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Schweizerischer Studentenverein

Schweizerischer Studentenverein (SchwStV)

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farbentragend nicht-schlagend christlich (bis 1977 katholisch) gemischter Bund (seit 1968) 31. August 1841 als Dachverband der katholisch-konservativen, farbentragenden, nichtschlagenden Verbindungen der Schweiz gegründet. Freundschaftsabkommen mit CV und ÖKV, Mitglied im EKV. Farben: rot-weiss-grün Wahlspruch: Virtus, Scientia, Amicitia! Mitglieder: 1100 Aktive in 62 Aktivenverbindungen und 7500 Altherren in 69 Altherrenvereinen

Internet: http://www.schw-stv.ch Der Schweizerische Studentenverein (Abk: Schw. StV oder StV) ist ein Verein von farbentragenden Studierenden und Dachverband von Studentenverbindungen, Sektionen genannt, an Universitäten, Fachhochschulen und Gymnasien in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien.

Geschichte

Der StV wurde am 31. August 1841 als Dachverband der katholisch-konservativen, farbentragenden, nichtschlagenden Verbindungen der Schweiz gegründet und trägt seit 1851 ein rot-weiss-grünes Band und seit 1861 eine Rote Mütze, wobei die Schattierung des Rot und das Mützenformat den Sektionen freigestellt sind. Die ersten drei Sektionen des StV entstanden 1843. Es sind dies (in chronologischer Reihenfolge) die Sektionen Freiburg im Üechtland (heute GV Zähringia), Schwyz (GV Suitia) und Luzern (GV Semper Fidelis).

Sektionen bestehen nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in der franz. Schweiz und weiteren Ländern. Der StV entstand 1841 als politische Sammelbewegung christlich-konservativer Studierenden und damit implizit als Gegensatz zum Schweizerischen Zofingerverein, der eine politisch radikale (das heisst progressiv-liberale) Grundhaltung einnahm. Der StV wollte dementsprechend christliche, konservative Kräfte gegen Liberalismus und Radikalismus sammeln. Nach dem Sonderbundskrieg 1847 waren es aber Mitglieder des StV, die zur Einigung der Schweiz beitrugen. Der Studentenverein verstand sich selbst immer als Verein politisch aktiver Mitglieder. Beinahe alle christdemokratischen Bundsräte stammen aus dem StV. Die politische Ausrichtung auf den kath. Konservatismus geriet seit 1970 mehr und mehr ins Wanken. Heute steht der Verein offiziell noch der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) nahe, das politische Spektrum der Mitglieder hat sich aber den anderen Parteien geöffnet. Der Verein wurde 1873 im sog. Kulturkampf zu einem katholisch-konfessionellen Verein. Seit 1977 ist dieses Prinzip in christlich geändert worden, so dass Protestanten wieder Vollmitglied werden können. Seit 1968 nimmt der StV auch Studentinnen auf. Der StV hat ein Freundschaftsabkommen mit dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und dem Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen, das sog. Dreiverbändeabkommen. Der StV ist auch Mitglied im Europäischen Kartellverband der christlichen Studentenverbände (EKV).

Organisation

Der Verein besteht z.Z. aus 65 Sektionen in der Schweiz, Deutschland (München, Freiburg im Breisgau und Tübingen), Österreich (Innsbruck) und Italien (Rom, Mailand). Früher gab es auch eine Sektion in Belgien (Leuven) und weitere an verschiedenen deutschen Universitäten (z. B. Eichstätt). Der StV ist damit der gröste Verband farbentragender Studierender der Schweiz und zählt rund 1100 Aktive und 7500 Altherren. Der StV wurde als Zentralverein gegründet und entstand nicht aus einem Zusammenschluss einzelner Verbindungen. Darum sind die einzelnen Mitglieder auch direkt und stimmberechtigt Mitglieder des Gesamtvereins. Das oberste Organ des Verbandes ist die Generalversammlung der Mitglieder. Diese Generalversammlung findet alljährlich am sogenannten Zentralfest, dem grössten Fest farbentragenden Studenten Europas statt. Die Generalversammlung wählt das fünfköpfige Zentralkomitee mit einem Zenralpräsidenten. Die Amtsdauer ist ein Jahr, Wiederwahl ist möglich aber nicht üblich. Es leitet die Geschäfte des Vereins. Eine Delegiertenversammlung der Sektionsdelegierten übernimmt während des Jahres bestimmte Funktionen der Generalversammlung. Ständige und spezielle Studienkomissionen unterstützen das Zentralkomite bei seiner Aufgabe. Die Altherren sind im Altherrenbund (AHB) zusammengeschlossen. Dessen Vorstand, der Altherrenbundsvorstand leitet den Verein. Altherrenbundsvorstand und Zentralkomitee bilden den StV-Rat. Im StV-Rat haben Aktive und Altherren je eine Stimme, nach einer Vertagung eines Gegenstandes können sich die Aktiven gegenüber den Altheren durchsetzen.

