KStV Eresburg Münster
Basisdaten
Gründung:
25.02.1929
Mutterverein:
Fusionsbund:
KStV Franko-Silesia Breslau et Eresburg Münster
Gründungsort:
Verband:
Eintritt in den KV:
1929
KV-Nummer:
69
Kürzel:
Ebg
Couleur:
farbenführend
Farben:
schwarz gold schwarz
Waffenst. Prinzip:
nicht-schlagend
Bundeslied:
Wahlspruch:
Mit Gott voran!
Prinzipien:
Religion, Wissenschaft, Freundschaft
ökumenisch
Vereinszeitschrift:
Mitglieder:
??? Alte-Herren(2007)
Status: Aktiv
suspendiert 1970
Förderverein:
Webseite:
Entstanden durch Teilungsbeschluß der Germania am 25.02.1929, publiziert am 26.05.1929, aufgenommen in den KV im SS 1929, reaktiviert am 07.07.1953, 1970 suspendiert.
Geschichte des KStV Eresburg von der Gründung 1929 bis zur Fusion mit KStV Franko-Silesia-Breslau
Gründung in Münster
Zirkel
Im Oktober 1928 wurde ein Papier der Osnabrücker Philisterzirkels publik, in welchem der Rückgang der KVer innerhalb der norddeutschen Diözesen beklagt wurde. Die mangelnde Attraktivität der Korporationen für die in Münster studierenden Priesteramtskandidaten der Bistümer Osnabrück und Hildesheim wurde mit dem Überhandnehmen gesellschaftlicher Veranstaltungen begründet, die in dem besagten Schreiben als "Damenbetrieb" bezeichnet werden. In diesem Sinne wurde angestrebt, eine neue Korporation in Münster zu begründen, die sich vor allem diesem "Damenbetrieb" versagte und dafür die studentische Geselligkeit pflegte. Die Zielsetzung eines solchen Vereins war damit klar; einige Aktive anderer Münsteraner Kartellvereine waren bereit, einen so ausgerichteten Verein mit zu begründen - dennoch ist dies allein nicht ausreichend. Schwierigkeiten machte die Finanzierung eines neuen Vereins. Wie sollte Wichs und Bootshaus finanziert werden? Gerade letzteres war für eine Münsteraner Korporation lebenswichtig. Vom Verband war ein Gründungshilfe von 300,- Reichsmark zugesichert, weiteres Geld hatte der Osnabrücker Philisterzirkel aufzubringen. Trotz der Schwierigkeiten konnte am 05. März 1929 der K.St.V. Eresburg publiziert werden, er entstand aus der Teilung des KStV Germania, aus deren Reihen die ersten sieben Aktiven stammten. Am 26. März desselben Jahres gründete sich der entsprechende Philisterverein, bestehend aus zwei A-Philistern und 18 B-Philistern. Prominentestes Mitglied des Philisteriums war Bischof Wilhelm Berning von Osnabrück, der später zum Erzbischof und zum preußischen Staatsrat ernannt wurde. Auch die Aktivitas nahm regen Aufschwung, so konnten bereits im Juni 1929 sechzehn Füxe für den Bund geworben werden. Allerdings wurde schon während der Konstituierung der Aktivitas darauf verzichtet, eine reine Theologenverbindung zu eröffnen. Man hoffte, daß allein die Verdrängung des "Damenbetriebs" hier einen ausreichenden Ansatz bilden könnte.
Die Zeit bis zur Auflösung
Die Etablierung des Vereins in der münsterischen Korporationslandschaft machte Fortschritte, Eresburg wurde von vielen auswärtigen Kartellbrüdern gebeten, sie doch als Bundesbrüder aufzunehmen. Somit stieg auch das finanzielle Potential an, so daß schon im Juli 1929 ein eigenes Bootshaus mit einer Kneipe eingeweiht werden konnte. Einen tiefen Einschnitt in die junge Vereinsgeschichte setzte das Jahr 1933 mit der nationalsozialistischen Machtübernahme. Die Gefahr des Gleichschaltung der Korporationen mit SA, Stahlhelm und NSStB zog ab Mai herauf. Allerdings wurden die ideologischen Interessen der Nazis eindeutig falsch eingeschätzt, indem man annahm, die neue politische Richtung bleibe auf einen wehrsportlichen Akzent beschränkt. Während Druck von gleichgeschalteten Organisationen auf die Eresburg und die Aktivitas ausgeübt wurde und z. B der Studentenbund des Stahlhelm offen an die Aktivitas herantrat und zum Eintritt in die Parteiorganisation drängte, erschien dies aus Sicht des Philisteriums eher als "Keilarbeit" der verschiedenen Organisationen und wurde nicht ernst genommen.
