, pflegten dort die in Würzburg geknüpften Freundschaftsbande weiter: So entstand 1881 in München eine »neue« Normannia, die sich später Alemannia nannte. Normannia und Alemannia bildeten den Süddeutschen Kartellverband der katholischen Studentenvereine (SKV), dem sich 1897 Germania in Freiburg, 1899 Ripuaria in Heidelberg, 1910 Rheno-Frankonia in Straßburg und 1912 Karolingia in München anschlossen. Aus der Einsicht in die durch die Zeitumstände bedingte Notwendigkeit einer vertieften Zusammenarbeit vereinigte sich der SKV 1920 mit den Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV). Seit ihrer Gründung übte Normannia offenkundig eine starke Anziehungskraft auf junge Studenten in Würzburg aus. Im fünften Jahr ihres Bestehens zählte die Verbindung bereits 105 Mitglieder, nach weiteren fünf Jahren war sie auf 223 und beim 25. Stiftungsfest 1901 auf 518 Mitglieder angewachsen. Mitte der zwanziger Jahre wurde Normannia schließlich zur größten Verbindung Würzburgs und wenig später auch innerhalb des ganzen KV. Mit diesem erstaunlichen Wachstum und mit dem sich steigernden Ansehen hielt die innere Entwicklung Normannias jedoch durchaus Schritt. Hierzu trugen vor allem das Bekenntnis als katholischer Studentenverein und zahlreiche kulturelle Veranstaltungen bei, mit denen sich Normannia öffentlich vorstellte. Mittelpunkt der Verbindung wurde das 1924 unmittelbar nach der Inflation unter großen finanziellen Opfern erworbene Normannenhaus in der Friedenstraße, das als eines der schönsten Verbindungshäuser Deutschlands galt. Als nach dem Ersten Weltkrieg die deutschen Studenten aus einem gewandelten Selbstverständnis heraus stärker demokratisch verfasste Universitäten forderten und Allgemeine Studentenausschüsse gründeten, hat Normannia von Anfang an in der studentischen Selbstverwaltung Verantwortung übernommen. Die Teilnahme an den Hochschulwahlen wurde fortan zur hochoffiziellen Verpflichtung erklärt. Unter den katholischen Korporationen Würzburgs wird Normannia so zur »AStA-Verbindung« schlechthin: In der über 40jährigen Geschichte der freien studentischen Selbstverwaltung an der Würzburger Universität hat keine andere Korporation annähernd so viele AStA-Vorsitzende und -Mitglieder gestellt wie Normannia! Seit 1927, als der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund auch in Würzburg mit massivem propagandistischen Aufwand zur »Eroberung der Hochschule« ansetzte, führte Normannia an der Spitze der katholischen Korporationen den Widerstand. So wurde auf Betreiben der KV Verbindungen ein bereits verabschiedeter »Numerus clausus für jüdische Studenten« durch den Spruchhof der deutschen Studentenschaft wieder aufgehoben. 1930 fasste die Korporation den Beschluss, dass ein Normanne nicht Nationalsozialist sein könne. Die entschlossene Haltung Normannias wurde damals wesentlich mitgeprägt von ihren Bundesbrüdern Kardinal Faulhaber, den Reichs- und Landtagsabgeordneten Gerstenberger, Gerber, Leier und Stang. Dass die Nationalsozialisten bei den Würzburger Hochschulwahlen vom November 1932 ein Debakel erlebten, ist sicher vorab das Verdienst Normannias. In dieser Zeit der Auseinandersetzung hatte die Korporation an Profil und innerer Geschlossenheit gewonnen: Im Jahre 1933 umfasste ihre Aktivitas 183 Mann! Nach der »Machtergreifung« war Normannia dann besonders scharfen Repressalien ausgesetzt. Um die Korporation in ihrem Kern zu erhalten, wurde zu Beginn des Jahres 1936 die Selbstauflösung der Aktivitas beschlossen, ohne indes das Verbot abwenden zu können, das Normannia 1938 wie alle anderen katholischen Verbindungen traf; das Normannenhaus wurde beschlagnahmt und 1941 durch einen Treuhänder veräußert. 1947 entstand Normannia wieder und wurde als erste Korporation nach dem Zusammenbrach von der Universität »lizensiert«: Die Generation des Zweiten Weitkriegs setzte jetzt die alte Tradition fort. 1956 konnte dank großer Opferbereitschaft der Mitglieder ein neues Verbindungshaus in der Mergentheimer Straße erworben werden, das 1966 durch einen Erweiterungsbau so vergrößert wurde, dass dort seither alle Korporationsveranstaltungen durchgeführt werden können. Höhepunkt in der Geschichte Normannias nach dem Zweiten Weltkrieg war die Feier des 100. Stiftungsfestes im Juli 1976, bei der sich die große Tradition und die heurige Bedeutung der Verbindung auch einer breiteren Öffentlichkeit darstellten. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand dabei der Festgottesdienst im Dom, den der wenige Tage später verstorbene Bundesbruder Kardinal Döpfner von München zelebrierte. Auch nach ihrer Wiederbegründung war die Korporation bemüht, - etwa durch engagierte Mitarbeit in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung - bestimmenden Einfluss auf die Gestaltung des Hochschullebens zu nehmen. Daneben hat sie sich besonders dem sozialen Engagement für behinderte Kinder verschrieben. Durch finanzielle Hilfen werden Bundesbrüder unterstützt, die als Pfarrer in Lateinamerika, in Indonesien und in der Diaspora des Nordens tätig sind. Normannia trug und trägt an entscheidender Stelle auch Verantwortung innerhalb des KV: Zweimal wurde die Korporation mit dem Vorort betraut; der Philistersenior war seit 1971 Vorsitzender des Altherrenbundes und wurde 1981 zum Vorsitzenden des KV-Rates gewählt. Aus den Reihen Normannias kommen viele Persönlichkeiten, die unserem Volk in Kirche, Staat und Gesellschaft gedient haben und dienen.
siehe auch
KStV Normannia in der KV-Datenbank