Die wichtigsten Gruppierungen des StVs

Reform

Die Zeit von 1880 an brachte starke Auswüchse, wie z.B. Heidelbergerstil, es herrschte absoluter Trinkzwang, Frühschoppen waren obligatorisch, es gab sehr viele Bälle und Kommerse. Die Folgen waren Bummelsemester, viele Austritte, hohe Kosten und ein sehr schlechter Ruf der Couleurstudenten. Nach 1900 begann eine Zeit der Reform. Viele StVer wandten sich gegen die obengenannten Auswüchse. Neben der Commentfrage hatte die Reformbewegung vermehrtes politisches und religiöses Engagement und wissenschaftliche Auseinandersetzung zum Ziel. An der Generalversammlung (GV) in Pruntrut 1911 wurden einige Erleichterungen, besonders beim Trinken, beschlossen. Die GV Zug 1916 beschloss dann die Abschaffung jeglichen Trinkzwangs. In diesem Zusammenhang entstand 1916 auch der Reformverband, dessen Ziel es war, die allzu straffe Organisation im StV aufzulösen. Die ersten Reformsektionen waren:

  • A.V. Berchtoldia Bern (1917)
  • A.V. Fryburgia Fribourg (1918)
  • die A.V. Welfen Zürich (1921)
  • A.V. Froburger Basel (1939)

Diese Verbindungen treffen sich alljährlich in Luzern zur Reform-Innung.

Block

Als Reaktion auf den Reformverband entstand 1924 der Block, ein Bund akademischer Kommentverbindungen als Zusammenschluss gegen Übertreibungen der Reform im Sinne einer Beibehaltung von bewährten Traditionen. Heutige Mitglieder des Blocks sind:

  • A.V. Turicia Zürich (1860)
  • A.K.V. Rauracia Basel (1863)
  • A.K.V. Burgundia Bern (1865)
  • A.K.V. Alemannia Fribourg (1895)
  • A.K.V. Kyburger Zürich (1912)
  • die A.V. Bodania St. Gallen (1925)
  • A.K.V. Neu-Romania Fribourg (1938).

Das Verhältnis zwischen Block und Reform war anfänglich sehr gespannt. Der Block verweigerte der Reform den Couleurgruss, Reformer mussten beim Block eine neue Fuxenzeit durchlaufen usw. Im Laufe der Jahrzehnte aber legten sich die Spannungen weitgehend.

Berner Gruppe

1961 sah der Reformverband sein Ziel erreicht und löste sich auf. Der Block besteht heute nur noch zur Wahrung der Interessen des Gesamtvereins, indem er seine Mitglieder zu einem grösseren Engagement verpflichten will. 1965/66 ergriffen die A.V. Welfen Zürich die Initiative und versuchten die Reform neu zu beleben. Die Interessengemeinschaft wurde 1968 zugunsten der Gründung der Berner Gruppe aufgelöst. Anfangs der 70er Jahre hatte die Berner Gruppe ein recht starkes Gewicht im Gesamtverein. Neben den ersten Reformverbindungen waren die A.V. Staufer Freiburg i.Üe. sowie die A.V. Neu-Welfen Zürich, die aus jenen Verbindungen hervorgegangen waren, ebenfalls Mitglied dieser Gruppe. Aber auch die Verbindungen der sog. zweiten Reform, wie A.V. Agorà, A.V. Orion, A.V. Goten und in loser Form auch die Theologenverbindungen A.V. Curiensis, A.V. Waldstättia und A.V. Leonina, arbeiteten in der Berner Reformgruppe mit. So waren 1967/68, mit Ausnahme der AV Turicia, faktisch alle deutschsprachigen Hochschulverbindungen, die nicht zum Block gehörten, in der Fraktion der Berner Gruppe, um an der Delegiertenversammlung (DV) und GV ein Gegengewicht zum straff organisierten, schlagkräftigen Block zu bilden. Da die Tendenz, sich auf das Verbindungsleben zu beschränken, sich immer mehr durchsetzte, musste die Berner Gruppe 1981 aus Desinteresse aufgelöst werden.