Die erste Zerreißprobe gegen die neue Strömung hatte Eresburg im Sommer 1933 zu bestehen, als man das Führerprinzip annehmen mußte. Allerdings war die Zwangsbestellung von "Korporationsführern" nur der Anfang. Die drohende Auflösung des Verbandes und seiner Korporationen zeichnete sich immer mehr ab. Erschwerend kam für die Eresburg noch hinzu, daß der KV als solcher nicht mehr existent war. In einem Rundschreiben vom Oktober 1933 gab der "Führer der katholischen Burschenschaften" bekannt, daß KV und RKDB zu einem solchen Verband, der "Katholischen Burschenschaft" vereinigt worden waren. Daher mußte eine Umbenennung erfolgen. Aus K.St.V wurde DBV (Deutsche Burschenschaftliche Verbindung). Ebenso beschäftigte man sich mit der Frage der "Kameradschaftshäuser". Wollte Eresburg nicht untergehen, mußten Aktive und Philister große Opfer bringen. Die Anmietung einer Wohnung wurde ins Auge gefaßt und an die Spendierfreude der Mitglieder appelliert, da nur Korporationen mit mindestens 15 "Mann" starker Aktivitas und dementsprechenden Wohnraum eine Chance hatten, der Auflösung zu entgehen. Die Vorkriegsgeschichte der Eresburg endet mit der endgültigen Auflösung des KVs am 20. November 1935.
Neugründung nach dem Krieg
Über die frühen Jahre der Eresburg nach dem Krieg wissen wir nicht viel. Aus Briefen der Zeit 1933 bis 1945 läßt sich entnehmen, daß einige BbBb die Eresburg zuletzt unter dem Decknamen "Leihbibliothek der St. Mauritz Pfarrei Münster" bis 1945 weiterführten. Das die Korporation ebenso ab 1933 im "Untergrund" organisatorisch noch effizient arbeitete, beweist das Bootshaus. Da es unter einem privaten Namen nach 1933 weitergeführt wurde, konnte es dem Zugriff der NS-Diktatur entzogen werden; bei der Reaktivierung sollte es noch von großen Wert sein.
Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre setzte ein wahrer "Gründerboom" der aufgelösten alten KV-Verbindungen ein, der auch in Münster regen Niederschlag fand. Die Eresburg konnte zwar erst relativ spät daran teilnehmen, weil sie nicht über die lange Tradition anderer Kartellvereine und damit auch über weniger Mitglieder und materielle Reserven verfügte. Aber am 18. Oktober 1953 war es soweit: "Acht weitgehend "altgediente Getreue" ließen die alte Verbindung wieder erstehen!" Zwei Monate später wurde in Münster ein feierlicher Republikationskommers mit großer Beteiligung anderer Korporationen geschlagen. Dabei waren acht ehemalige Franko-Silesen entscheidend daran beteiligt und hatten sich bereit erklärt, eine Aktivitas mit aufzubauen. Nicht nur die Neugründung, sondern vor allem der Unterhalt der restituierten Korporation war schwierig in dieser Zeit, in der Lebensmittelkarten noch keine "Unbekannten" waren. Dies zeigt unter anderem die Förderung der Eresburg durch den KV, der zweimal mit Geldspenden zusätzliche Hilfe gewährte. Konkrete Probleme für die Eresburg bestanden darin, zunächst ihre einzige feste Bleibe, das Bootshaus, zu sanieren.
Wachstum in den 50ern und 60ern
Für die Aktivitas, die sehr rasch wuchs, war das Bootshaus zu dem Kristallisationspunkt geworden, der auch als gewichtiges Keilargument half, weitere Studenten anzuziehen. Die AHAH hatten sich immer wieder auch nach den Jahren der Konsolidierung mit der Finanzmisere zu beschäftigen, die wesentlich aus der geringen Mitgliederzahl des AHV resultierte. 60 AHAH, viele erst durch Besuche des Schriftführers, des Philisterseniors und Paul Leistner allmählich wieder an die Eresburg geführt, konnten nur schwer die Summen aufbringen, die für die Sanierung des Bootshauses und kleinere Festivitäten notwendig waren. Dennoch wurde bis Ende der sechziger Jahre wurde der stabile Aufwärtstrend der Eresburg nicht gebrochen. In fast allen Semestern mehrere Füxe rezipiert werden, so daß die Eresburg 1967 aus nicht weniger als 50 Aktiven und über 100 AHAH bestand. 1965 plante man sogar einen Hausbauverein zu gründen, der aber am Widerstand im Altherrenverein scheiterte, weil man ein solches Fernziel für unrealistisch hielt. Vielleicht hätte die Eresburg ein andere Entwicklung genommen, wäre es gelungen, ein Haus oder eine Etage anzumieten. Besonders in den 70er Jahren sollte man noch das Fehlen eines Anlaufpunktes in Münster bemerken, da das Bootshaus etwa für Veranstaltungen im Winter nicht immer geeignet war. Es hatte wohl um 1965 und 1968 bescheidene Versuche gegeben, eine Etage in Münster anzumieten, doch fehlte mehr der entscheidende Wille, wenn man die Stärke der Verbindung zu dieser Zeit berücksichtigt; die Eresburg führte sogar 1966 wie schon 1957/58 den KVM und gehörte nach 1965 zunächst noch zu den mitgliederstärksten Verbindungen in Münster.
