Mensur
Der Begriff Mensur bezeichnete ursprünglich die Abmessung eines Kampfplatzes, dessen enge Grenzen die Kontrahenten nicht überschreiten durften, später den studentischen Zweikampf. Die Mensur wurde zuerst beweglich gefochten; ab 1870 standen sich die Kontrahenten gegenüber, ohne ausweichen zu dürfen (starre Mensur). Als Waffe setzte sich der Schläger durch; bei Säbel- und Pistolenmensuren galten eigene Comments. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, als erste Form der Mensur, die Verabredungsmensur, die nichts mehr mit dem romanischen Duell zu tun hatte. Nach einer Herausforderung, sprich einer Beleidigung, kam es zu einer Mensur zwischen den Kontrahenten. Die Ehrenhändel wurden nicht mehr ohne feste Regeln auf der Straße, sondern nach festen Fechtordnungen an verabredeten Orten ausgetragen. Da die Verabredungsmensur ungefährlicher als das Duell war und, anders als dieses, nicht das Besiegen oder Töten des Gegeners zum Ziel hatte, kam es auch hier zu Mißbräuchen und Auswüchsen. So wurden die meisten Verabredungsmensuren provoziert, der eigentliche Zweck der Genugtuung trat in den Hintergrund. Um diesen Mißstand zu beheben, entwickelte sich langsam eine streng reglementierte Form der Mensur, die Bestimmungsmensur. Bei ihr steht der "sportliche" Gedanke im Vordergrund, Anlass ist nicht mehr die Bereinigung von Ehrenhändeln nach einer Beleidigung, d. h. die "Mutprobe" steht bei ihr im an erster Stelle; die Mensur wurde nun zum Selbstzweck. Neben der Bestimmungsmensur gab es (zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg) aber auch weiterhin die Verabredungsmensur als Satisfaktion zwischen korporierten Waffenstudenten. Das Ziel der Bestimmungsmensur ist nicht das "Gewinnen" durch Verletzung eines Gegners, sondern das nach den Regeln korrekte Durchstehen einer Partie. Dabei ist der Zweck die Erziehung der Verbindungsmitglieder durch das Eintreten für die Verbindung. Neben einer Filterfunktion bei Füchsen, wird als Sinn stets dieser erzieherische Charakter der Mensur herausgestellt. So soll das Fechten "... in hervorragendem Maße zugleich der Erziehung zu Selbstzucht und Mut [dienen] ... Der fechtende Student hat danach zu trachten, seinen Gegner durch überlegenes Können und überlegenen Kämpferwillen zu besiegen; daneben aber muß er auch ohne Zucken und ängstliches Ausweichen dessen Hiebe hinnehmen ... Er lernt der wagemutigen Probe auf Kraft und Können den Reiz der Spannung abgewinnen und in zahlreichen Schattierungen die gute von der minderwertigen Leistung unterscheiden." Neben der Einzelmensur entwickelten sich etwa ab 1800 die "P.P.-Suiten" (Pro-Patria-Suiten), die zwischen zwei Verbindungen ausgetragen wurden. Dabei steht das Patria für die Verbindung, d. h. man focht die Mensur für seine Verbindung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden P.P.-Suiten als Austragungsform von Ehrenstreitigkeiten unzulässig. P.P.-Suiten sind heute eine Reihe von Bestimmungsmensuren, die von den Verbindungsmitgliedern geschlagen werden.
Durchführung der Mensur
Vor dem Fechten einer Mensur muß das Verbindungsmitglied sich zuerst "einpauken", d. h. die Mensur erlernen. Dazu müssen die Füchse regelmäßig gegen Atrappen oder mit Vollschutz gegen einen Gegner fechten, um die Hiebe und Paraden beherrschen zu können. Mensuren werden nach festen Regeln, die aber zwischen den verschiedenen Hochschulen variieren können, ausgetragen. Eine Bestimmungsmensur wird nur von als gleichwertig eingestuften Kontrahenten ausgetragen. Niemals werden Mensuren zwischen Mitgliedern der gleichen Verbindung geschlagen, immer gehören die Kontrahenten zwei unterschiedlichen Korporationen an. Die Mensur wird mit einem scharfen Schläger (Glocken- oder Korbschläger, der dem Paradeschläger des Vollwichses gleicht) gefochten. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren daneben andere Waffenformen in Verwendung (z.B. Säbel). Die Paukanten sind mit einer Schutzkleidung (Paukwichs) versehen, die je nach Comment unterschiedlich ausfällt. Gefährdete Partien des Körpers sind aber immer geschützt: der Körper durch die Fechtschürze, der Hals durch die Halskrause, Nase, Augen und Schläfen durch die Paukbrille, und der Arm und die Hand durch Armstulpen und Handschuh. Dem Fechter steht jeweils ein Sekundant, der ebenfalls geschützt ist, zur Seite, der bei eventuellen Regelwidrigkeiten eingreifen kann. Die Leitung einer Mensur obliegt einem Unparteiischen, dem Mensurleiter. Daneben muß immer ein Arzt ("Bader") anwesend sein, der beigebrachte Schmisse nach der Mensur behandeln kann. Bei der Mensur ist die Beweglichkeit des Fechters (Paukanten) eingeschränkt (starre Mensur). Man steht sich mit einer Schlägerlänge Abstand (der sogenannten Mensur) gegenüber und darf nur den hochgestellten Waffenarm bewegen, der andere Arm bleibt hinter dem Rücken. Gefochten wird in kurzen Hiebfolgen (Gänge) mit einer festgelegten Anzahl von Hieben, die jeweils abwechselnd von den Paukanten geschlagen werden, d. h. es erfolgen abwechselnd Hieb und Parade. Nach einer kurzen Unterbrechung folgt der nächste Gang. Nach der festgelegten Anzahl von Gängen oder einer "Abfuhr" ist die Mensur beendet. Eine Abfuhr kann aufgrund einer schweren Verletzung bzw. eines Regelverstoßes eines Paukanten erfolgen. Eine sogenannte Abfuhr auf Haltung erfolgt, wenn ein Paukant einem Hieb ausweicht, da er zu seinem Schutz ausschließlich den Waffenarm verwenden aber nicht wegzucken darf. Die gefochtene Mensur muß jedem Paukanten von dessem Convent genehmigt werden, damit sie anerkannt wird. Dabei kommt es nicht auf ausgeteilte Schmisse oder fechterische Überlegenheit, sondern auf commentgemäßes Verhalten und Regeltreue an.
Quelle: Compendium Germania
Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass der KStV Markomannia Münster, so wie alle KV-Vereine nicht-schlagend ist. Artikel über das studentische Fechten werden daher lediglich der Vollständigkeit halber aufgeführt.