Reformgruppe

Am 9. Juli 1983 trafen sich die sieben Gründungssektionen in Fribourg und hoben die Reformgruppe (RG) aus der Taufe. Sie wollten den Mitgliedern damit ein Forum schaffen, wo sie sich näher kennenlernen und engagieren konnten. Die Reformgruppe wurde anlässlich der GV Appenzell 1993 offiziell aufgelöst.

Fédération romande

Die Fédération romande ist die Gruppierung aller französischsprachigen Verbindungen und ihrer Altherrschaften. Diese Annäherung von Aktiven und Altherren ermöglicht es den welschen StVern, sich in einem gemeinsamen Forum zu begegnen und ihre kulturelle Identität zu pflegen. Die Fédération romande will aber nicht ein in sich geschlossenes Gebilde bleiben, sondern sie möchte ein Bindeglied sein, das den französischsprachigen Vereinsmitgliedern einen Bezugspunkt zum StV bietet. Ferner ermöglicht die Fédération romande den welschen StVern, ihre Ideen und Positionen innerhalb des Gesamtvereins zu vertreten. Dabei ist eines ihrer Hauptziele, die Zusammenarbeit zwischen den französischsprachigen Sektionen zu stärken und ein gemeinsames Vorgehen zu fördern. Mitglieder sind:

  • S.A. Salévia Genf (1876)
  • S.A. Lémania Lausanne (1891)
  • S.A. Sarinia Fribourg (1895)

Gymnasia

Seit Mitte der siebziger Jahre besteht mit der Gymnasia eine Gruppierung der deutschsprachigen Mittelschulverbindungen. Diese Gruppierung nimmt die Interessen der Mittelschulverbindungen im Gesamtverein wahr. Das dreiköpfige Gymnasiapräsidium organisiert den Wissens- und Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedssektionen und organisiert gemeinsame Anlässe. Die vielen Schattierungen im StV sind sicherlich eine Bereicherung und zeigen, dass es im letztlich nicht auf äussere Einzelheiten ankam und ankommt, sondern auf die gemeinsame Grundhaltung.

