Burse
von lat. bursa - Geldbörse Die frühen „scholares” waren in sog. Bursen untergebracht. Dieser Begriff leitet sich vom lateinischen „bursa” = Geldbörse ab und bezeichnete somit Gemeinschaften, die aus einer gemeinsamen Kasse lebten. Die Bewohner hießen daher auch Burßgesell, Bursant oder Mitbursch, die Gesamtheit „die Bursch”. Die älteste und bekannteste ist sicherlich das von Robert von Sorbon 1257 gegründete Collegium Sorbonicum. Als Bezeichnung für ein einzelnes Mitglied bürgerte sich „Bursch” erst zum Ende des 18. Jahrhunderts ein, gleichzeitig mit dem Ausdruck „Burschenschaft” für einen bestimmten Typus einer studentischen Verbindung. Die Aufnahme neuer Mitglieder in die Burse erfolgte in Form der sog. Deposition, bei der es sich um eine Abfolge von z.T. groben, z.T. erniedrigenden Ritualen handelte. Gleichzeitig war sie mit einer Art Aufnahmegebühr für die gemeinsame Kasse verbunden. Das gemeinsame Leben in Bursen war im 14. und 15. Jahrhundert die Regel, verfiel dann aber durch den Humanismus und die Reformation, die den Studenten das Recht auf Freizügigkeit brachte, so daß um 1600 kaum noch eine Burse bestand. Die Entstehung des Begriffs Burschenfreiheit ist jetzt anzusetzen in der Bedeutung eines Studenten, der frei, unabhängig von der Burse ist, die sein Leben bisher allein bestimmte. Bursen waren oft landsmannschaftlich ausgerichtet, beispielsweise gab es in Wien eine bursa Silesorum - die Burse der Schlesier. Dieses mag die Bildung der zeitlich anschließenden Landsmannschaften vorgezeichnet haben. Trotz Entartungstendenzen und obrigkeitlicher Verbote und Verfolgung erhielt sich der Brauch über die späteren Pennalien und Landsmannschaften bis zu den Orden des 18. Jahrhunderts. Von dort fand er Eingang in die Korporationen, so daß die Rezeptionsrituale der zurückliegenden Jahrzehnte (etwa „Brandung” [Ansengen der Haare des „Brandfuchsen” am Ende des zweiten Semesters] oder „Fuchsentaufe” durch Gießen von Bier über das entblößte Haupt) hier ihre Wurzeln haben.