Eine Fülle der religiösen Veranstaltungen wie Wallfahrten, gemeinsamer Gottesdienst und Besuche im Borromäum (münsteraner Priesterseminar) machten in dieser Zeit deutlich, daß das Prinzip "religio" eine große Beachtung fand. Allerdings tauchten ab Ende der 60er Jahre in allen Berichten Hinweise auf, daß diese Veranstaltungen kaum noch ungeteilte Resonanz fanden. Ende der 60er Jahre treffen die krisenhaften Entscheidungen im KV, die die gesellschaftlichen Ereignissen in der BRD reflektieren, auch Eresburg. Der KStV Eresburg hatte einen so starken Knick im Mitgliederzuwachs, daß die Aktivitas am Ende der 60er Jahre vor dem Zusammenbruch stand. Trotz bemerkenswert progressiver Einstellung und Liberalisierung innerhalb der Korporation gelang es kaum, die Aktiven zusammenzuhalten. Es tauchten Fragen über den Sinn der Verbindung überhaupt und deren Zukunft auf.
Überlebenskampf bis zur Fusion
Im Gegensatz zu vielen anderen Verbindungen war es aber Anfang der 70er Jahre möglich, den negativen Trend wenigstens kurzfristig zu stoppen. Die Aktivitas wuchs wieder an, und die Programme wiesen eine Vielzahl attraktiver Veranstaltungen auf. Auch der damalige Landtagskandidat Jürgen Möllemann (stud. päd.) hielt mehrere Male einen Vortrag bei den Eresburgern. Ab 1971 stand das alte Bootshaus nicht mehr zur Verfügung, weil es abgerissen wurde.
Der Kauf eines neuen Bootshauses in der Nähe vom "Nobis Krug" brachte ab 1971 einen zusätzlichen Schub. Besonders das Jahr 1974 scheint noch mal Höhepunkt in dieser Phase gewesen zu sein. Das Bootshaus war endlich befriedigend renoviert, bei steigender Stimmung gelangen die Feste mit gutem Besuch, kurzum, das Verbindungsleben florierte.
Welche Entwicklung dann für die Eresburg relevant wurde, ob sich die alte Krise nur fortsetzte oder neue Probleme auftraten, davon wissen wir nur wenig aus den Akten. Ab 1975 scheint die Eresburg im freien Fall gewesen zu sein. Zwei Jahre später ist die Aktivitas am Ende, die Alten Herren halten immer mehr Sonderconvente ohne Erfolg ab, aber das entscheidende Problem, den zusammengebrochenen Kontakt unter den Aktiven, können sie nicht mehr beheben. Sichtbarstes Zeichen hierfür ist die VV in Münster, bei der keine Chargierten der Eresburg mehr teilnehmen, was sofort einen CC nach sich zieht. Ein Jahr später fällt das Stiftungsfest aus. Ende 1978 versuchen einige AHAH Rettungsmaßnahmen in Gang zu setzen, indem sie ein Zimmer/Etage anmieten wollen und den gemeinsamen Mittagstisch reaktivieren. Wieder macht sich hier das zentrale Problem der Eresburg deutlich; der Mangel an einer festen Bleibe in Münster. 1979 und 1980 werden Jahre mit vielen Schwierigkeiten wie z. B gehäuften Austritten von AHAH. 1981 stellen sich die Eresburger die Frage, sich unter Umständen einer anderen Verbindung anzuschließen und das Bootshaus zu vermieten. Im selben Jahr vertagt sich die "Aktivitas" endgültig. Ein kleiner Kreis von AHAH trifft sich noch. Im Laufe des Frühjahres 1986 traten Vertreter des KStV Eresburg an den Vorstand des AHB der Franko-Silesia-Breslau heran und fragten nach der Bereitschaft, mit der Eresburg zu fusionieren. Nach langen Verhandlungen - nicht zuletzt auch über den gemeinsamen Namen, die Farben, das Wappen und den Zirkel fand dieser Gedanke in der Franko-Silesia-Breslau eine überwältigende Mehrheit.
siehe auch
KStV Franko-Silesia Breslau et Eresburg Münster
Ortskartell Münster (KVM)