Mitgliedskorporationen

Es gibt z.z. 69 Verbindungen, wovon 62 aktive und 7 sistierte

  • G.V. Abbatia Willensis Wil G d AB Schweiz
  • I.V. Activitas Fribourg-Freiburg I f AC Schweiz
  • S.G. Agaunia Saint-Maurice G f AG Schweiz
  • A.K.V. Alemannia Fribourg-Freiburg i. Ue. A d AL Schweiz
  • G.V. Angelomontana Engelberg G d AM Schweiz
  • A.V. Berchtoldia Bern A d BT Schweiz
  • G.V. Berovia Beromünster G d BE Schweiz
  • A.V. Bodania Sankt Gallen A d BO Schweiz
  • G.V. Brigensis Brig G d BR Schweiz
  • A.K.V. Burgundia Bern A d BU Schweiz
  • S.A.K.V.Corona Sangallensis Sankt Gallen G d CS Schweiz
  • G.V. Corvina Einsiedeln G d CO Schweiz
  • A.V. Curiensis Chur A d CU Schweiz
  • I.V. Daltona Muttenz I d DA Schweiz
  • G.V. Desertina Disentis G d DE Schweiz
  • I.V. Die Gundoldinger Horw I d GU Schweiz
  • I.V. Die Habsburger Windisch I d HA Schweiz
  • I.V. Die Ruithonen Burgdorf I d RU Schweiz
  • A.V. Froburger Basel A d FB Schweiz
  • A.V. Fryburgia Fribourg-Freiburg A d FR Schweiz
  • K.B. Glanzenburger Zürich A d GL Schweiz
  • A.V. Goten Fribourg-Freiburg A d GO Schweiz
  • S.G. Greviria Bulle G f GR Schweiz +
  • A.V. Helvetia Freiburg im Breisgau A d HF Deutschland
  • A.V. Helvetia Lovaniensis Leuven A d/f HL Belgien +
  • A.V. Helvetia Oenipontana Innsbruck A d HOe Österreich
  • A.V. Helvetia Romana Rom A d HR Italien
  • G.V. Himeria Porrentruy G f HI Schweiz
  • A.V. Kybelia Sankt Gallen A d KB Schweiz
  • A.K.V. Kyburger Zürich A d KY Schweiz
  • S.A. Lemania Lausanne A f LE Schweiz
  • A.V. Leonina Fribourg-Freiburg A d LN Schweiz
  • S.A Lepontina Cantonale Locarno A i LC Schweiz +
  • S.A. Lepontina Friburgensis Fribourg-Freiburg A i LF Schweiz +
  • G.V. Markovia Wangen G d MA Schweiz
  • G.V. Monte Pacis Gossau G d MP Schweiz
  • G.V. Munatia Basel G d MU Schweiz
  • A.K.V. Neu-Romania Fribourg-Freiburg A d NR Schweiz
  • A.V. Neu-Welfen Zürich A d NW Schweiz
  • I.V. Nothensteiner Sankt Gallen I d NO Schweiz
  • A.V. Notkeriana Sankt Gallen A d NK Schweiz
  • S.G. Nuithonia Fribourg-Freiburg G f NU Schweiz
  • A.V. Orion Zürich A d OR Schweiz
  • G.V. Palatia Solodorensis Solothurn G d PA Schweiz
  • G.V. Paludia Heerbrugg G d PL Schweiz
  • G.V. Penthesilia Appenzell G d PE Schweiz
  • A.K.V. Rauracia Basel A d RA Schweiz
  • C.A. Rezia Fribourg-Freiburg A d RE Schweiz
  • S.G. Rhodania Sion G f RH Schweiz +
  • S.A. Romania Turicensis Zürich A f RT Schweiz
  • G.V. Rotacher Appenzell G d RO Schweiz
  • G.V. Rusana Altdorf G d RS Schweiz
  • S.A Salevia Genf A f SL Schweiz
  • S.A Sarinia Fribourg-Freiburg A f SR Schweiz
  • G.V. Saruna Sargans G d SAR Schweiz
  • S.A.V. Seetalensis Hochdorf A d SE Schweiz
  • G.V. Semper Fidelis Luzern G d SF Schweiz
  • A.V. Staufer Fribourg-Freiburg A d STA Schweiz
  • A.V. Steinacher Sankt Gallen A d STE Schweiz
  • G.V. Struthonia Stans G d STR Schweiz
  • G.V. Subsilvania Sarnen G d SB Schweiz +
  • G.V. Suitia Schwyz G d SU Schweiz
  • G.V. Surlacia Sursee G d SA Schweiz
  • I.V. Turania Winterthur I d TR Schweiz +
  • A.V. Turicia Zürich A d TU Schweiz
  • A.V. Waldstättia Luzern A d WA Schweiz
  • A.V. Welfen Zürich A d WF Schweiz
  • G.V. Wikinger Immensee G d WI Schweiz
  • G.V. Zähringia Fribourg-Freiburg G d ZÄ Schweiz
  • Verbindungspredikat: G.V. = Gymnasialverbindung (S.G.) A.V. = Akademische Verbindung (S.A.) A.K.V. = Akademische Kommentverbindung IV = Igenieurverbindung S.A.V. / S.A.K.V. = Semiakademische Verbindung
  • Verbindungsart: G = Gymnasialverbindung I = Ingenieursverbindung A = Academische Verbindung
  • Verbindungssprache: d = deutschsprachig f = französischsprachig i = italienischsprachig
  • Verbindungsstatus: + = sistiert

Bekannte Mitglieder (Auswahl)

  • Bruno Frick, Politiker und ehemaliger Präsident des Ständerates
  • Amédée Grab, Bischof des Bistums Chur
  • Kurt Koch, Bischof des Bistums Basel
  • Hans Küng, Katholischer Theologe
  • Elmar Mäder, Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde in Rom
  • Ruth Metzler-Arnold, Alt Bundesrätin
  • Flavio Cotti, Alt Bundesrat
  • Kurt Furgler, Alt Bundesrat
  • Arnold Koller, Alt Bundesrat
  • Ludwig von Moos, (1910-1990), Alt Bundesrat
  • Roger Bonvin, (1907-1982), Alt Bundesrat
  • Enrico Celio, (1889-1980), Alt Bundesrat
  • Josef Escher, (1885-1954), Alt Bundesrat
  • Giuseppe Motta, (1871-1940), Alt Bundesrat
  • Heinrich Federer, (1866-1928), Kath. Priester und Schriftsteller
  • Theodor Wirz, (1842-1901), Ständerat und Nationalrat, Präsident der Konservativen Fraktion
  • Joseph Zemp, (1834-1908), Alt Bundesrat
  • Alois Lütolf, (1824-1879), Professor für Kirchengeschichte und Sagensammler
  • Gaspard Mermillod, (1824-1892), Kardinal
  • seliger Maurice Tornay, (1910-1949) Missionar und Märtyrer